Dietzenbacher Nasar Ahmadwali näht Taschen in seiner Ledermanufaktur Kein Produkt für die Masse

Bei Dilbar näht der Chef selbst: Nasar Ahmadwali hat seine Ausbildung zum Schneider in Italien gemacht. Bild: ans

Dietzenbach – Die Dietzenbacher Unternehmenswelt hat einiges zu bieten. In loser Reihenfolge werfen wir einen Blick hinter die Kulissen. Diesmal haben wir den Lederwarenhersteller Dilbar in Steinberg besucht.

Nasar Ahmadwali hat den Schritt gewagt und ein eigenes Geschäft eröffnet. Unter dem Namen Dilbar verkauft er nun in der Taunusstraße seine handgefertigten Ledertaschen. Dabei entwirft und schneidert er jedes einzelne Stück seiner Kollektion selbst. „Wenn ich eine neue Idee für Taschen habe, nähe ich sie zuerst mit künstlichem Stoff“, erzählt er. Denn der sei nicht so wertvoll wie das Leder. Gefällt ihm das Ergebnis, überträgt er den Entwurf auf die Tierhaut.

Hierbei schaue er zunächst, ob das Metrial keine Fehler hat. Insbesondere bei der Vorder- und Rückseite einer Handtasche sei es wichtig, dass diese makellos sind, da sie immer zu sehen seien. Müssen aufgrund des Designs mehrere Lagen übereinander genäht werden, zieht Ahmadwali das Leder zunächst durch eine Maschine, damit es dünner wird. Denn sonst könne es passieren, dass die Nadel der Nähmaschine nicht durch alle Schichten dringt. Bevor der Jungunternehmer sich jedoch ans Nähen macht, wählt er das Garn in passender Farbe und Dicke aus. Ist das Leder selbst nicht dick genug oder handelt es sich um eine große Tasche, müssen die Einzelteile verstärkt werden, damit das Endprodukt nicht in sich zusammenfalle, wie er weiter erklärt. Sein Leder bezieht Ahmadwali dabei ausschließlich aus Italien. Dinge wie Schnallen oder Handtaschenketten kauft er hingegen in Offenbach ein.

Seine Ausbildung hat Nasar Ahmadwali in Italien gemacht. Dabei habe er zunächst für eine Firma gearbeitet, die Autositze herstellt, später dann habe er etwa für Harley Davidson Motorradtaschen hergestellt. Bevor er im September 2019 nach Deutschland gekommen ist, war der Schneider Teamleiter bei einem italienischen Unternehmen für Damenhandtaschen. Da habe er schließlich erkannt, dass er genau das auch in Zukunft machen wolle, sagt der gebürtige Afghane, der bereits in seiner Heimat bei seiner Familie die ersten Grundlagen für den Beruf erlernt hatte.

In Deutschland hat Nasar Ahmadwali zunächst in der Gastronomie gearbeitet. Auch heute noch ist er zusätzlich in einem Restaurant in Rödermark tätig, um die Anfangszeit seiner Selbstständigkeit überbrücken zu können. „Es braucht Zeit, bis die Kunden ihren Weg in mein Geschäft finden“, sagt er.

Wer bei dem Dilbar-Chef einkauft, bekommt keine Massenware. „Ich fertige von einem Modell immer nur ein paar Taschen an“, sagt er. Danach gebe es das Design nicht mehr. Doch nicht nur das unterscheidet Ahmadwalis Produkte von denen großer Marken. „Bei mir kann man sich eine Handtasche individuell anfertigen und sie mit seinem Namen versehen lassen“, verdeutlicht er. Zudem können die Kunden seine Kreationen lange mit sich tragen. Denn: „Leder ist wie unsere Haut, wenn man es gut pflegt, wird es viele Jahre alt“, sagt Ahmadwali.

Der Unternehmer kann sich jedoch durchaus vorstellen, auch Taschen aus veganem Leder anzufertigen. „Es gibt dafür auf jeden Fall einen Markt“, sagt er. Allerdings gibt er zu bedenken, dass die Ersatzprodukte häufig nicht so langlebig und somit nachhaltig seien. Wenn sie nicht mehr getragen würden, seien sie Müll, der entsorgt werden müsse. „Ich selbst möchte Taschen aus recyceltem Leder herstellen“, sagt Nasar Ahmadwali. Auch bietet er Kunden an, ihre Jacken oder Handtaschen zu reparieren oder zu säubern.

Von Anna Scholze