Wenn´s das Fahrrad nicht auf Wunsch gibt Großer Andrang zum Velobasar beim Turnverein Babenhausen

Viele Suchende wurden beim Fahrradbasar des TV Babenhausen fündig.  Foto: Just

Babenhausen (mj) – Keine gute Einstimmung auf die Fahrradsaison und den Radbasar des Turnverein Babenhausen ist am Samstagmorgen das Wetter. Der Himmel über der Stadt ist grau und es regnet. Trotzdem bringen zahlreiche Leute ihre Drahtesel in die Ziegelhüttenstraße.

Dort werden die Velos von den TV-Helfern in eine Liste eingetragen und mit einem Preisschild versehen. „Bitte um  zwölf Uhr wiederkommen. Dann gibt es entweder Geld oder das Rad zurück“, erläutert Vorsitzender Bert Bernhardt. Zu seinen Worten bekommt jeder Beschicker einen Bon als Eigentumsnachweis in die Hand, denn der Verkauf läuft komplett über die eingespielten Helfer des Vereins.

Als plötzlich der heitere Hinweis an eine Frau ertönt, dass sie ihr Fahrrad jetzt „loslassen“ darf, muss Bernhardt schmunzeln. „Bei vielen steht das Rad jahrelang wie ein Ladenhüter in der Garage oder im Keller. Und trotzdem können sie sich nur schwer trennen“, sagt der Babenhäuser. Anders ist die Lage bei Kristoffer Groher. Der Student aus Seligenstadt steigt nicht nur am 1. Mai aufs Rad: „Ich habe kein Auto und fahre deshalb überall mit dem Zweirad hin“, berichtet der 28-Jährige. Sein Fuhrpark umfasst sieben Velos. Die dienen neben der Fortbewegung auch dem Sport, etwa beim Triathlon. Trotzdem ist ihm seine Sammlung zu groß geworden: „Es haben sich zu viele Räder angehäuft. Heute wird ausgemistet“, sagt Groher, der sich gleich von fünf Exemplaren trennen will. Die ausrangierten Stücke hat er mit einen Anhänger gebracht, seine Freundin hilft beim Schieben in die Halle. Würde der Student alle Räder zu seinen Preisvorstellungen verkaufen, wäre er am Ende des Tages um 1700 Euro reicher.

Wichtige Einnahmen für den Verein

Mit seinem Radbasar hat der TV einen Klassiker ins Leben gerufen, der seit 21 Jahren wichtige Einnahmen für die Vereinskasse bringt. Der Idee nahmen sich im Lauf der Zeit zahlreiche Vereine aus der Umgebung auf. Von den Erlösen behält der TV einen kleinen Prozentsatz als Provision ein. Angeboten werden nicht nur Räder, sondern auch Bobby-Cars, Drei- und Einräder, Inliner oder Kindersitze. Käufer und Verkäufer kommen mittlerweile aus der gesamten Umgebung nach Babenhausen, darunter aus Darmstadt, Dieburg, Groß-Umstadt oder Rodgau. Als sich um  zehn Uhr die Tore öffnen, heißt es erstmal Deckung für die zwölf TV-Helfer: Über 100 Interessierte stürmen die Halle und erinnern an die einstige Schnäppchenjagd bei den Schlussverkäufen in den großen Kaufhäusern der Städte.

Nach einer halben Stunde ist schon ein Großteil der Auslage weg. Das erklärt, dass die beiden Basar-Stunden von 10 bis 12 Uhr völlig ausreichen. Die Preise sind höchst unterschiedlich, was die Kinderrädchen belegen: Hier gibt es welche von 20 bis 250 Euro. „Es gibt Schnäppchen, denen dann wiederum völlig überzogene Preisvorstellungen für alte Räder gegenüberstehen“, weiß TV-Helfer Peter Büttner.

Viele werden fündig

Während viele Suchende fündig werden, gehen auch einige mit leeren Händen wieder nach Hause, so wie die zehnjährige Pia. Die Schülerin will unbedingt ein metallicfarbenes Rad. Was anderes als silbern kommt unter keinen Umständen in Frage. Die Großeltern, mit denen sie gekommen ist, verstehen die unflexible Haltung der Enkelin nicht. „Sie guckt jetzt mit der Oma. Das ist besser für mein Adrenalin“, scherzt Günther Heid, der den Weg zum Wunschfahrrad als schwierig bis aussichtslos einschätzt. Ein paar Minuten später kehrt das Duo ohne Ausbeute zu ihm zurück. „Die meisten Kinder hier sind dankbar, überhaupt ein Rad zu bekommen“, sagt die Großmutter genervt. Pia sieht das anders: „Nein, dann warte ich lieber. Solange nehme ich das Rad von meiner Mutter“, meint sie.

Als um  zwölf Uhr die Beschicker ihr Geld bekommen oder ihre nicht verkauften Räder wieder abholen, fehlt Herbert Klump. Der Rentner gab am Morgen ein Markenfahrrad mit einer bemerkenswerten Ankündigung ab: „Geht das Rad weg, spende ich das Geld dem TV“. Das Rad ging weg und der TV durfte sich über 80 Euro freuen, die komplett der Vereinsarbeit zufließen.