Die Single des Künstlers, die bei der Internet-Community auf Begeisterung stößt, transportiert neben einer eingängigen Melodie vor allem einen tiefgründigen Text. „Es geht darum, wie Menschen mit Migrationshintergrund in ihrem Heimatländern gesehen werden“, sagt er. Ylly selbst hat marokkanische Wurzeln, ist in Offenbach geboren und in Dietzenbach aufgewachsen. Das Gefühl, manchmal nicht dazuzugehören, habe er allerdings nicht nur hier. „Wenn ich in Marokko bin, bin ich für die Menschen dort der Deutsche“, sagt er. In Deutschland indes wird er immer wieder mit seinem Aussehen konfrontiert. „Sag, bist du hier geboren? Du sprichst so gut deutsch!“, heißt es entsprechend in seinem Lied. Und auch sonst erlebt der Liedermacher und Produzent regelmäßig unangenehme Situationen. „Ich muss mir etwa Sprüche anhören wie: „Der Schläfer kommt“, sagt Ylly. Was eine humoristische Anspielung auf einen Terroristen sein soll, der bis zur Ausführung seines Auftrages erst einmal unauffällig bleibt, ist für den 29-Jährigen zutiefst verletzend. „Es ist schwer, seine Gefühle in solch einer Situation verständlich rüberzubringen.“ Wohlwissend, dass solche missglückten Witze häufig nicht böse gemeint seien. Um seinen Emotionen dennoch Ausdruck verleihen zu können, nutze er die Musik. „Lieder zu schreiben ist ein Ventil für mich und eine Möglichkeit, eine Botschaft rüberzubringen“, sagt Ylly. So ruft er den Hörern von „International“ auch ins Gedächtnis, dass es egal ist woher jemand kommt und Schubladendenken Grenzen schlägt, anstatt zwischenmenschliche Verbindungen zu schaffen.
Auch wenn es sich bei dem Stück um seine Debüt-Single handelt, ist der Dietzenbacher nicht neu im Musikgeschäft. Seit rund zehn Jahren schreibt und produziert er Musik für verschiedene Künstler. So hat er etwa die Band Bosse aufgenommen. Angefangen hat alles jedoch bereits viel früher. „Ich habe schon als Achtjähriger meine ersten Songs geschrieben und sie mit Freunden auf Kassette aufgenommen“, sagt Ylly, der aus einer Musikerfamilie kommt. Mit etwa zwölf Jahren habe er sich dann in dem Tonstudio seines Vaters ausprobiert. Später eröffnete er dann in Hamburg sein eigenes Studio. „Es war wirklich eine tolle Zeit“, sagt der Sänger. Doch irgendwann habe er beschlossen, dass er zurück in die hessische Heimat möchte. „Auch war es für mich an der Zeit, meine eigene Musik zu veröffentlichen“, sagt er. So kümmere er sich heute in seinem Tonstudio neben seiner eigenen Musik auch um die Nachbearbeitung – Mixing und Mastering – von Musikproduktionen für andere Künstler.
Dazu hat Ylly sich vorgenommen, in der nächsten Zeit weitere eigene Stücke herauszubringen. Doch das brauche Zeit. „Denn ich mache vom ersten bis zum letzten Ton alles selbst“, sagt er.