HAYNER BURGFEST Schlechtes Wetter schreckt Mittelalterfans nicht ab Wo die Ochsengalle blubbert

Kampf ohne Schwerter: Am Obertor konnten die Nachwuchs-Ritter ohne Verletzungsgefahr kämpfen.

Dreieich – Sie sind hart im Nehmen, die Mittelalterfreunde. Nach zwei Jahren Corona-Pause ereilt das Burgfest das erste Schlechtwetterwochenende seit Monaten. Dann wird eben der Fuchspelz über die Baumwollkutte gelegt. Es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Das Programm in und rund um die Burgruine lässt die Herzen der Fans des Zeitalters zwischen dem 6. und dem 15. Jahrhundert höherschlagen. Die Wegelagerer, Gaukler, Ritter und ihre Prinzessinnen erobern nach der pandemiebedingten Pause wieder Burg und Altstadt. Unter dem Motto „Nova Excitatio – ein neues Erwachen“ finden die zumeist gewandeten Besucher aus dem ganzen Land viel mittelalterliches Handwerk. Denn einen Schwerpunkt bildet der Markt „Herrenborn“, der vor 482 Jahren erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Jürgen Dietrich aus Beulich im Hunsrück richtet mit mittelalterlichem Werkzeug Schiefer für die Hausabdeckung und lässt sich dabei gerne über die Schulter blicken. Ein bisschen heißer wird es bei Thomas Altenberg aus Winterbach bei Bad Kreuznach. Er kocht in einer Regenpause Seife über dem offenen Feuer.

„Schon im Mittelalter haben sich die Menschen gewaschen. Eben im Bach mit schäumendem Seifenkraut“, weiß der Kunsthandwerker. Blubbernd sieht die braun-gräuliche Masse nicht sehr appetitlich aus, die er da unter den Augen der Besucher herstellt. „Das ist reichlich Pflanzenfett, Wasser und Ochsengalle. Heutzutage riecht das zum Glück nicht mehr“, sagt Thomas Altenberg, und lässt die Zuschauer reihum schnuppern. Die Seife, die er hier rührt, ist aber nicht zur Körperpflege geeignet, sie dient eher zum Waschen von Gebrauchsgegenständen. „Für Holzböden ist diese Seife eine echte Wohltat“, erläutert Altenberg. Die Besucher müssen sich wieder einmal entscheiden, viel spannendes Programm läuft gleichzeitig. Während im Burggraben die Seife noch blubbert, liefern sich auf dem Festplatz Ritter einen spannenden Schwertkampf.
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Die „Hammaborge“ aus Hamburg und „Die drei Musketiere“ präsentieren nicht nur hochkarätige Fechtkunst, sie erklären auch die Veränderungen der Kampfkunst über die Jahrhunderte. Zur gleichen Zeit heizen Fuchsteufelswild den Besuchern im Burggarten ein. Die energetische Band aus Regensburg hat vor wenigen Wochen bereits in Wacken gespielt. „Es ist einfach das Gesamtprogramm, das in Dreieichenhain immer wieder schön ist, wir kommen gerne jedes Jahr wieder“, erklären Berit Pöhnl und Tino Lebert, die mit Töchterchen Solvey durch die Stände streifen.

„Es ist einfach ein schönes Hobby. Wir alle können kreativ dabei sein. Ich nähe unsere Gewänder und mein Mann arbeitet gerne mit Holz und Leder. Das macht einfach Spaß und wir sind auch nicht zu streng mittelalterlich dabei“, erzählt Berit Pöhnl aus Erzhausen. Für Roger Heil, den Geschäftsführer der Kultur-Gesellschaft Hayner Vereine, ist das Fest ein Erfolg. „Für dieses Wetter sind sehr viele Leute gekommen“, freut er sich über die gute Stimmung.

Für die Zukunft erhofft er sich aber mehr Unterstützung für das Fest. Es werde immer schwieriger, Helfer zu organisieren, die Kosten für die Bühnentechnik sind immens hoch.

Aufgeben ist aber keine Option: „Das wäre ein riesiger Verlust für Dreieichenhain.“  njo