Austauschschüler aus Kiryat Ono waren zu Gast in Dietzenbach Ohrläppchen als Symbol für deutsch-israelische Freundschaft

Ausgelassene Stimmung herrschte zwischen den deutschen und israelischen Schülern. Foto: Wittekopf

Dietzenbach (wb) – Während der amerikanische Präsident Donald Trump den einseitigen Ausstieg der USA aus dem Iran-Abkommen unterschreibt und damit Unruhe in den Nahen Osten bringt, feiern Schüler aus Dietzenbach und Sprendlingen mit ihren Gastschülern aus Kiryat Ono, Israel, ausgelassen den Abschluss des Schüleraustauschs. Aber trotz der Ausgelassenheit schauen einige israelische Jugendliche doch immer mal schnell auf ihre Smartphones und checken die Nachrichten, denn die israelische Regierung befürchtet einen Angriff der iranischen Armee aus Syrien heraus und hat deshalb vorsichtshalber die Schutzbunker öffnen lassen.

Kiryat Ono, die Stadt, in der die israelischen Schüler leben, ist eine kleine Vorstadt, östlich von Tel Aviv. Dort besuchen die Kinder die Ben Zvi Junior Highschool. In der 40.000- Vorstadtsiedlung befinden sich viele Hochhäuser, aber auch „reichere Viertel.“ Bis zur Stadtmitte Tel Avivs sind es nur acht Kilometer, bis zur Grenze des Westjordanlands ebenfalls und Syrien ist nur ungefähr 80 Kilometer weit weg.

„Alles ist ruhig zu Hause“, sagt Haviv Einav. Sie ist Lehrerin an der Highschool in Israel und begleitet zusammen mit ihrem Kollegen Or Cohen, die 15 Austauschschüler. Sie findet das Projekt sehr wichtig, denn die Jugendlichen lernen sich kennen und entwickeln Freundschaften. „Wir haben sehr viele Schüler, die gerne nach Deutschland kommen wollen“, sagt sie. „Aber wir können nur 15 bis 20 mitnehmen, mehr erlaubt die israelische Regierung nicht.“ Welche Schüler sie mitnehmen, ergibt sich aus den Gesprächen. Das Projekt findet nun schon zum dritten Mal statt. 15 bis 20 Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren kommen aus Israel und leben hier für eine Woche bei Gastfamilien, besuchen die Schule und unternehmen viele kulturelle Ausflüge. Natürlich folgt dann der Gegenbesuch. Davon erzählt Leena Christoph (16), Schulsprecherin der Heinrich-Heine-Schule in Sprendlingen. „Es ist unglaublich, wie herzlich uns die Gastfamilien in Israel empfangen haben und betreuten.“ Sie erzählt, dass sie in Kiryat Ono bei der Familie von Noy (16), ihrer Schulaustauschpartnerin, wohnte. Neben viele Erlebnissen habe sie auch den Shabbat zelebriert. Lustig war es am Toten Meer: „Da konnten wir im Wasser im Schneidersitz sitzen und die Knie wurden nicht nass.“ Leena beschreibt, dass sie die Sicherheit auf den Straßen in Israel höher empfindet, als in Deutschland, da die Polizei viel präsenter sei. Ihre israelische Schulfreundin Noy ist absolut glücklich, dass sie hier in Deutschland ist. Wie viele andere Israelis auch, hat auch sie deutsche Vorfahren. Ihre Oma wurde 1948 in Deutschland geboren und ist dann mit ihrer Familie nach Israel ausgewandert. „Es ist so wichtig, dass wir uns gegenseitig austauschen und miteinander reden“, sagt sie. „Einige von uns waren sogar überrascht, dass die Deutschen ähnlich leben wie wir Israelis.“ Wenn sie wieder zu Hause ist, wird sie den Kontakt mit Leena weiter pflegen. Koordiniert wird der Besuch in Deutschland von Sigrid Harnischfeger, Schulleiterin an der Heinrich-Heine-Schule in Sprendlingen. „Es ist wunderbar zu sehen, wie gut sich die Kinder verstehen“, sagt sie. Dieses Jahr sind zum ersten Mal auch Kinder von der Ernst-Reuter-Schule dabei und das mache den Austausch noch interessanter. Und sie hat noch eine lustige Anekdote parat. „Die Jugendlichen aus Israel wollten Deutsch lernen und ein Wort, dass sie gelernt haben, war Ohrläppchen.“ Zur besseren Erklärung haben die Jugendlichen ihr Ohrläppchen zwischen Zeigefinger und Daumen geklemmt und daran gewackelt. Das ist inzwischen zum Erkennungszeichen zwischen den Jugendlichen geworden (siehe Foto).