Büchermesse Bucon in Dreieich/Fortsetzung auf Seite 3 Fantasievolle Literaturfreunde

Diese beiden sind direkt aus der „Scheibenwelt“ entsprungen: der Professor für unbestimmte Studien an der unsichtbaren Universität und der „Ich treibe mich in den Ruin“-Schnapper. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – „Ich bin wohl die Galionsfigur der Fantasy-Nerds“, beschreibt sich Werner Fuchs mit einem Lächeln in wenigen Worten selbst. Der Düsseldorfer erhielt am Samstagnachmittag auf der Dreieicher Buchmesse Convention (Bucon) im Sprendlinger Bürgerhaus den begehrten Preis für sein Lebenswerk. Der 69-Jährige ist der Szene der Science-Fiction und Fantasy-Romane, der Rollenspiele und Verfilmungen seit Jahrzehnten verbunden.

„Er ist die ganz große Nummer“, sagt auch Christian de Ahna, mit dem Jugendclub Wiric Organisator der „kleinen Schwester der Frankfurter Buchmesse“ für die Freunde der phantastischen Literatur. Fuchs ist selbst kein Autor, hat aber als Verleger, Lektor und Herausgeber mit den ganz großen Autoren seiner Zeit zu tun. „Mein bestes Pferd im Stall ist sicher George R. R. Martin, der Autor von „Game of Thrones“, dessen literarischer Agent ich seit 1974 für den Markt in Deutschland bin“, erzählt der Preisträger.

Die Rollenspieler lieben Fuchs für seinen richtigen Riecher mit „Das Schwarze Auge“, er war der Herausgeber des ersten Bandes zu dem erfolgreichsten deutschen Rollenspiel aller Zeiten. „Bis heute wurden 100.000 Seiten Text in einer Auflage von vielen Millionen zu dem Spiel verkauft. Regelbücher, Abenteuer, Regionalbände“, weiß der Verleger. Augenzwinkernd verrät er aber auch die größten Fehlgriffe in seiner beruflichen Karriere: „Ich habe für meinen alten Arbeitgeber als Lektor „Star Wars“ abgelehnt – ihnen ist damals eine Mörder-Kohle durch die Lappen gegangen“, muss Fuchs beinahe ein bisschen kichern. 10.000 Bücher nennt er sein Eigen, mehr als 1.000 hat er lektoriert. „Ich habe dabei nie den Spaß verloren, eine gute Geschichte zu entdecken.“

In Dreieich ist er zu der Preisverleihung zum ersten Mal.

„Ich mag die Fantasy-Szene, es sind friedliche Menschen, tolerant und niemand tut sich weh. Das ist doch in Tagen wie diesen nie wichtiger gewesen, oder?“

Natürlich ist die Preisverleihung für das Gastgeber- Team rund um Christian de Ahna ein wichtiger Höhepunkt. Für die etwa 800 Besucher der Bucon sind die vielen Büchertische bei den Dutzenden von Verlagen in der Halle viel wichtiger. Hier können sie eintauchen in die Welt der Trolle und Elfen, in die modernen Erfindungen der Science Fiction oder in die Dampflok-Romantik der viktorianischen Zeit des Steam Punk. Dazu gibt es immer wieder die Gelegenheit, die Autoren persönlich kennenzulernen und sich die Bücher signieren zu lassen.

„Ich liebe die Atmosphäre hier so. Wo kann ich sonst mit Bernhard Hennen einen Kaffee trinken und ihn zu seinem neuen Buch ausfragen“, sagt Viktoria Laschko, die aus Marburg angereist ist und schon einen Stapel frisch gekaufter Bücher mit sich herumträgt. „Der Herbst ist da, jetzt ist wieder Lesezeit“, sagt die junge Frau entschuldigend lächelnd. Viele Besucher kommen auch eigens wegen der 70 Lesungen, bei denen in der Stadtbücherei, den Pavillonräumen und den Nebenräumen des Bürgerhauses die aktuellen Superstars der Szene wie Thomas Finn, Bernhard Hennen oder Andreas Eschbach lesen. Letztgenannter, Autor des verfilmten Bestsellers „Das Jesus Video“, ist mit seinem jüngsten Werk „NSA“ zu Gast in Dreieich und wohl die gefragteste Person des kompletten Samstags.

Fast 100 Leute wollen Eschbachs Vision hören, was gewesen wäre, wenn es in der Zeit des Dritten Reichs schon Computer, E-Mails, Handys und Soziale Netzwerke gegeben hätte.

Seit einigen Jahren bekommen Christian de Ahna und sein Helferteam Unterstützung auf der Bucon. Das Team von Jugend-Literatur in Dreieich (Julid) packt tatkräftig bei der Messe mit an. Jaqueline Wagner, einst selbst Schülerin der Weibelfeldschule und bei Julid und Wiric aktiv, weiß um die Faszination der Fantasy- Romane bei jugendlichen Lesern: „Die Autoren schreiben genau das, was Jugendliche gerne lesen und es zeigt sich jedes Jahr bei den Empfehlungen, das die Phantastik einen Großteil der Bücher, die Jugendliche als lesenswert erachten, ausmachen“, erklärt Wagner. Es sei besonders die Spannung der modernen Bücher und das Flüchten in eine entfernte Realität, in der sie sich aber dennoch wiederfinden, die das Genre für junge Leute so attraktiv mache. Die Nähe zu den Autoren und die Vielfalt der Messe motiviere die Jugendlichen dann dazu, auch selbst mit anzupacken.

Im November geht es für die Aktiven dann direkt mit der Dreieichcon, dem großen Rollenspieltreffen, weiter.