Sommerfest des Horst-Schmidt-Hauses stand im Zeichen des 100. Geburtstags der Awo Akrobatik, Hessen-Quiz und Käsekuchen

Die Drei Freunde, die Kinder der Betreuung an der Heusenstammer Otto-Hahn-Schule, sorgten mit ihren turnerischen Darbietungen für Abwechslung. Foto: m

Heusenstamm (m) – Huldigen sie jetzt alle den Offenbacher Kickers? Ist es ein Bekenntnis zu Hessen oder schlicht ein eindrucksvolles Farbenspiel? Ein stattlicher Bogen aus weißen und roten Luftballons kennzeichnete das Sommerfest des Horst-Schmidt-Hauses in der Herderstraße 85 in Heusenstamm.

Und das stand ganz im Zeichen des 100. Geburtstag der Arbeiterwohlfahrt (Awo), zu deren Erscheinungsbild die beiden Farben gehören.

Erstmals feierte das Seniorenwohn- und -pflegeheim an der Herderstraße geschützt zwischen zwei Flügeln des Gebäudekomplexes. Doch die grauen Wolken am Himmel brachten keinen Regen, im Gegenteil, am späten Nachmittag schien die Sonne auf das stimmungsvolle Fest im Freien.

Hausleiterin Roza Bering, Jeerapa Setrong vom Sozialdienst und ihr Team servierten zum Auftakt Kaffee und Kuchen, zum Abendessen hatte die Küche allerlei Leckereien für ein Büfett zubereitet. Unterstützt wurden die freundlichen und engagierten Fachkräfte von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern an Theken und Tabletts. Mit Akrobatik und Käsekuchen gratulierten die Drei Freunde zum Jubiläum, die Kinder der Betreuung an der Otto-Hahn-Schule. Die Turner zeigten zirzensische Übungen bis zu Menschenpyramiden. Ursula Kreuzer und ihre Damen von der TSV Heusenstamm traten im Matrosenkostüm und mit Keulen zu einer „Leibesertüchtigung“ wie vor 100 Jahren auf. Im Laufe des Nachmittags bereicherten Mitarbeiterinnen, Bewohner und Gäste das Programm mit Tanz und Gesangsbeiträgen. Ein Hessen-Quiz startete, ein Discjockey begleitete das bunte Treiben auf dem Rasen. Zu den Besuchern zählten auch Bürgermeister Halil Öztas und Vertreter der Awo-Führung in Frankfurt.

1919 rief die Sozialdemokratin Marie Juchacz den „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt in der SPD“ ins Leben. Die Gruppe forderte Rechtsansprüche, kämpfte gegen die Massenverelendung mit Selbsthilfe, mit vielen Diensten und neuen Einrichtungen. Zuerst öffneten Nähstuben, Mittagstische und Beratungsstellen, dann wurden Partei-Mitglieder für soziale Berufe ausgebildet. Zur Finanzierung des Projekts startete die Awo eine eigene Lotterie und verkaufte Arbeiter-Wohlfahrtsmarken.

1931 engagierten sich bereits 135.000 ehrenamtliche Helfer für die Angebote Kindererholung und Kinderschutz, Altenbetreuung und Jugendhilfe, Notstandsküchen und Werkstätten für Behinderte und Arbeitslose. Die Awo wurde zu einer wichtigen Anlaufstelle für mehr als 20 Millionen hilfsbedürftige Menschen in Deutschland, unabhängig von Herkunft und Konfession.

1933 versuchten die Nazis, die Awo zu übernehmen. Viele Awo-Aktive flüchteten, das Regime beschlagnahmte Vermögen und Gebäude, verfolgte führende Mitglieder. Die segensreiche Organisation wurde illegal fortgesetzt. Nach dem Krieg startete in Hannover der Wiederaufbau. In den sowjetischen Besatzungsgebieten erhielt die Awo keine Zulassung. Das änderte sich mit dem Fall der Mauer. In den fünf neuen Bundesländern bilden Partnerschaften die Basis für neue Landes- und Bezirksverbände. Heute wird die Awo von rund 335.000 Mitgliedern, etwa 212.000 ehren- und 66.000 hauptamtlichen Mitarbeitern getragen. 110 der letzten Gruppe sind für 131 Bewohner im Horst-Schmidt-Haus tätig, das 1977 eröffnet und gerade um Tagespflegeplätze erweitert wurde.