Theaterworkshop mit Tanja Garlt in Rodgau Einen Sinn ausblenden – einen anderen schärfen

Beim Theaterseminar mit Tanja Garlt (links) hieß es für die Teilnehmerinnen zunächst das Umfeld wahr zu nehmen. Für Linde Häusler (rechts) aus Dietzenbach und Regina Schneider aus Rodgau bedeuteten die ersten Übungen: Augen zu und Ohren auf. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – „Ein sinnliches Vergnügen“ wartete auf die Teilnehmerinnen des Schauspielkurses von Tanja Garlt. Die Kulturpreisträgerin der Stadt schlüpfte mit den Nachwuchstalenten im Rodaupark unter einen Baum, um zunächst die Sinne zu schärfen.

Raus aus der gewohnten Umgebung und ganz und gar Ankommen in der grünen Natur. So stand an der Konrad-Kappler-Straße zunächst auf der Agenda eine gewisse Lockerheit zu erfahren, bevor es an die Arbeit mit den weiteren Inhalten des Seminars ging. Warum also nicht die Schuhe von den Füßen ziehen und das Gras unter den nackten Sohlen erspüren?

„Wir machen so viele Sachen, beispielsweise Bewegungen, die uns gar nicht bewusst sind, aber beim Spielen musst du sehen, was drückst du aus und wie wirkt deine Stimme und deine Mimik“, erläuterte Tanja Garlt ihre Herangehensweise. Mit ihren Theatergruppen hat sie schon viele umjubelte Inszenierungen dem Rodgauer Publikum präsentiert. Auch über die Stadtgrenzen hinaus sind ihre Aufführungen gefragt.

Nun galt es an möglichen neuen Talenten zu arbeiten und Interessenten den Weg zu zeigen bis hin zur Praxis auf der Bühne. Die Teilnehmerinnen aus Rodgau und Dietzenbach haben bereits erste kleine Schritte in die Theaterwelt gemacht.

Potenzial fördern

„Das Potenzial fördern und einen Schritt weiter entwickeln“, nannte Linde Häusler aus Dietzenbach ihren Anreiz für den Besuch im Rodaupark. Auch Regina Schneider aus Rodgau wollte mit ihrem Talent einen Schritt voran kommen: „Du spürst in dir etwas, das früher verschüttet war, mach‘ doch etwas daraus“.

Tanja Garlt nutzt den Rodaupark am Fuß der hölzernen Rodauschlange „total gern“, wie sie sagt. „Ich kann mir gut vorstellen, hier ein Stationstheater zu machen, mit Workshop-Charakter, Szenen entwickeln und am gleichen Tag eine Präsentation vor Publikum“, erklärte sie ihre Ideen, „ganz offen, ohne Eintritt, quasi wie eine Ausstellung“.

Einen ersten Eindruck, wie sich diese Idee in der Praxis anfühlen könnte, gewannen die Teilnehmerinnen des „Sinnliches Vergnügen-Seminars“. Nach den Lockerungs- und den Wahrnehmungsübungen stand die gemeinsame Erarbeitung von Szenen auf dem Programm. So „blickte“ die Rodauschlange zusammen mit einigen Spaziergängern auf die kleine Inszenierung des Quintetts.

Erfahrung sammeln

Tanja Garlt arbeitet mit einigen Gruppen in Rodgau und Umgebung zusammen. Die Theater-Regisseurin studierte Theaterwissenschaften und absolvierte eine theaterpädagogische Ausbildung in der Theaterwerkstatt in Frankfurt. Sie inszeniert gerne an ungewöhnlichen Orten, wie sie sagt. So finden ihre Aufführungen schon seit sieben Jahren zwischen den Kamelien der Gärtnerei Fischer statt. Zuletzt warb dort Shakespeares Romeo um seine geliebte Julia.

Für die Frauen beim Seminar „Sinnliches Vergnügen“ bereitete sie ein Konzept vor zur Wahrnehmung der Gefühls- und der Umwelt. Den einen Sinneskanal ausblenden, einen anderen dadurch schärfen lernen sowie sich selbst spüren und auch die Natur drum herum. Dazu passten die Wahrnehmungsübungen, die später bei der Bühnenpraxis von Nutzen sein werden. Die Atmung, wie weit kommt der Schauspieler mit seinem Atem, wie viele Schritte kann sie oder er damit gehen. Die Teilnehmerinnen erfuhren Anweisungen beim Gang in die Theaterwelt. Und wer weiß, womöglich sind sie nach einiger Zeit auf der Bühne zu sehen bei einer weiteren Inszenierung von Tanja Garlt.