Jahreshauptversammlung des Heimat- und Geschichtsvereins Patershausen rückt in den Fokus

Beim Heimat- und Geschichtsverein Heusenstamm soll in diesem Jahr Das Thema Patershausen in den Vordergrund rücken. Die Geschichte Patershausens soll intensiv aufgearbeitet werden. Bei der Jahreshauptversammlung wurden Heinz Rieth und Karl Kern (2. und 3. von links) für langjährige Treue geehrt. Foto: Wittekopf

Heusenstamm (bw) – Bei der Jahreshauptversammlung des Heimat- und Geschichtsverein Heusenstamm, zu der der Vorstand die Mitglieder ins Haus der Stadtgeschichte eingeladen hatte, standen insgesamt neun Punkte auf der Tagesordnung

Besonderes der Punkt neun „Ausklang“ freue ihn, sagte der Vorsitzende Roland Krebs, denn am 30. Mai „auf den Tag genau“ feiert der Verein seinen siebzigsten Geburtstag. „Deshalb wollen wir diesen Punkt im Anschluss an die Sitzung natürlich besonders genießen.“

Doch zunächst richtete der Vorsitzende das Augenmerk auf einen schmerzlichen Anlass, denn es galt der verstorbenen Mitglieder mit einer Schweigeminute zu gedenken.

Die anschließende Ehrung war dann schon wieder erfreulicher. Für ihre langjährige Mitgliedschaft wurden die beiden Mitglieder Heinz Rieth und Karl Kern ausgezeichnet.

Im Anschluss berichtete Krebs über das vergangene Jahr. Die Mitgliedszahl ist mit 269 Mitgliedern nahezu konstant geblieben. Vier neue Mitglieder konnten begrüßt werden.

Den Zusammenschluss mit der LuKaT (Literatur und Kunst am Torbau) sieht Krebs als erfolgreich abgeschlossen.

Die Arbeitsschwerpunkte des zurückliegenden Jahres waren Krebs zufolge die 750 Jahr-Feier Rembrücken und die 350 Jahr-Feier Schloss Heusenstamm“ gewesen. Für das Rembrücker Jubiläum hat der Verein die Festschrift gedruckt und am Denkmal mitgewirkt. Außerdem haben die Mitglieder Kulturwanderungen zwischen Rembrücken und Patershausen angeboten. Für das Schlossjubiläum gab es eine Dauerausstellung im Haus der Stadtgeschichte mit Lesungen und Vorträgen.

Das Thema Patershausen soll dieses Jahr in den Vordergrund rücken. „Wir müssen darauf achten, dass es nicht verfällt“, sagte Krebs. „Es wird nicht genutzt und was nicht genutzt wird, wird irgendwann einmal verfallen.“ Deshalb möchte der Verein die Geschichte Patershausen intensiv aufarbeiten und im Rahmen eines „sanften Veranstaltungstourismus“ der Öffentlichkeit wieder zugänglich machen. Unter der Leitung von Alt-Bürgermeister Peter Jakoby hat sich gerade ein Arbeitskreis gebildet, der historische Gebäude untersuchen wird. Insbesondere soll die Verflechtung von Patershausen mit den damaligen Zisterzienserklöstern erforscht werden.

Drei Buchveröffentlichungen konnte Roland Krebs während der Veranstaltung vorstellen. Zum einen die „Festschrift - Rembrücken“, das Buch „Grenzen und Gemarkungssteine Rembrücken“ sowie das neue Buch von Michael Kern „Neue Heimat Heusenstamm.“ „Das wird ein Knaller“, kommentieret Krebs das Buch von Kern. „Darin kommen Zeitzeugen vor und es geht den Menschen unter die Haut.“

Über die finanzielle Situation berichtet Gertrude Sietzy. Sie sieht den Verein sehr gut aufgestellt, so dass der Vorstand einstimmig von den Mitgliedern entlastet wurde.

Eine wichtige Entscheidung stand noch auf der Tagesordnung, denn nach acht Jahren im Vorstand zog sich Rudolf Fauerbach aus der aktiven Vereinsarbeit zurück. Er bleibe dem Verein selbstverständlich erhalten. Zu seiner Nachfolge trat Peter Jakoby an, der von den Anwesenden nahezu einstimmig (zwei Enthaltungen) gewählt wird.

Im gemütlichen Teil des Abends referierte Rudolf Fauerbach über das Thema „Heimat zwischen Geschichte und Nostalgie.“

In seinem Vortrag stellte er die berechtigte Frage: „Was und wo ist Heimat?“ Er stellte zunächst einmal fest, dass der Mensch das Gefühl braucht, „daheim zu sein!“

Gerade in schwierigen Situation sehne sich der Mensch nach der Umgebung, die uns vertraut ist. Für Fauerbach ist Heimat der vertraute Raum, in dem wir uns stets erleben. „Heimat ist wie ein Kleid, dass uns schützt.“ Jeder Mensch empfinde den Begriff Heimat demnach anders.

Doch oft schwelgten Menschen in der Vergangenheit: „Früher war alles besser“, seien oft herangezogene Sätze. Für Fauerbach handelt es sich dabei nicht um Heimat, sondern um Nostalgie, einem angenehmen Gefühl idealisierter Vergangenheit. „Der Mensch hat die günstige Eigenschaft Unangenehmes zu verdrängen und sich statt dessen nur an das Gute zu erinnern.“

Fauerbach wagte einen Rückblick in die Gründungsgeschichte des Heimat- und Geschichtsvereins: „Er wurde in einer Zeit gegründet, die sich von der heutigen Zeit ganz wesentlich unterscheidet“, erzählte er. „Die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren geprägt von Mangel, Trauer, Armut, Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot.“ Doch der Verein habe keinen kritischen Rückblick auf die Vergangenheit gewagt. „Es war - aus heutiger Sicht - eine nostalgische Rückbesinnung!“ Das sei heute anders. Längst sei ein nostalgischer Blick zurück nicht mehr möglich, denn die Ursachen der furchtbaren Zeit während des Naziregimes seien freigelegt. „Der ehrliche Blick zurück hat uns zu einer der stabilsten Demokratien gemacht.“

Fauerbach griff in seinem Vortrag auch das Thema „Globalisierung“ auf.

„Wir beklagen die Zahl der Flüchtlinge, profitieren aber von der Globalisierung und suchen selbst unsere Urlaubsziele in der ganzen Welt“, so Fauerbach.“ Doch globale Themen wie die Erderwärmung, die er als die größte Gefahr derzeit sieht, könnten nur in globaler Anstrengung abgewendet werden.

Deshalb riet er zu Aufgeschlossenheit. „Wer in der Nostalgie lebt und sich vor dem Globalen fürchtet, bleibt in der Provinz.