OGV wählt Ebbelwoi-König Marius Napp keltert bestes Stöffche

Bereits zum zweiten Mal erfolgreich: Marius Napp (Mitte) verwies Nadine Exner und Matthias Würz auf die Plätze. Foto: Jost

Dreieich (njo) – Die Arme in die Höhe, die Faust geballt – so sieht Siegerjubel aus. Marius Napp lässt sich über beide Backen strahlend das blaue Königs-Ordinat anlegen.

Mit der goldenen Krone des Ebbelwoi-Königs wird er von seinem Gefolge im Garten von Timo Seibert für sein köstliches Stöffchen lautstark gefeiert. Zum zehnten Mal hatte der Obst- und Gartenbauverein (OGV) Offenthal zur Wahl des besten Kelterers der Saison aufgerufen. Mit 13 abgegebenen Proben hatten die Gäste im Garten eine große Auswahl beim Test der Apfelweinerzeugnisse. Napp, der zu der Keltergemeinschaft mit Timo und Marco Seibert gehört, siegte überlegen: 49 Besucher entscheiden sich für seinen Apfelwein. Auf Platz zwei landet Vereinschef Matthias Würz mit 17 Stimmen und eine schöne Überraschung war auf Platz drei Nadine Exner mit neun Stimmen.

Sie war damit die beste Newcomerin und die einzige Frau im Wettbewerb.

Der Sieg von Napp ist allerdings keine Überraschung: Von zehn Titeln landeten acht bei den Kelterern Napp und Seibert – nur Willi Setzer (2015) und Matthias Würz (2018) konnten diese Vormacht durchbrechen. Für den frisch gekürten König ist der erneute Erfolg mit der besonderen Qualität des Apfelweins zu erklären: „Wir keltern ausschließlich in Glasballons und lagern den Apfelwein dann in einem erdfeuchten Gewölbekeller in einem 1738 gebauten Haus. Die meisten Keller sind einfach zu warm zum Keltern. Wir bieten unserem Erzeugnis mit dem feucht-kalten Keller beste Bedingungen.“

Aber das Rennen um die Krone werde durchaus enger, betonte Matthias Würz: „Noch nie hatten wir eine Ebbelwoiprobe mit so hoher Qualität wie in diesem Jahr“, sagt der Vorsitzende des OGV Offenthal. Es gebe nur noch einzelne Ausnahmen von Proben, die nur schwerlich genießbar seien. „Modrig“, sagten die Tester mit verzogenem Gesicht, bei so manch einem falschen Schluck.

Timo Seibert kann es fachlich besser erklären. „Der ist obergärig und zu stark geschwefelt“, sagte er nach einem Schluck aus den kleinen Probiergläschen. Der erfahrene Kelterer kann die guten und schlechten Erzeugnisse schon an Geruch und Farbe erkennen. Aber auch er ist der Meinung, dass es nur noch ganz wenige Ausreißer nach unten gibt. „Eine Probe war für mich sogar ganz hervorragend“, sagte er.

Die Kelterer haben also inzwischen immer mehr Übung beim Stöffche-machen. Der trockene Sommer habe zudem für die Apfelernte einen entscheidenden Vorteil gehabt: „Durch den ständigen Sonnenschein war der Zuckeranteil in den Früchten immens hoch. So konnte sich im Gärprozess viel Zucker in Alkohol wandeln. Das macht den Apfelwein kräftig im Geschmack“, sagte Fachmann Würz.

Statt der üblichen 45 Grad Öchsle in seinen Boskop-Äpfeln hatte der Gärtner bis zu 75 Grad Öchsle gemessen. Nadine Exner war zum ersten Mal bei der Ebbelwoi-Wahl angetreten. Sie wollte im Jubiläumsjahr zur Ebbelwoikönigin gekürt werden. Auch wenn spaßig der Sieg anvisiert war, war sie über den dritten Platz extrem überrascht und sehr erfreut. „Wahnsinn, das ist ja eine Premiere nach Maß“, sagte sie, als sie die beiden Bembel für den dritten Platz und als beste Newcomerin in die Höhe stemmte. Die Äpfel aus ihrem Erzeugnis stammen aus dem heimischen Garten und von den guten Offenthaler Streuobstwiesen.

„Wir keltern zum Spaß und gemeinsam mit Freunden. Es ist einfach schön zusammen zu ernten, die Kinder haben ihre Freude dabei. Es ist einfach ein lustiges Gemeinschaftsprojekt“, sagte sie – und so wird ihr Apfelwein sicher im kommenden Jahr auch wieder dabei sein. „Bierernst“ nehmen die Obstbauern die Wahl nicht, letztlich steht die Veranstaltung selbst im Mittelpunkt der Wahl. Die Offenthaler lieben die heimelige Atmosphäre in Seiberts Garten. Trotz der eher winterlichen Temperaturen war der Hof gerammelt voll. Die Besucher genießen die Ebbelwoiproben, die grüne Soße der kochenden Männer und den Schwatz. „Ja, die Wahl zum Ebbelwoikönig ist ein echter Erfolg“, freut sich Matthias Würz über den anhaltenden Andrang auch im zehnten Jahr.