Marcus Ruchti startet bei Extrem-Radrennen über die Pyrenäen Vom Mittelmeer zum Atlantik

Eine lockere Ausfahrt vor dem großen Tag: Der Dietzenbacher Marcus Ruchti bereitet sich auf ein Extrem-Radrennen quer durch die Pyrenäen vor - wenn es ernst wird, natürlich in Helm und Rennmontur. Bild: bräuner

Dietzenbach – Den Ausdauersport sieht man Markus Ruchti schon von Weitem an. Braun gebrannt und mit verspiegelter Sportbrille sitzt er auf seiner Rennmaschine. Mit den kleinen Taschen an Rahmen und Sattel ist es schon fertig vorbereitet für das Abenteuer, auf das er am 24. Juni aufbrechen wird. Auf diesem Fahrrad wird Ruchti dann eine knappe Woche täglich mehrere Stunden verbringen, wenn er beim Ultra-Radrennen „Transpyrenees“ an den Start geht.

An der Costa Brava am spanischen Mittelmeer geht es los. Ganze 1 050 Kilometer und 25 000 Höhenmeter liegen dann zwischen Ruchti und seinem Ziel, dem baskischen San Sebastian am Atlantik. Mit ihm am Start stehen dann 185 weitere Extrem-Radfahrerinnen und -Radfahrer. Die Strecke ist vorgegeben, ansonsten sind ab dem Startschuss alle auf sich allein gestellt. Das betrifft neben dem Equipment auch die Unterkünfte und die Verpflegung, erklärt Ruchti. Beim packen achte er darauf, nur das Nötigste mitzunehmen, was sich in seinem Fall auf Fahrrad- und leichte Freizeitkleidung beschränkt, „für die Abende im Hotel“, sagt er. Denn für ihn gehe es darum, das Rennen in der vorgegebenen Zeit von sechs Tagen zu beenden, und nicht ums Gewinnen. Da könne man sich nach den Strapazen des Tages auch ein ordentliches Bett gönnen.

Wer bei den Ultra-Rennen um den Sieg kämpft, der genehmige sich diesen Luxus nicht, erzählt Ruchti. Die Ersten würden bereits nach etwa drei Tagen im Ziel erwartet. Richtig schlafen würden die in dieser Zeit nicht, sondern nur immer mal ein paar Minuten. „Das kann auch mal auf einer Parkbank oder einer Wiese an der Strecke sein“, sagt Ruchti.

Zum extremen Ausdauersport ist er erst spät gekommen, erzählt der 49-jährige Dietzenbacher. In seiner Jugend habe er zunächst Fußball gespielt, später sei er dann zum Laufen gewechselt. Irgendwann habe ihn ein Arbeitskollege zum Marathon überredet. So richtig mit dem extremen Leistungssport sei es dann losgegangen, nachdem er mit anderen beim „10-Freunde-Triathlon“ teilgenommen hatte, bei dem man sich die Ironman-Strecke zu zehnt aufteilt. Doch das habe ihm nicht gereicht. „Da habe ich dann Blut geleckt“, erinnert sich Ruchti. Also ging es für ihn wieder über die 3,8 Kilometer Schwimmen, 182 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen – diesmal aber alleine. Die extreme Radstrecke sei für ihn dann in der Pandemie interessant geworden, sagt Ruchti. Auf der Suche nach Alternativen zum damals schwierig umsetzbaren Urlaub sei er irgendwann auf das Rennradfahren mit Gepäck gestoßen. „Da habe ich mich gleich bei einem der härtesten angemeldet“, sagt Ruchti und lacht. Seinen Einstand auf der Ultra-Strecke feierte er beim „Three Peaks Bike Race“ quer durch Europa von Wien nach Barcelona 2021.

Was Ruchti an den Ultra-Rennen besonders gefällt, ist, dass diese noch nicht so kommerziell und professionalisiert sind wie der Rennradsport oder der Triathlon sonst. „Das ist vor allem eine schöne Gemeinschaft und alle machen das nur, weil es ihnen Spaß macht“, sagt er.

Beim Transpyrenees kommen am Ende doch noch die Profis vorbei. Denn genau einen Tag nach der Zieleinfahrt der Ultra-Rennfahrer führt eine Etappe der Tour de France die Fahrer durch San Sebastian. „Da wird dann aber nur noch zugeschaut“, sagt Ruchti und lacht.

Von Philipp Bräuner