Junge Musiker spielen im Galopp Konzert in Dietzenbacher Christus-Kirche

Die Pianistin Julia Okruashvili und der Cellist Victor Plumettaz stemmen ein sattes Programm. Vor allem die Rachmaninow-Sonate nach der Pause hat es technisch in sich. Foto: Mangold

Dietzenbach (man) – Die Pianistin Julia Okruashvili und der Cellist Victor Plumettaz spielten am Sonntag vor gut gefüllten Bänken in der Christus-Kirche an der Darmstädter Straße groß auf. Während der Begrüßung erwähnt der Organisator Marcel Jung die Sponsoren des Abends. Ohne die wäre so ein Konzert kaum zu stemmen.

Zu denen Geldgebern gehören etwa die Volksbank Dreieich, der Elektroanlagenbauer EAB oder auch die Eulen Apotheke. Und das Ehepaar Heidemarie und Norbert H. Kern. Julia Okruashvili trägt einen georgischen Namen und wuchs in Russland auf, genauso wie auch Sergej Rachmaninow, dessen Sonate in g-Moll nach der Pause erklingt. Victor Plumettaz stammt aus einer schweizerisch-ungarischen Verbindung.

Aus Ungarn wiederum stammt der Komponist Béla Bartók. Dessen Rhapsodie Nr. 1 steht zu Beginn auf dem Programm, vor allen für den Cello-Part ideal geeignet, sich erst mal frei zu spielen, auch wenn das einer wie Victor Plumettaz ebenso wenig braucht wie Julia Okruashvili. Beide gewannen auf ihren Instrumenten schon mehrere Wettbewerbe.

Glänzend harmonisch

Bartók bewegt sich zwar in tonalen Harmoniegefilden, jedoch stets gerade noch so im Rahmen, die Grenzen austarierend. Bartók klingt kantig. Luftig und gefällig kommt trotz der tänzerischen Polka-Elemente auch seine Rhapsodie nicht ums Eck. In die Melodie des Cellos kreuzt immer wieder das Klavier mit Akkord-Dissonanzen. Das Kammermusikgespann Okruashvili-Plumettaz harmoniert glänzend. Natürlich ist Plumettaz ein Cellist, der zulangen kann, der sich mit voller Emphase in elegischen Passagen ergeht. Er gibt aber der Versuchung nicht nach, auf Teufel komm raus zu dominieren, das Klavier zur reinen Begleitung zu stutzen. Das ließe sich mit einer wie der selbstbewussten Pianistin Julia Okruashvili ohnehin nicht machen.

Ein gänzlich anderer Sound weht bei der Sonate „Vier Städte“ des türkischen Komponisten Fazil Say durch die Kirche. Die Pizzicato-Passagen am Anfang des ersten Satzes, der den Titel Sivas trägt, nach der Großstadt in Anatolien, könnten auch einen Chanson oder Szenen aus einem französischen Film flankieren. In „Ankara“, dem dritten Satz, schreibt Fazil Say eine bestimmte Spieltechnik in den Klavierpart. Julia Okruashvili dämpft mit den Fingern der linken Hand die Saiten des Flügels ab, die sie mit der rechten auf der Tastatur anschlägt. Der Effekt ist keineswegs eine manierierte Spielerei, vielmehr unterstreicht er den Charakter der Melodie, die das Cello vorgibt.

Lustvoll interpretiert

Die Rachmaninow-Sonate ist kein Stück, das sich technisch so nebenbei bewältigen lässt, schon gar nicht fürs Klavier. Der 1917 aus Russland emigrierte Rachmaninow war selbst ein Pianist aus der Beletage der Zunft und tobte sich als Komponist dementsprechend auf dem Instrument aus, ähnlich wie Franz Liszt.

Für beide lässt sich ist etwa der Anfang des zweiten Satzes lustvoll interpretieren, das treibende Galopptempo, das wiederholt in Kantilenen mündet. Langsam, sich dynamisch steigernd, um wieder retardierend abzufallen, verläuft der dritte Satz. Und spätestens beim vierten entwickelt sich beim einen oder anderen Hörer eventuell das Bild: Rachmaninow benimmt sich wie ein Gast, der sich mehrmals vom Tisch verabschiedet aber immer wieder zurück kehrt, weil ihm an der Türe noch was einfiel, das er eben doch noch schnell unbedingt erzählen will.