Lämmerspieler Brüder-Grimm-Schule feiert 50. Geburtstag „Bis zu 40 Kinder saßen damals in den Bankreihen“

Die Hymne der Schule singen die 250 Kinder, die hier jeden Tag zum Unterricht gehen. Foto: man

Mühlheim (man) – Am 8. November feierte die Grundschule an der Konrad-Adenauer-Straße ihren 50. Geburtstag. Den Förderverein gibt es halb so lang. Als in der die Brüder-Grimm-Schule zum erste Mal Lämmerspieler Kinder ihren Ranzen auspackten, hatte Bayern München grade seine Erste Bundesligameisterschaft gefeiert, der Bundeskanzler hier für ein paar Monate noch Kurt Kiesinger und Lämmerspiel lag noch weit von Mühlheim weg, weil hier der eigene Bürgermeister regierte.

Karin Rosbach vom Staatlichen Schulamt für den Landkreis Offenbach beschreibt die Atmosphäre von 1968, als sie selbst in die Grundschule kam. Bis zu 40 Kinder saßen in Bankreihen. Wer negativ auffiel, musste in der Ecke stehen.

Die ehemalige Leiterin des Lichtenberg-Oberstufengymnasiums in Bruchköbel erzählt von den Nachmittagen in ihrem Dorf. Wenn einem auf der Straße ein Lehrer begegnete, „dann schaute man unter sich, um ja nicht aufzufallen“. Das generelle Prinzip sei gewesen, „wer nicht mitkommt, der fällt durch“.

Auf der Brüder-Grimm-Schule gelte die Richtlinie, das herauszuarbeiten, was ein Kind kann, „die Stärken, nicht die Schwächen“.

Das heißt etwa, wie die stellvertretende Schulleiterin Susanne Gatzki am Rande erklärt, in den ersten drei Klassen gibt es keine Noten, „sondern kompetenzorientierte Zeugnisse“. Niemand bleibt sitzen, dafür arbeiten zusätzlich zwei Pädagoginnen an der Schule, die sich um individuelle Förderung kümmern. Inklusion lautet das Stichwort, „wir sondern keine Schüler aus, die Lernhilfe brauchen. Wir geben sie ihnen“. Gatzki betont die gute Zusammenarbeit mit der Stadt, etwa mit der aus dem Amt scheidenden Ersten Stadträtin Gudrun Monat, die auch ein Großwort spricht.

Zu Beginn musizieren Musiklehrer Sven Greifeinstein am Flügelhorn und Boris Daus an der Gitarre jazzige Nummern auf hohem Niveau. Greifenstein dirigiert im Anschluss die Kinder mit der Schulhymne, „oh Brüder-Grimm, oh Brüder-Grimm, lernen macht hier wirklich Sinn“. Und egal, wie gerne Kinder auf ihre Schule gehen, als die Leiterin Anja Waldschmidt nach dem Lied verkündet, „die Schule ist jetzt aus“, schreien 250 Kinder wie aus einer Kehle „jaaaa!“

Später spielen noch die ehemaligen Schüler Tom Ngo und Alexander Köhler im Duo Gitarre. Erstaunlich musikalisch reif und virtuos interpretiert Tom dann als Solist Bearbeitungen von Mozart- und Chick Corea-Melodien. Leiterin Anja Waldschmidt lobt den Geist in der Kollegenschaft. Es werde diskutiert, zuweilen auch gestritten, aber man höre nie nicht ein finales „das geht nicht“. Wenn Schwierigkeiten auftauchten, „sehen alle zu, dass wir die Probleme am Ende lösen“. Die Familienstrukturen hätten sich in den letzten Jahren geändert. Die Nachmittagsbetreuung spiele deshalb eine ganz andere Rolle als noch in früheren Jahrzehnten.

Carsten Lühr, der Vorsitzende des Fördervereins, erinnert an die Anfänge der Nachmittagsbetreuung vor 25 Jahren, „damals ging es um 15 Kinder, heute sind es 150“. Stellvertreterin Kerstin Hoffmann-Wagner spricht von den Festen und Flohmärkten, die der Verein in den letzten Jahre organisierte.

Bürgermeister Daniel Tybussek betont, als Vater dreier Söhne wisse er nur zu gut, wie wichtige die Nachmittagsbetreuung sei, um die sich der Förderverein kümmere. Für alle Schulen gebe der Mühlheimer Steuerzahler jährlich 3,7 Millionen Euro dafür aus. Landrat Oliver Quilling erinnert an den Mut der Schule, vor zehn Jahren neue Wege zu gehen und sich auf das Thema Inklusion auszurichten. Fördervereine hätten sich mittlerweile mit all ihren administrativen Pflichten, „zu kleinen mittelständigen Unternehmen entwickelt“.