Jugendparlament organisierte Diskussionsrunde zur Bürgermeisterwahl Kandidaten stellen sich den Fragen der Schüler

Die Kandidaten Martin Burlon, Christian Kurz (auf dem linken Sofa) sowie Bettina Schmitt und Thomas Schüller (rechtes Sofa) diskutierten mit den Jugendlichen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Henning Eichler. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – Es war das erste Aufeinandertreffen aller vier Bürgermeister-Kandidaten: Stadtverordnetenvorsteherin Bettina Schmitt (CDU), Erster Stadtrat Martin Burlon (parteilos), Christian Kurz (parteilos) und Thomas Schüller (parteilos) hatten sich auf Einladung des Jugendparlaments in der vergangenen Woche den Fragen der Dreieicher Jugendlichen gestellt.

Die Podiumsdiskussion der Bewerber im Sprendlinger Bürgerhaus fiel nicht unbedingt durch kritische Auseinandersetzungen oder scharfe Trennungen in der Haltung zu den unterschiedlichen Themen auf, aber die Kandidaten vermieden es, zu den Wünschen der Jugendlichen große Versprechungen abzugeben. Etwa 450 Schüler aus den Jahrgängen sieben bis zehn von den drei weiterführenden Schulen – Ricarda-Huch-Schule, Weibelfeldschule und Heinrich-Heine-Schule – und ein paar Erwachsene folgten der Diskussion interessiert und stellten auch spannende Fragen. Die anschließende „inszenierte Wahl“ über ein Online-Portal fiel bei 141 abgegeben Stimmen überraschend klar mit 90 Stimmen für Martin Burlon aus, Bettina Schmitt wird von 20 Schülern gewählt, Kurz bekommt 19 Stimmen, Thomas Schüller 12.

In der überaus gut von den Mitgliedern des Jugendparlamentes vorbereiten und von Henning Eichler geleiteten Diskussion hatten Schmitt, Burlon, Kurz und Schüller Gelegenheit, sich mit einem Eingangsstatement kurz vorzustellen und dann zu den Themen Digitalisierung, Sport und Freizeit, Jugendbeteiligung und Verkehr und Mobilität Stellung zu beziehen. Anschließend waren Fragen erlaubt. Beim Thema Digitalisierung ging es schnell um freies W-Lan in der Stadt. Martin Burlon erklärte, dass schon bald ein Pilotprojekt für die Altstadt von Dreieichenhain startet, dass eine punktuelle Versorgung in der Stadt mit freiem Zugang zum Internet gewünscht ist, aber eine Realisierung flächendeckend ein schöner Traum bleibe. Auch Schmitt berichtete vom vorliegenden Antrag im Parlament und dem Wunsch, Sponsoren mit ins Boot zu holen.

Christian Kurz, als Inhaber einer Digitalagentur Profi auf diesem Gebiet, forderte eine engere Zusammenarbeit mit den Gewerbevereinen und erläuterte auch, dass die Einrichtung von W-Lan-Hotspots günstiger würden, wenn es mehr sind. Schüller erklärte, er würde sich als Bürgermeister mit den Fachleuten zusammensetzen und für dieses Thema eine Lösung finden.

Die Forderung der Jugendlichen nach mehr Sporthallen und -plätzen mussten alle Kandidaten aus Kostengründen ablehnen. Burlon plädierte für die Modernisierung bestehender Anlagen und sagte, er sei schon auf dem Weg auszuloten, wie die bestehenden Hallenkapazitäten durch bessere Planung sinnvoller genutzt werden könnten. Schüller betonte, dass der Bau einer neuen Halle zwischen drei und sechs Millionen Euro plus Unterhalt kosten würde – Geld, dass die Stadt nicht habe. Bettina Schmitt erinnerte daran, dass die Fußballer in der Stadt mit dem Neubau eines Kunstrasenplatzes in Dreieichenhain ja jetzt schon ganz glücklich seien. Einer Parkour-Anlage für die Jugendlichen stehen alle Anwärter auf den Chefsessel im Rathaus positiv gegenüber. Hier punktete Kurz mit Übersicht über die Kosten. Burlon und Schmitt – in allen Fragen über die Verwaltungsabläufe sattelfest – betonten, dass es gelingen sollte, die Differenz von 30.000 Euro – den gleichen Betrag würde auch die Stadt übernehmen – über Sponsoren einzuwerben und das Projekt so zu realisieren.

Einen einzigen Punkt gab es, in dem sich die Kandidaten voneinander deutlich unterschieden: die parlamentarische Beteiligung des Jugendparlaments. Während Burlon und Schmitt einem grundsätzlichen Antragsrecht kritisch gegenüber stehen, fordert Schüller ein solches Recht. Kurz will die Anliegen der Jugendlichen über einen kurzen Dienstweg und eine offenen Tür der Bürgermeisterbüros lösen. Burlon kann sich zumindest eine Übereinkunft für ein Vorschlagsrecht des Jugendparlaments für ein Jahr auf Probe vorstellen. Schmitt verweist auf das Rederecht in der Bürgersprechstunde, sieht ein Antragsrecht wegen des ohnehin schon engen Zeitplans in den Ausschüssen und im Parlament kritisch. Zum Thema Mobilität, Verkehr und Klimaschutz werben Burlon und Schmitt für mehr Radfahren.

Schmitt fordert ein Verkehrskonzept für Sprendlingen und ganz Dreieich, Burlon kontert, dass sich die Verwaltung damit bereits beschäftige und dass es viel Verkehr in Sprendlingen gebe. Das Ziel müsse langfristig sein, mehr Verkehr auf ÖPNV und aufs Rad zu verlagern, um so für Entspannung besonders in Sprendlingen zu sorgen. Zum Schluss wird die Geduld der Jugend doch auf die Probe gestellt, nach den drei Stunden wird es unruhig. Die vier Kandidaten bekommen viel Applaus – und noch mehr Jubel gibt es für László Boroffka und Marius Bonifer stellvertretend für das Team des Jugendparlaments, die diese Diskussion mit viel Engagement vorbereitet hatten.