IRONMAN Schwimm-Start lockt wieder zahlreiche Fans an den Waldsee Gänsehautstimmung auch ohne Stars

Rein ins kühle Nass: Nur 22,9 Grad misst das Waldsee-Wasser am frühen Sonntagmorgen. Bild: Strohfeldt

Langen – Es ist erst kurz vor 6, als sich am Sonntagmorgen im Strandbad Langener Waldsee mehr als 3.200 Triathletinnen und Triathleten tummeln. Die einen kontrollieren noch schnell ihre Rennräder, füllen die Wasserflaschen auf und ziehen ihre Neoprenanzüge über, während die anderen schon den Weg ins Wasser gefunden haben und sich mit ein paar schnellen Zügen einschwimmen. Bereits zum 21. Mal fällt am Waldsee der Startschuss der Europameisterschaft in der Triathlon-Langdistanz und neben den vielen Eisenmännern und -frauen sind auch Hunderte Fans, Freunde, Familienmitglieder und Sportbegeisterte an den Strand gepilgert. Mit einem großen Megafon stehen Jeannette Schönbein und Claudia Backöfer am Zaun der Wechselzone und beobachten das windige Treiben. „Wir unterstützen heute die knapp 80 Athleten der Triathlon-Abteilung von Eintracht Frankfurt“, erzählt Backöfer. Unter den Sportlern aus der Mainmetropole sind auch 25 Teilnehmer, die in einem speziellen Projekt auf den Tag vorbereitet wurden. „Da gab es dann gesonderte Trainingseinheiten, Ernährungspläne und Anweisungen für den Aufbau von Muskeln und Kondition“, ergänzt Schönbein. Den ganzen Tag über wollen die beiden Frauen an verschiedenen Punkten an der Strecke stehen und ihre Freunde kräftig anfeuern. „Wir haben heute Abend bestimmt auch zehn Kilometer auf der Uhr“, prophezeien sie. Anders als in den Vorjahren ist das Profifeld der Männer diesmal nicht mit von der Partie, da ihr Europameistertitel bereits vor rund einem Monat in Hamburg vergeben wurde. So lockt der Start auch ein paar Triathlon-Fans weniger an den Waldsee als in den Vorjahren. Die Altersklassenathleten haben hier jedoch noch die Chance auf 150 Tickets für die Weltmeisterschaft in Nizza. Und auch das Profifeld der Frauen ist am Start, um die Plätze für die WM auf Hawaii unter sich aufzuteilen. Mit Vorjahressiegerin Daniela Bleymehl wartet gleich die größte deutsche Hoffnung auf den Titel am Ufer des Waldsees.
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Die Darmstädterin hat beim Rennen vor ihrer Haustür die dritte Podestplatzierung fest im Blick, als um 6.25 Uhr der Startschuss fällt und die Profis sich in die Fluten stürzen. Genau 3,8 Kilometer gilt es im 22,9 Grad kühlen Nass zu absolvieren. Anschließend warten 180 Kilometer auf der Radstrecke und zum Abschluss noch ein 42 Kilometer langer Marathon.

Am Ufer drückt Burkhard Kramer seinem Freund Benjamin Ehrlich fest die Daumen, der noch am Start steht. „Vor vier Jahren hat er schon einmal hier mitgemacht und musste kurz vor dem Ziel, bei Kilometer 36 der Laufstrecke, aufgeben. Ich habe die vergangenen Monate mit ihm hart trainiert und viele Tipps gegeben, damit er heute endlich das Ziel auf dem Römer erreicht“, erklärt der Mühltaler, der selbst 30 Jahre Erfahrung im Triathlon hat.

Dann ist es endlich auch für die Altersklassenathleten an der Zeit, in das Rennen einzusteigen. Ein paar Plakate mit Motivationssprüchen sind über den Köpfen der Zuschauer zu sehen, die sich am Ufer mit einem kräftigen Applaus einstimmen. Natürlich darf kurz vor dem Start der mittlerweile traditionelle „Irish Clap“ nicht fehlen, bei dem Tausende Sportler und Fans im Rhythmus klatschen. Ein Gänsehautmoment. Dann fällt der zweite Startschuss und das Meer an roten Badekappen stürzt sich nach und nach beim „Rolling Start“ in den Waldsee. Die Profi-Frauen sind derweil schon weiter gekommen und biegen an der vorletzten Boje vor dem Landgang auf halber Strecke ab.

Es ist jedoch nicht Daniela Bleymehl, die zunächst beim „Australian Exit“ und gut 20 Minuten später am Ausgang der Disziplin als erstes auftaucht, sondern die dreiköpfige Führungsgruppe um die Amerikanerin Lauren Brandon, die sich mit einem gehörigen Vorsprung im Rücken den Weg aus dem Strandbad und gen Frankfurt bahnt. Mehr als zwei Stunden später, gegen 9.30 Uhr, steigt dann auch der letzte Altersklassenathlet aus dem Waldsee und schwingt sich aufs Rennrad.  zmk