Theaterforum des FEG beeindruckte rund 200 Zuschauer „Feuer im Kopf“

Mit „Feuer im Kopf“ thematisierten Oberstufenschüler des Grundkurses „Darstellende Kunst“ mentale Belastungen in der Corona-Pandemie.

Mühlheim – So muss Theater sein: emotional, aufwühlend und überraschend. Am Mühlheimer Friedrich-Ebert-Gymnasium hat die Darstellende Kunst längst Eingang in den Fächer-Kanon gefunden, ist fester Bestandteil des Stundenplans für viele Gymnasiasten.

Die jüngsten Auftritte im „Theaterforum“ dokumentierten den Mehrwert dieses Unterrichts.

Etwa 200 Zuschauerinnen und Zuschauer wurden in der Mensa der Schule Zeuge dessen, was die verschiedenen Kurse in den vergangenen Monaten erarbeitet hatten. Die „Bretter, die die Welt bedeuten“, sind jene, über die die Schülerinnen und Schüler fast täglich hasten, aber Improvisationstalent und Fantasie verwandelten sie an diesem Abend wirklich in eine neue Welt.

In die Wirrnisse eines Kaninchenbaus zum Beispiel, in das die „Alice“ aus dem Wunderland fällt. Das Mädchen flieht nach einem Heiratsantrag, wird am fremden Ort von der Weißen Königin zur Ritterin geschlagen und für ihren Krieg gegen die Schwester, der Roten Königin, instrumentalisiert. Bei allem Chaos nimmt Alice dennoch ihr Schicksal selbst in die Hand. „Wie aktuell ist das Märchen heute noch?“, fragen die Schülerinnen und Schüler von Lehrerin Sabine Vehlhaber in ihrem ausdrucksstarken Stück mit viel Bewegung , in großen Gesten und klarer Mimik.

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Im Gegensatz dazu steht die karge Ausstattung der Szenen: Schlichte schwarze Kleidung und weiße Sitzkartons genügen, fordern die Fantasie des Zuschauers heraus.

Im Rampenlicht standen Talente einer Arbeitsgemeinschaft der Klassen 5 und 6 sowie aus dem Wahlunterricht der Jahrgangsstufe 10.

„Feuer im Kopf“ legte ein Grundkurs der Oberstufe, der Folgen der Corona-Maßnahmen thematisierte: Leistungsdruck, Stress und Ausgrenzung. Ihre klare Sprache ging nicht nur den Eltern unter die Haut. Die Lockdowns führten bei vielen Jugendlichen zu Depressionen, Essstörungen, Antriebslosigkeit. Im Chor und im Stakkato warfen sie den Verantwortlichen Fragen entgegen: „Ist es normal, alles zu desinfizieren, Menschen zu hassen, Kalorien zu zählen, mich zu ritzen…“ Hohe Erwartungen einer Mutter und drakonische Strafen forderten eine Reflexion.

Mauern sind meist ein Sinnbild für Abgrenzung oder gar Abschottung, zugleich vermitteln sie ein Gefühl von Sicherheit. Von der Chinesischen Mauer über Donald Trumps legendäre „Wall“ zu Mexiko bis zur Berliner Mauer, es fehlt nicht an Beispielen. Das Stück des Q2-Kurses unter der Leitung von Marion Weilmünster beschäftigte sich auch mit den Mauern, die wir in uns tragen, den Mauern im Kopf.

Inspiriert durch die Behandlung der Grenze mitten durch die Hauptstadt im Geschichtsunterricht und durch eine sozialgeschichtliche Studie entwickelte der Kurs spannende Szenen, die nicht nur glänzend unterhielten, sondern auch zum Nachdenken anregten.

Besonders beeindruckten satirische Elemente: Auf der Fahrt nach Butzbach wurden ernste Themen wie Rassismus mit einem Augenzwinkern karikiert. Die Gruppe lud das Publikum zu einer Abstimmung darüber ein, ob die Mauer eingerissen werden soll. Klar, dass das weiße Papp-Bollwerk krachend einstürzen musste.

Von Michael Prochnow