Theaterstück zum Finale des „Deutschsommer“ Eslem spielt die „Ronja“

Deutschkenntnisse verbessern und selbstbewusster werden: Die Aufführung von „Ronja Räubertochter“ ist in Dietzenbach Abschluss des Sprachförderprogramms „Deutschsommer“. Im grünen Kleid: Hauptdarstellerin Eslem. Bild: Wittekopf

Dietzenbach – Zum Abschluss wurde im Schulhof der Dietzenbacher Aue-Schule wie immer „Ronja Räubertochter“ gespielt. Das Theaterstück passt ja auch gut als Finale des schulischen Sprachförderprogramms „Deutschsommer“. Denn in Romanen von Astrid Lindgen geht es stets um eine ideale Kinderwelt. Die Aufführung dürfte vor allem für Zeynep Yilmaz ein besonderer Tag gewesen sein, denn ihre Tochter Eslem (9) durfte vor den Augen des Dietzenbacher Bürgermeisters Dieter Lang (SPD) die Hauptrolle spielen: die „Ronja“.

Auch der „Deutschsommer“ soll das Leben von Kindern verbessern, genauer, von Drittklässlern aus Dietzenbacher Schulen, die Nachholbedarf bei der deutschen Sprache haben. Das sind vor allem Kinder mit Migrationshintergrund, die besonders unter den geschlossenen Schulen während der Corona-Pandemie litten, weil daheim oft wenig Deutsch gesprochen wird.

Es geht im Schulunterricht längst nicht mehr nur um Sprachdefizite durch die Pandemie: „Die Beeinträchtigungen machen sich bemerkbar in den Bereichen Ängste, depressiver Symptomatik und psychosomatischer Beschwerden“, sagt Karin Rosbach, Dezernentin für Gesamtschulen im Schulamt Offenbach. Hier sei während der Pandemie eine Zunahme der Fälle zu verzeichnen, „inzwischen sind die Zahlen aber wieder rückläufig.“ Die psychische Gesundheit und das „Belastungserleben“ von Kindern und Jugendlichen scheinen sich langsam zu verbessern, seien aber noch über vor-pandemischen Niveau, stellt die Pädagogin fest. Der „Deutschsommer“ soll auch hier Wirkung zeigen, es geht ja darum, mit besseren Sprachkenntnissen selbstbewusster zu werden. Wie immer nahmen 30 Drittklässler am diesjährigen dreiwöchigen Training teil, zum ersten Mal waren auch Kinder aus der Ukraine dabei. „Auf Empfehlung der Grundschullehrkräfte werden die Erziehungsberechtigten über das Angebot, ihre Kinder an der Förderung im Rahmen des Deutschsommers teilnehmen zu lassen, informiert. Die Eltern entscheiden, ob sie ihre Kinder dafür anmelden wollen,“ erklärt Schulamtsdezernentin Rosbach.

Für eine intensive Betreuung wurden die Kinder in zwei Gruppen geteilt und von Lehrkräften, Sozial- und Theaterpädagogen betreut. Und so sah das Programm aus: Morgens war Deutsch büffeln angesagt mit Lesen, Schreiben, und Theaterproben für das Stück „Ronja Räubertocher“, für das die beiden Pädagoginnen Gabriele Lüdke und Ilona Kraus die Texte geschrieben haben. Nach dem Mittagessen gab es ein Freizeitprogramm, dazu zählte auch wieder der beliebte Ausflug zur Burg Ronneburg (Main-Kinzig-Kreis).

Wie notwendig pädagogische Angebote wie der „Deutschsommer“ in der nach-pandemischen Zeit sind, lässt sich auch an einer Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München ablesen. Untersucht wurde zwischen Frühling 2020 und März 2021, wie Familien unter den Lockdowns emotional gelitten hatten. Antwort: erheblich. „Die Lockdowns waren schon hart. Aber unsere Studie zeigt auch, dass das Wohlbefinden von Familien über den gesamten Zeitraum der Corona-Pandemie gesunken ist“, sagt Samuel Essler, Studienautor und Mitarbeiter am Lehrstuhl Entwicklungspsychologie.

Für die Schulen heißt das jetzt auch: „Lehrkräfte sind gefordert, genauer hinzuschauen und individueller auf Schüler einzugehen. Hierzu ist die Unterstützung durch die Eltern unverzichtbar“, erklärt Karin Rosbach. In Absprache mit den an allen Schulen etablierten multiprofessionellen Teams seien Maßnahmen der individuellen Förderung wie Förderkurse und Nachteilsausgleiche notwendig. Der „Deutschsommer“ ist also wichtiger denn je.

Von Steffen Gerth