Die Finger fliegen über das Instrument „Bajan und Gedichte“ in der Stadtkirche Babenhausen

Waldemar Heldt spielt auf dem großen russischen Konzert-Knopfakkordeon Melodien in der Stadtkirche.  Foto: Kutscher

Babenhausen (wku) – Gut besucht war die Veranstaltung „Bajan und Gedichte in ihrer Vielfalt“ in der Stadtkirche. Waldemar Heldt aus Aschaffenburg und der Babenhäuser Uwe Friedrich hatten zu einer gemeinsamen musikalischen und lyrischen Aktion eingeladen. Im Wechsel wurden dem Publikum allerfeinste musikalische Stücke und gekonnt rezitierte Gedichte und Geschichten präsentiert. Der Rahmen für diese Vorstellung war bewusst gewählt, denn das Innere der Stadtkirche bietet ein natürliches und einzigartiges Flair.

Waldemar Heldt weist russische Wurzeln auf, besuchte Musikschulen und studierte an der staatlichen Hochschule für Musik in Swerdlowsk. Er spezialisierte sich auf das Bajan genannte Musikinstrument, ein großes russisches Konzert-Knopfakkordeon, mit dem er Werke berühmter Komponisten wiedergibt. Sein hervorragendes Spiel und die Ausdruckskraft des Instruments – es entstand teilweise der Eindruck, die Orgel würde gespielt – faszinierte das Publikum. Mit Werken bekannter Musiker, so unter anderem Johann Sebastian Bach und Aram Chatschaturjan, und anderen Stücken konnte er sein virtuoses Können unter Beweis stellen.

„Es ist unser Wunsch, mit unserem Wirken Menschen unmittelbar zu berühren“

Flink flogen seine Finger bei der eigenen Interpretation russischer Weisen und Wolgamelodien über die Tasten und Knöpfe des Instruments. Die Klänge des selten gespielten Bajans berühren den Zuhörer in mannigfaltiger Weise und machen nachdenklich und besinnlich. Waldemar Heldt konzertiert als Solist auf dem gesamten Globus und trat bereits in Japan und in der New Yorker Carnegie Hall auf. Heute unterrichtet er Akkordeon an den städtischen Musikschulen in Aschaffenburg und Erlenbach. „Es ist unser Wunsch, mit unserem Wirken Menschen unmittelbar zu berühren“: Unter diesem Motto stellten beide Interpreten ihre Aufführungen, und die Zuschauer dankten es in der sonst üblichen Kirchenstille mit lautem Applaus. Uwe Friedrich ist Babenhäuser und bekannt für die vortreffliche Wiedergabe klassischer und moderner Lyrik.

Bei der Veranstaltung hatte er Gedichte und Prosaisches im Gepäck und rezitierte so zum Beispiel Stücke von Matthias Claudius, Theodor Fontane, Bertolt Brecht und Heinrich Heine. Wohl gewählt in der Abfolge und auch inhaltlich unterschiedlich, erzählten die Stücke über Kriege, Liebe und die phantasievolle Welt der Kinder, so im Gedicht „Das Karussell“ von Rainer Maria Rilke.Friedrich achtet bei seinen Vorträgen darauf, dass er durch eine ausdrucksstarke Stimme das Werk wiedergeben kann und verzichtet weitgehend auf die Körpersprache. Dadurch will er erreichen, dass durch die schlichte Interpretation das Wort und der Text in seiner ursprünglichen Weise den Zuhörer erreichen.

Nach gut einer Stunde und 17 Darbietungen musste das ungleiche Duo noch je zwei Zugaben präsentieren.