„Mutig sein“ im Jugendzentrum Im Workshop gemeinsam die Stärken gestärkt

Theaterregisseurin Tanja Garlt (rechts) war zum vierten Mal zu Besuch im Jugendzentrum. Drei Tage lang studierte sie im Heusenstammer Jugendzentrum in der Rembrücker Straße mit Mädchen aus der Adolf-Reichwein-Schule und der Schule am Goldberg Szenen rund um das Thema „Mutig sein“ ein. Ein Bild von dem Workshop machte sich der Kreisbeigeordnete und Kreis-Sozialdezernent Carsten Müller bei einem Besuch im Juz Foto: Schmedemann

Heusenstamm (liz) – Sätze wie „Ich bin stark“ oder „Ich bin schön“ hört man von Mädchen in der Pubertät eher selten.

Selbst erwachsenen Frauen mag es schwerfallen, diese Worte mit der richtigen Portion Selbstbewusstsein zu formulieren und dabei auf einer Bühne zu stehen. Die Teilnehmerinnen des vierten inklusiven Theaterworkshops hatten genau das zum Ziel: Unter dem Motto „Fühl dich stark und wecke die Amazone in dir!“ sollten Mädchen Selbstvertrauen gewinnen.

Zu Gast im Jugendzentrum in der Rembrücker Straße war dazu Theaterregisseurin Tanja Garlt. Bevor sie mit den Mädchen einige adaptierte Szenen aus Heinrich von Kleists Drama „Penthesilea“ nachspielte, schärfte sie zunächst deren Selbstwahrnehmung. „Ich führe ein paar Übungen durch, etwa in die Hocke gehen, damit sie ihre Muskeln und dadurch ihre Kraft spüren“, beschrieb die Regisseurin. „Viele Mädchen zwischen zwölf und 16 Jahren stehen eingeknickt da“, weiß Sabine Ehret vom Jugendbildungswerk des Kreises Offenbach. Anders als Jungen in dem Alter hielten sich junge Frauen oft zurück und seien schüchterner als die männlichen Schulkameraden. „Ich arbeite auch gerne puristisch“, meinte Garlt. So werde sie im Laufe des Workshops mit schlichter schwarzer Kleidung, Maschendraht und wenig Kulisse arbeiten, um den Blick aufs Wesentliche zu lenken. „Wir bauen uns Rüstungen und ‚kämpfen‘ mit Stöcken – wie kleine Amazonen eben“, erläuterte sie. Einige Schülerinnen hatten sich zum wiederholten Male in den inklusiven Theaterworkshop eingewählt.

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„Manche haben wirklich an Selbstbewusstsein zugelegt“, stellte Garlt fest. Sie genoss diese Art der Arbeit sehr. „Es ist schön, den Jugendlichen etwas mitzugeben, einen Keim zu setzen“, saget sie.

Die Schülerinnen kamen aus der Adolf-Reichwein-Schule und der Schule am Goldberg. „Die Mädchen würden sich im Alltag gar nicht begegnen“, betonte Johanna Fritz von der städtischen Kinder- und Jugendförderung. Das Jugendzentrum stelle eine Begegnungsstätte dar, in der gemeinsam zu Mittag gegessen, gelernt und gebastelt werde. „Es ist für uns im Kreis wichtig, dass wir solche Partner haben“, sagte Sozialdezernent Carsten Müller. Bildung solle nicht nur schulisch stattfinden. „Das Theaterprojekt ist im Grunde Jugendförderung par excellence“, meinte Müller, der die Räumlichkeiten beäugte. „Ich war selbst als Jugendlicher mal hier, es ist auf jeden Fall heller und freundlicher geworden“, berichtete der Sozialdezernent.

Auf dem Plan des Workshops standen neben Stimm- und Körperübungen auch Basteleinheiten zur Abwechslung. Aus Schuhkartons zauberten die Mädchen eigene kleine Bühnen, passend zu ihrem Selbst. „Uns war wichtig, dass die Schülerinnen unter sich sind, da entfalten sie sich eher als in Anwesenheit von Jungs“, erläuterte Ehret. Die beiden zwölfjährigen Annika und Darlyne konnten sich noch nicht so recht vorstellen, was der Workshop bei ihnen bewirken wird. Die beiden Freundinnen seien lieber unter sich. „Aber etwas mehr Selbstbewusstsein wäre schon schön“, sagte Annika.