Ernte 2016: „Beim Getreide gab’s mehr Stroh als Körner“ Hergershäuser Landwirt Horst Grimm zieht Bilanz

Der Hergershäuser Landwirt Horst Grimm inspiziert den Mais. Foto: pg

Hergershausen (pg) –Trotz moderner Maschinen und anderer Hilfsmittel ist der Anbau von Feldfrüchten nach wie vor vom Wetter abhängig und der Landwirt in den Zyklus der Natur eingebunden. Am Sonntag wird in vielen Kirchengemeinden das Erntedankfest gefeiert. Der Hergershäuser Landwirt Horst Grimm zieht eine Bilanz.

„So einen Mais hatten wir lange nicht. Er ist hoch gewachsen und hat einen guten Kolbenansatz. Nur die vergangenen zwei Wochen waren ein bisschen trocken“, sagt Horst Grimm und „schält“ einen großen, gelben Kolben aus den schützenden Blättern. Es ist die letzte Frucht, die in seinem Hergershäuser Haupterwerbsbetrieb geerntet wird. Und nach der Ernte ist für einen Landwirt bekanntlich vor der Ernte. Der Raps ist bereits gesät und in der kommenden Wochen ist die Wintergerste dran. Auch Roggen und Weizen werden noch im Herbst ausgebracht. Ab Februar wird dann gedüngt und im Frühjahr der Samen für den Mais und die Sommergerste in die Erde gebracht. Außer im Dezember und Januar hat Grimm, der sowohl Ortslandwirt als auch Ortsvorsteher ist, immer auf seinen Feldern zu tun.

Mit der Ernte in diesem Jahr ist der Hergershäuser zufrieden: „Der viele Regen ist für unsere sandigen Böden hier ja gut“, berichtet er. 2015, als es über Wochen in der Region sehr trocken war, sei der landwirtschaftliche Ertrag deutlich schlechter gewesen. „In diesem Jahr hatten wir eine gute, durchschnittliche Ernte“, bilanziert der Landwirt, der in Fruchtfolge 120 Hektar Acker- und Wiesenfläche bewirtschaftet. Er baut Raps, Mais, Weizen, Gerste und Roggen an.

Ertrag ist niedriger als erwartet

Da in Babenhausen trockene Sandböden dominieren, ist regelmäßiger Regen das A und O. Denn das Wasser versickert schneller als in Regionen mit besseren, lehmhaltigen Böden. Es kommt allerdings auch immer auf den Zeitpunkt für das Nass von oben an. In diesem Jahr habe es beispielsweise in der Blütezeit des Getreides, also im April und Mai, viel geregnet und es sei auch eher kühl gewesen. Deshalb, so Grimm, seien nicht so viele Bienen zum Bestäuben herumgeflogen. Der Ertrag war dadurch niedriger als erwartet. „Die Pflanzen haben nach mehr ausgesehen, als am Ende wirklich drin war. Es gab mehr Stroh als Körner“, erklärt er.

Auch bei den Kartoffeln, die der 64-Jährige nur für den Eigenbedarf anbaut, war dieses Phänomen zu sehen. „Oben war sehr viel Kraut, aber in der Erde waren dann nur wenige Kartoffeln“.

Für Getreide ein Viertel weniger

Ein guter Ertrag bedeutet für den Landwirt in Zeiten globalisierter Wirtschaft allerdings nicht automatisch einen größeren finanziellen Gewinn. Denn Getreide wird am Weltmarkt gehandelt und der bestimmt den Preis, den die Babenhäuser Landwirte beim Verkauf dafür jeweils bekommen. „Was in diesem Jahr beim Ertrag mehr ist, ist am Preis weniger. Für das Getreide haben wir ungefähr ein Viertel weniger bekommen als vergangenes Jahr“, sagt der Hergershäuser.

So hat Grimm für einen Doppelzentner Wintergerste 2015 noch 15 Euro erhalten, in diesem Jahr nur noch zwölf. „Aber darauf haben wir, wie auf das Wetter, keinen Einfluss“, sagt der Landwirt.