Ensemble thesa:neo spielt „Krabat“ im Theater Schöne Aussichten „So facettenreich wie das Leben selbst“

Auch abseits der Bühne, direkt am Publikum, treiben die der Verwandlung und Zauberei mächtigen Müllerburschen ihre Spielchen. Foto: Dreger

Dietzenbach (zsd) – Von Raben bei seinem Namen gerufen, treibt die Neugier den jungen Krabat zur Mühle am Schwarzkollm. Unbedarft klopft er an, ohne zu ahnen, dass das Öffnen der Tür sein Leben für immer verändern wird. Düster, magisch und voller Fragen ist das neueste Werk im Theater Schöne Aussichten. „Das ist alles andere als leichte Kost“, sagt Theaterhäuptling Reiner Wagner. Das Stück „Krabat“ nach der Interpretation von Otfried Preußler liegt ihm schon lange am Herzen. Dass das Ensemble thesa:neo von der Gruppe Kindköpp die sorbische Sage auf die Bühne bringen soll war für Wagner von Anfang an klar. Von der ersten Besprechung bis zur Premiere ist rund ein Jahr voller Proben vergangen. „Wenn man mit Schülern arbeitet, kommt von Ferien bis zum Lernen eben immer wieder was dazwischen“, sagt Christiane Kreuchauff, die sich gemeinsam mit Wagner um die Regie und die Leitung gekümmert hat. „Wenn es um Stimmung oder Spielverständnis ging, war ich da. Aber ich habe nur an sehr wenigen Schrauben gedreht“, verrät Wagner. In Szene gesetzt haben es die Bühnenakteure mit Unterstützung von Kreuchauff fast komplett selbst. Als „definitiv anspruchsvoll“ und „etwas absolut anderes als eine Komödie“ beschreiben es die jungen Schauspieler. Bei allen Mitgliedern des elfköpfigen Ensembles ist Enthusiasmus vor und während der Vorstellung zu spüren. „Ich war schon bei der Generalprobe total geflasht, wie gut alles zusammenpasst“, erinnert sich Luis Heusel. Er spielt die Rolle des Gevatter Tod, mit dem der Meister der Mühle einen Pakt eingegangen ist.

Ein Handschlag zwischen dem Meister (Tim Westerwald) und Krabat (Jannis Zeiger) besiegelt auch dessen Schicksal. Nicht nur eine Müllerlehre wartet auf den Burschen, sondern auch schwarze Magie. „Wer viel fragt, der viel irrt“, versucht der Meister die Neugier seines neuen Lehrlings zu bändigen. Doch Krabat stellt seine Fragen - auch wenn das für ihn gefährlich ist. „Ihr schwitzt nicht und werdet nicht müde. Warum geht es euch allen so gut beim arbeiten?“, will er von den Gesellen wissen. Doch die Antwort treibt ihn nur weiter hinein in das mystische Geschehen. Es geht um Freundschaft, um Mut und Vertrauen. Letzteres bekommt er nur vom Altgesellen Tonda (Charly Kreuchauff) entgegen gebracht. „Das Stück ist so facettenreich wie das Leben selbst“, sagt Christiane Kreuchauff.

Hufgetrappel und das Ankommen einer Kutsche sind in jeder Neujahrsnacht die Zeichen für das schaurige Geheimnis der Mühle. Als Krabat eben in dieser Nacht im für ihn verbotenen Teil des alten Gebäudes Knochen und Zähne anstatt der üblichen Getreidekörner findet, nimmt das Mysterium seinen Lauf. Auch die Liebe findet ihren Weg in die Geschichte. Aber davon dürfe der Meister nie etwas erfahren, wird Krabat gewarnt.

Die Schauspieler nutzen nicht alleine die Bühne für ihre Szenische Umsetzung der Geschichte aus der Lausitz. Viel mehr finden zauberhafte Verwandlungen immer wieder inmitten der Zuschauerreihen statt, die sich dank dem Wortwitz und der Spielfreude des Ensembles trotz der Ernsthaftigkeit des Stücks immer wieder zum Lachen bringen lassen. „Ich ziehe meinen Hut vor den Akteuren. Da werden große Rollen toll gespielt“, lobt Besucherin Barbara Porte, die die Geschichte bereits als Film kennt. „Beeindruckend, wie sie es schaffen, mit einem so minimalistischem Bühnenbild eine so maximale Szenenwirkung zu erreichen“, fügt Zuschauer Uwe Schmedemann hinzu. Am Ende wird dem zum Gesellen herangewachsenen Krabat die Liebe beinahe zum Verhängnis und rettet ihm zum Schluss doch das Leben. Weitere Vorstellungen im Thesa sind am Freitag, 7. ud Samstag, 8. September, jeweils ab 20 Uhr sowie am Sonntag, 9 September, ab 18 Uhr. Einlass jeweils 90 Minuten vorher. Karten gibt es bei Schreibwaren Müller, Bahnhofstraße 22, Telefon 06074 304807 oder online ohne Aufpreis auf thesa.de.