Corona-Testcenter streichen unter Umständen die Selbstbeteiligung Kostenloser Test nur mit Nachweis

Einen Nasenabstrich nimmt ein Mitarbeiter am Testcenter in der Philipp-Reis-Straße in Heusenstamm.

Heusenstamm – Mit dem Inkrafttreten der neuen Testverordnung zum 30. Juni heißt es für Bürgerinnen und Bürger: Wer sich vor einer Veranstaltung im Innenraum oder beim Besuch von über 60-Jährigen auf das Coronavirus testen lassen möchte, muss drei Euro Gebühren zahlen. Doch nicht alle Testcenter bitten ihre Kunden zur Kasse. In den Einrichtungen an der Philipp-Reis-Straße sowie am Sportplatz in Rembrücken entfällt diese Beteiligung.

„Ich halte die neue Verordnung nicht für sinnvoll“, sagt Sabrina Shah, Leiterin der von der Firma Preventim betriebenen Testcenter in der Philipp-Reis-Straße 4-8 und am Sportplatz in Rembrücken (Hainhäuser Straße 1). Laut Shah lassen sich seit Einführung der Gebühr weniger Menschen testen. „Wir merken, dass die Zahlen deutlich zurückgehen.“ Der Ferienbeginn spiele dabei kaum eine Rolle. So seien die Zahlen im Vergleich zu den Vormonaten weniger stark gesunken.

Da die Betreiber einen direkten Zusammenhang zwischen der Selbstbeteiligung und den sinkenden Tests sehen, habe man sich dazu entschieden, keine drei Euro zu verlangen. „Uns geht es darum, Menschen zu schützen“, betont Shah. Je weniger Menschen sich testen ließen, desto unbemerkter könne sich das Virus ausbreiten. Dafür nehme man in Kauf, dass die Center momentan ihre Kosten nicht deckten. Für anlasslose Tests sind allerdings weiterhin 13,50 Euro fällig.

Eine Kundin, die sich an diesem Tag im Industriegebiet testen lässt, glaubt ebenfalls, dass sich weniger Menschen aufgrund der Gebühren testen lassen. Zwar könne sie den Grund für die Gebühreneinführung verstehen, ist sich aber sicher, dass diese bald wieder entfallen wird. „Spätestens zum Ferienende, wenn viele Urlauber wieder zurückkommen.“

Der Gebührenverzicht dient aber nicht nur dazu, Menschen zu animieren, sich weiterhin testen zu lassen. Shah möchte kein Bargeld in dem Container des Centers lagern „um meine Mitarbeiter vor möglichen Überfällen zu bewahren“. Einen solchen habe es bisher zwar nicht gegeben, doch ein Risiko wolle die Leiterin nicht eingehen. Und auch die Inflation spielt bei der Entscheidung eine wesentliche Rolle, denn viele Menschen hätten dadurch weniger Geld und würden dieses nicht für einen Test ausgeben, sagt Shah.

Die Gebühren einfach so erlassen, kann der Betreiber allerdings nicht. Dazu benötigt er die Zustimmung von höchster Stelle. „Wir haben eine Bestätigung vom Bundesgesundheitsministerium erhalten, dass wir auf die drei Euro verzichten dürfen“, berichtet die Leiterin. Dies gelte für alle von Preventim betriebenen Testcenter.

Was den Kunden allerdings nicht erspart bleibt: Sie müssen einen Nachweis erbringen, der die kostenlose Testung rechtfertigt. „Wenn sie zum Beispiel ihre Eltern besuchen und vorher einen Test machen möchten, weil die Eltern Risikopatienten sind, brauchen sie einen Nachweis, dass sie sie besuchen wollen“, erläutert Shah. Heißt: Die Eltern müssen bestätigen, dass der Getestete auch wirklich zu Besuch kommt – Unterschrift inklusive. Da diese Regeln vielen Menschen nicht bewusst sind, komme es ab und an zu Diskussionen. Ebenfalls wissenswert: Die Anmeldung erfolgt ausschließlich online. Entweder unter heusenstamm-testet.de oder direkt über die „Chayns App“ – dort kann dann der Grund der Testung angegeben werden.

Giuseppe, Mitarbeiter an beiden Testcentern, hat diese Diskussionen ebenfalls schon erlebt. Die Kunden kämen aber meist mit dem nötigen Nachweis wieder. Streit gebe es selten, die meisten Menschen seien froh darüber, eine Teststelle vor Ort zu haben. „Manche von unseren Kunden bringen uns sogar Kekse mit“, sagt Giuseppe und betont: „Die Menschen hier sind einfach freundlich, es macht mir sehr viel Spaß, hier zu arbeiten.“

Öffnungszeiten der Testcenter in Heusenstamm und Rembrücken unter: https://www.heusenstamm.de/de/buerger-und-stadt/pressecenter/aktuelle-me...

Von Joshua Bär