Klavierkabarett mit Bodo Wartke bei den Burgfestspielen Von Knöpfen und Gotteskriegern

Bodo Wartke betritt die Bühne. Der Künstler begeisterte am Samstagabend das Publikum in Dreieich. Foto: Oliver Haas

Dreieich (oh) – Adretter Anzug mit Weste im Karomuster, ein schwarzer Flügel, ein gemütliches Wohnzimmer mit Sitzsofa und Zimmerpflanze. Mehr braucht der Hamburger Klavierkabarettist Bodo Wartke nicht, um sein Publikum mit auf eine vergnügliche musikalische Reise zu nehmen. Vergangenen Samstag war der Pianist wieder einmal in Dreieichenhain bei den Burgfestspielen zu Gast. Vor ausverkauftem Haus spielte er sein Klavierkabarettprogramm „Was, wenn doch?“

Dabei ist die Liebe in all ihren schönen, humorvollen, aber auch schmerzhaften Facetten das Thema des Abends. Mit angenehmer Stimmlage, trotz Erkältung und Husten, schafft Wartke es, intelligente Reime mit nachdenklichen, aber auch humorvollen Inhalten vorzutragen. Ob sein erster Song „Menage à Trois“ tatsächlich autobiografisch ist, lässt der Künstler augenzwinkernd offen. „Und überall da, wo ich grad mal meine Hand hintun will, da ist immer schon eine. Mädels, ich halte mit euch kaum Schritt bei der Liebe zu dritt.“

Dann erzählt er im Lied „Eva“ von seinem Schwarm aus Teenager-Tagen. Wie sinnlich Tanzen sein kann, zeigt der Reimjongleur im Lied „Blues, Baby, Blues“ und singt, eine Hand am Klavier, eine an der Mundharmonika: „Das Sündigste in allen Rendezvous, wir tanzen Blues“. Den Zuschauern verrät er zwischendurch in klassischer Stand-up-Manier, wie er auf seine Ideen kommt. Etwa im übervollen Wartezimmer, in dem er die Gunst der Stunde nutzt, und seine Reime zu Papier bringt. Und auch die Enttäuschung darüber, dass sein Arzt das fertige Lied bei der anstehenden Untersuchung nicht hören wollte. Oder auch, wie ihm Texte in der Sauna einfallen.

Wartke gelingt es, auch absurde Alltagssituationen in Reimform amüsant zum Besten zu geben. Im Lied „Der Knopf“ beschreibt er das Faible der Deutschen, auf einen Knopf zu drücken. Etwa bei der Fußgängerampel, obwohl schon jede Menge Leute dort stehen – und sicher mindestens einer schon gedrückt hat. Auch mit seiner witzigen Neuinterpretation der Arie „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ hat er die Lacher auf seiner Seite.

Etwas schade ist, dass er seinen Klassiker „Ja, Schatz“ nicht anstimmt. Und er verzichtet auf sein Liebeslied, das er in 88 Sprachen singen kann – sogar auf klingonisch. Einer der Höhepunkte des Abends ist mit Sicherheit sein Lied „Das falsche Pferd“, Darin zeichnet er das Bild einer besseren Welt.

Seine einfache, aber für viele oft so schwierig umzusetzende Botschaft: „Stell dir vor, wir Menschen würden von nun an, nur noch Dinge tun, die wir wirklich gerne tun.“

Noch politischer wird es in seiner Anklage an alle sogenannten Gotteskrieger dieser Welt.

Das Lied „Nicht in meinem Namen“ richtet sich gegen jeglichen religiösen Fanatismus. „Ihr seid weder Märtyrer noch ehrbare Rächer. Ihr seid einfach nur gottlose Schwerverbrecher“. Den Erlös aus dem Liedverkauf spendet Wartke übrigens vollständig an die Organisation Ärzte ohne Grenzen, die ihm zufolge „das versuchen zu heilen, was Fanatiker zerstören“. Das Dreieicher Publikum honoriert ihm das stehend mit Applaus.

In der letzten Zugabe stimmt er wieder ganz persönliche Töne an und schafft nach fast zweieinhalb Stunden Spielzeit einen perfekten Abgang in die laue Nacht. Denn er schickt er die Zuschauer mit einem Schlaflied, das er einst seinem kleinen Neffen vorspielt, rührend nach Hause.

„Ich deck’ dich zu mit deiner Kuscheldecke. Und wenn ich dich dann morgen wieder wecke, hoffe ich, dass du es nicht versäumst, mir zu erzählen was du bis dahin Schönes träumst“.