Warten auf Adebar Storchennest am Patershäuser Hof ist fertig

Die Aussicht, dass die Stadt Heusenstamm „ihre“ Störche bekommt, sei gut, erläuterte Peter Erlemann (Mitte), Vogelexperte und Vorsitzender des Naturschutzbunds Obertshausen, bei der offiziellen Vorstellung des Projekts. Foto: pro

Heusenstamm (pro) – Trotz des regen Zuzugs kennt Meister Adebar offenbar keine Wohnungsnot. Das Penthouse in Bestlage in Sichtweite zum Hofgut Patershausen steht immer noch leer. Doch die Bauherren Hans Mathis, Günther Lange und die Naturschützer aus der Schlossstadt sind guter Dinge, dass sich doch noch ein Pärchen findet, das vom neuen Storchennest Besitz ergreift.

Die Bewohner des ehemaligen Arbeiterhauses am Patershäuser Hof haben in Absprache mit dem Forst einen Horst für die Glücks- und Kinderbringer aufgestellt. Der aus Heusenstamm stammende Förster Bernhard Gerstner besorgte einen 14 Meter hohen Douglasien-Baum, der als besonders wetterfest gilt, und bereitete ihn als Träger des Nests vor.

Mathis und Lange fertigten es aus Fichtenholzbrettern und Weidengeflecht. Die Einheit versenkten sie mit Hilfe von Friedel Paul und eines Baggers zwei Meter tief in einen Acker zwischen dem Hofgut und der Bieber. Die Aussicht, dass die Stadt „ihre“ Störche bekommt, sei gut, erläuterte Peter Erlemann, Vogelexperte und Vorsitzender des Naturschutzbunds Obertshausen, bei der Vorstellung des Projekts am Donnerstag vergangener Woche.

419 Paare im vergangenen Jahr

Früher haben sich regelmäßig Weißstörche im Dorf niedergelassen. Bis 1880 nistete ein Paar in der Gemarkung, zwischen 1940 und ‘58 brüteten wieder welche auf einem Schornstein am Stadttor an der Schlossstraße, hinter dem heutigen Haus der Stadtgeschichte. Gerstner hatte die weiß-schwarz Gefiederten als Kind beobachtet. Mitte der 1980er Jahre wurden nur noch zwei Paare in ganz Hessen gezählt, informierte Erlemann. Dann wurden Feuchtgebiete unter Schutz gestellt, neue Tümpel geschaffen, Jungstörche aufgezogen und ausgewildert.

Die Bemühungen fruchteten – 2010 registrierten die Vogelschützer 179 Storch-Paare, im vergangenen Jahr bereits 419 sowie 1001 Jungtiere. Diese Entwicklung könnte der Klimawandels begünstigt haben, weil die milderen Temperaturen die Vögel nicht mehr so weit weg locken. Sie wurden vor allem in der Wetterau, im Main-Kinzig-Kreis und bei Groß-Gerau entdeckt. Seit drei Jahren nisten nun auch welche an der Kläranlage bei Rodgau-Weiskirchen. In Hausen haben Helfer einen Brutplatz in der Rodauaue eingerichtet, berichtete der Nabu-Sprecher.

Überlandleitungen gefährden Störche

Dietmar Tinat von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) erzählte von Störchen, die vor mehr als 50 Jahren bei Patershausen gesichtet wurden. Doch der Bauer bewirtschaftete damals einen großflächigen Maisanbau mit vielen Pestiziden, die selbst im Trinkwasser nachgewiesen wurden. In den 1970er Jahren folgte obendrein die Begradigung der Bieber – alles schlechte Voraussetzungen für die Leibspeise von Adebar, Frösche.

1988 begann die Wende, die Behörden wiesen die Nachtweide als Naturschutzgebiet aus. Tinat informierte die Anwesenden, dass die Energieversorgung Offenbach (EVO) ihre 380-Kilovolt-Überlandleitung markieren möchte. Per Helikopter werden flatternde Metallfächer auf die oberste, die Blitzschutzleitung, gelegt.

Das sei wichtig, weil die EVO-Trasse im Nahrungseinzugsgebiet der künftigen Nest-Bewohner liege und der oberste Draht von den Vögeln oft erst im letzten Augenblick erkannt werde, erläuterte der SDW-Mann. Das Aufbringen der Bänder koste zwischen 15.000 und 20.000 Euro, die der Energieversorger alleine übernehme. Auch Bürgermeister Halil Öztas freute sich über die Initiative und dankte den Aktiven, Hof-Pächter Klaus Ommert lud die Gesellschaft zum heißer Wurst und Hausmacher ein.