Abschied vom Thesa genommen / Reiner Wagner bei Kikeriki-Theater Dunkles Kapitel abgeschlossen

„Schräge Vögel“: Reiner Wagner spielt im neuen Stück des Kikeriki-Theaters unter anderem einen Clown.

Bild: privat

Dietzenbach – Der einstige Theaterchef Reiner Wagner hat eine schwere Zeit hinter sich. „Es war für das Theater Schöne Aussichten (Thesa) fatal, dass es während Corona geschlossen werden musste“, beschreibt er die Anfänge dieses dunklen Kapitels. Mit Auftritten im Internet habe sich nicht richtig Geld verdienen lassen. Also macht Wagner sein Theater im Jahr 2020 für vier Monate dicht und betritt es erst mal nicht mehr.

Später startet er mit seinen Schauspielkollegen Christoph Visone und Susanne Fey einen Versuch, das Theater am Harmonieplatz wiederzubeleben. Doch Wagner muss feststellen: „Unsere Philosophien sind komplett auseinandergegangen.“ Hinzu kommt, dass das Dietzenbacher Original sein kleines Schauspielhaus eines Tages nicht mehr wiedererkennt. Er habe Visone und Fey zwar erlaubt, die Räumlichkeiten umzugestalten, doch als er sie eines Tages betritt, erinnert ihn dort nichts mehr an sein Thesa. Alles, was vorher etwa an Dekoration drin gewesen war, sei verschwunden.

Christoph Visone nimmt zu den Aussagen Wagners infolge der ersten Veröffentlichung des Artikels Stellung: Er betont, der Umbau des Theaters habe erst stattgefunden, nachdem Fey und er im Oktober 2022 sämtliche Verträge übertragen hatten. Bereits zuvor, nämlich ab Sommer 2022, hätten Fey und er bereits sämtliche Kosten wie Miete und Nebenkosten ohne das Zutun Wagners getragen, nachdem die Zusammenarbeit erst im Oktober 2021 begonnen hatte. Nach der Übernahme der Kosten im Sommer hätten Fey und er lediglich Dekomaterialien an der Decke entfernt, da diese eine Gefahr für Besucher dargestellt hätten und zudem verdreckt gewesen seien. Der eigentliche Umbau habe erst nach dem Umschreiben der Verträge stattgefunden und nachdem Wagner im Oktober vergangenen Jahres via WhatsApp mitgeteilt habe, dass er die Zusammenarbeit beenden und das Theater verlassen werde.

Dieser ernüchternde Blick sei es jedoch gewesen, der es ihm erleichtert habe, dem Theater Schöne Aussichten den Rücken zu kehren. 15 Jahre lang hat Wagner dort sein treues Publikum unterhalten. Visone und Fey, so macht er deutlich, sei er ob dieser Veränderung jedoch „nicht gram“. Und zu seinem Lebensabschnitt im Thesa, das heute Altstadt-Theater heißt, sagt Wagner: „Es war eine traumhafte Zeit.“ Er erinnere sich gern an Stücke wie „Der Watzmann ruft“ oder „Honig im Kopf“.

In seine damalige Entscheidung, die Schauspielerei zunächst an den Nagel zu hängen, habe auch seine eigene Corona-Erkrankung mit hineingespielt. „Ich habe im Dezember 2021 zehn Tage nur im Bett gelegen“, berichtet Wagner. Im Anschluss machen ihm nicht nur Kurzatmigkeit, sondern auch Gedächtnisprobleme zu schaffen. Texte kann sich der Darsteller nicht mehr merken.

„Ich hatte Angst, mich auf der Bühne zu blamieren“, macht er deutlich. Also zieht Wagner sich zurück und tröstet sich insbesondere mit Essen über seinen Kummer hinweg.

Seit einem Dreivierteljahr gehe es ihm wieder deutlich besser, betont der Schauspieler. Auch hat er den Weg zurück auf die Bühne gefunden. „Ich spiele beim Kikeriki-Theater mit“, berichtet er. Dort habe er zunächst als Krankheitsvertretung Rollen in dem Stück „Schräge Vögel“ übernommen, für das bald die Proben beginnen.

„Im ersten Teil spiele ich einen Clown“, erzählt Wagner. Der habe zwar keinen Text, mache jedoch allerlei Blödsinn. Im zweiten Teil des Theaterstücks habe er zwei Sprechrollen, berichtet der 68-Jährige weiter. Und wenn er sich bei den Aufführungen bewähre, könne er möglicherweise Teil des Kinder-Kikeriki-Theaters werden.

Gleichzeitig ist Wagner auch wieder bereit, im Fernsehen aufzutreten. „Im Filmbereich will ich noch mal richtig Gas geben“, macht er deutlich.

Außerdem schreibt Reiner Wagner weiterhin an seinem eigenen Kabarett-Programm. Dabei nimmt er etwa die Politik aufs Korn, kritisiert aber auch die Ellenbogengesellschaft, die ihm gewaltig gegen den Strich geht. „Ich würde die Premiere gern in Dietzenbach spielen“, sagt Wagner. Ins Auge gefasst habe er diese für Herbst nächsten Jahres.

Von Anna Scholze