Auf der Rembrücker Straße gilt daher abschnittsweise Tempo 50 statt Tempo 70 Amphibien wandern schon

Heusenstamm (red) – „Die aktuelle Witterung mit viel zu hohen Temperaturen für die klassischen Wintermonate bringt die Frühlingsgefühle der heimischen Amphibien so zeitig in Wallung, dass die großen Wanderungen der Tiere in den Abend- und Nachtstunden bereits eingesetzt haben“, schreibt die Stadtverwaltung Heusenstamm in einer Pressemitteilung. „Insofern sind in Höhe der so genannten Wurzelschneise zum Campus Heusenstamm, entlang der Rembrücker Straße, in der verlängerten Martinseestraße zwischen Kultur- und Sportzentrum und dem Martinsee sowie im gesamten Bereich des Hofguts Patershausen zurzeit Grasfrösche und mehrheitlich Erdkrötenpaare unterwegs, um an den Ort ihrer Geburt zurückzukehren und zu laichen.

Vom Instinkt geleitet, nehmen die Tiere alle Jahre den gleichen Weg, um an „ihren“ Teich zu gelangen. Gerne bleiben dabei die Männchen die ganze Nacht auf der Straße oder dem Weg sitzen, wenn sie nicht von einem Weibchen Huckepack getragen werden – und das kann schnell zum Verhängnis werden“.

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Aus diesem Grund habe der städtische Fachdienst Ordnung und Sicherheit bis zum Ende der Wanderzeit auf der viel befahrenen Rembrücker Straße auf einer Länge von einigen hundert Metern zwischen Kreisverkehr und Höhe Schermsee die zulässige Geschwindigkeit von Tempo 70 auf Tempo 50 reduziert. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer kämen zwei Mal täglich am frühen Morgen und am späten Nachmittag, um die Tiere, die im Fangzaun „gelandet“ seien, vorsichtig über die Straße zu tragen.

Zum Schutz der Menschen und Tiere bittet die Stadtverwaltung die Verkehrsteilnehmer an der Rembrücker Straße, aber natürlich auch in den anderen „Wanderungsgebieten“, um eine besonders vorsichtige und angemessene Fahrweise.

Hintergrund:

„Es ist erstaunlich, aber von unseren heimischen Amphibien leben die meisten Arten während der überwiegenden Zeit des Jahres an Land. Das Wasser wird von ihnen lediglich zur Fortpflanzung aufgesucht. Besonders typisch zeigt sich das für die beiden Frühlaicher, den Grasfrosch und die Erdkröte. Beide leben das Jahr über in Wäldern, Gebüschen, Wiesen und zum Teil im Siedlungsbereich der Menschen. Dort führen sie eine versteckte Lebensweise und bleiben dem Umfeld ihres Geburtsortes treu. Der Beginn der Wanderung wird durch die innere Uhr der Tiere sowie die Außentemperatur (etwa fünf bis sieben Grad Celsius) „gesteuert“. Die einzelnen Arten haben sich in ihrer Lebensweise und Fortpflanzung an die unterschiedlichen Lebensräume angepasst und bevorzugen je nach Art spezifische Gewässertypen. Bei Einsetzen der Dämmerung machen sich die Amphibien auf den Weg zu ihrem Geburtsort. Mit der Rückkehr zeigt sich ein Verhalten, das sich im Verlauf von vielen hunderttausend Jahren entwickelt hat. In der Nähe von Weihern sieht man die Erdkröten-Männchen (sie sind immer in der Überzahl), die nach Weibchen Ausschau halten. Trifft ein Männchen auf ein Weibchen, so klettert er sofort auf deren Rücken und lässt sich tragen. Er klammert sich dabei mit seinen Daumenschwielen hinter die Vorderbeine des Weibchens. Kaum am See oder einem anderen Laichgewässer angekommen, springt das Weibchen mit dem Männchen auf dem Rücken ins kalte Wasser. Auf dem Grund angelangt, legt das Weibchen Meterlange, mit etwa 6000 Eiern gefüllte Schnüre ab, die sofort von dem aufsitzenden Männchen besamt werden. Nach der Besamung entlässt er das Weibchen aus seinem Klammergriff und versucht, ein weiteres Weibchen zu packen. Frösche hingegen legen ihren Laich in Ballen ab. Molche heften ihre Eier einzeln an Wasserpflanzen, wobei der Laich zum Schutz vor Fressfeinden in Blätter eingewickelt wird. Die Jungtiere gehen dann an Land und kehren in der Regel erst nach zwei bis drei Jahren zur Fortpflanzung wieder an die Laichgewässer zurück“.