An der Astrid-Lindgren-Schule wird Muttersprachlern das Fach Türkisch angeboten Mira wählt das Wort „Mama“

Türkischlehrerin Aylin Kalaoglu hilft den Erst- und Zweitklässlern der Astrid-Lindgren-Schule ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen. Bild: ans

Dietzenbach – Es herrscht reges Treiben um die Türkischlehrerin Aylin Kalaoglu. Kinder unterhalten sich mit ihren Klassenkameraden, während andere sich ein Platz suchen. Schnell wird der Rucksack abgelegt und die Jacke über die schwarze Rückenlehne des Stuhls gehängt. Nach und nach finden weiter Schülerinnen und Schüler der Astrid-Lindgren-Schule ihren Weg in die Klasse. Um Ruhe einkehren zu lassen, klatscht Aylin Kataoglu zweimal in die Hände und fordert die Kinder auf, sich hinzusetzen. Zumindest lässt sich das aus der Reaktion der Grundschülerinnen und Grundschüler schließen, die sich alle zu ihrem Platz begeben. Verstehen kann die Lehrerin nur derjenige, der auch Türkisch spricht. Für die Mädchen und Jungen ist das jedoch kein Problem. Sie alle haben Eltern, die aus der Türkei stammen. Sie haben ihre Kinder für den Sprachunterricht angemeldet, wie Verena Hofmann Schulleiterin der ALS erklärt. Denn der Unterricht ist nicht verpflichtend. Durch die Stunden bei Aylin Kalaoglu sollen die Kenntnisse der Grundschüler in ihrer Muttersprache gefördert.

Und so ruft Kalaoglu die Kinder gleich zu Unterrichtsbeginn nach vorne, um mit ihnen Vokabeln zu üben. Die Erst- und Zweitklässler sollen sich zu einem Kreis aufstellen. Verstanden haben das jedoch nicht alle. Vier Mädchen stehen noch etwas ratlos am Rand. Die Lehrerin gibt ihnen mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie den Kreis schließen sollen. Kaum hat das Grüppchen aufgeschlossen, beginnt die Übung. Aylin Kalaoglu wirft einem Jungen einen roten Schaumstoffwürfel zu, der zuvor wohl schon durch viel Hände gewandert ist. Der Schüler sagt, wie er heißt und muss im Anschluss eine Vokabel finden, die dem Anfangsbuchstaben seines Namens beginnt. Ist die Aufgabe erledigt, ist das nächste Kind an der Reihe. Während einige Grundschülerinnen und Grundschüler begierig ihre Hände nach oben strecken, treten andere verhalten zurück, wohl in der Hoffnung nicht mitmachen zu müssen. Als Mira den Würfel fängt, nennt sie die Vokabel „Anne“. Gänzlich falsch liegt sie damit nicht. Im Deutschen bedeutet das Wort schließlich Mutter. Aylin Kalaoglu fordert sie dennoch dazu auf, sich einen anderen Begriff zu suchen. „In der ersten und zweiten Klasse geht es vor allem um das Lese- und Hörverständnis sowie ums Sprechen“, erklärt Kalaoglu, die vom türkischen Konsulat nach Dietzenbach entsandt wurde. Bei den höheren Jahrgangsstufen der Grundschule lernten die Mädchen und Jungen dann auch Schreiben in Türkisch. Außerdem bringe sie ihnen etwas über die Kultur und die Folklore des Landes bei. Dabei unterrichte Aylin Kalaoglu nicht nur an der Astrid-Lindgren-Schule, sondern ebenso an anderen Bildungseinrichtung in der Kreisstadt, wie Hofmann erklärt. An der ALS sind es 29 Kinder von insgesamt 380 Schülern, die am Türkischunterricht teilnehmen. Dabei zeige sich, dass Kinder, die es sonst eher schwer hätten zu sprechen, an Selbstbewusstsein gewännen. Die Grundschüler stellten fest, dass sie etwas können, das andere nicht können, erklärt Hofmann. „Das ist unheimlich wertvoll“, macht sie deutlich.

Gedacht ist der Unterricht dabei ausschließlich für Kinder, die die türkische Staatsbürgerschaft haben oder zumindest einen Elternteil, der aus der Türkei stammt, wie etwa auch auf der Internetseite der hessischen Schulämter zu entnehmen ist. Herkunftssprachlichen Unterricht gibt es dabei nicht nur in Türkisch, sondern beispielsweise ebenso in Bosnisch oder Italienisch.

Von Anna Scholze