Willy-Brandt-Halle erstrahlt in der „Night of Light“ Feuerrote Fassade ein echter Hingucker

Die Willy-Brandt-Halle ließ in der „Night of Light“ so manchen Mühlheimer nicht schlecht staunen. Foto: m

Mühlheim (m) – So mancher unbedarfte Autofahrer hat erschrocken seinen Wagen an der Haltestelle oberhalb der Willy-Brandt-Halle angehalten im Glauben, das Bürgerhaus stehe in Flammen. Tatsächlich leuchtete die Fassade feuerrot! Mit schweren Scheinwerfern und Strahlern hatten Geschäftsführer Martin Deiß von der städtischen GmbH und Ingo Ochsenreiter von der Dietesheimer Firma Stage Light das markante Gebäude für einige Stunden in die Warnfarbe.

Damit beteiligten sie sich an der bundesweiten Aktion „Night of Light“, mit der Menschen, die in der Veranstaltungsbranche tätig sind, auf ihre Situation in der neuen Zeit aufmerksam machten. Nahezu alle Großveranstaltungen seien verboten, erläutert der Unternehmer. Viele Kollegen sitzen auf hohen, monatlichen Fixkosten, haben jedoch überhaupt keine Einnahmen mehr.

Die Soforthilfen aus Berlin dürfen nur für Betriebskosten verwendet werden, private Ausgaben wie für Wohnung und privaten Bedarf blieben unberücksichtigt. Eine Besserung sei nicht in Sicht, viele Kollegen stünden vor dem Konkurs, informierten die Teilnehmer über die dramatische Lage.

An dem beliebten Treffpunkt an der Dietesheimer Straße warfen die beiden Fachleute jetzt abgestufte Kreise im selben Farbton auf die verschiedenen Ebenen des Aufgangs zum Bürgerhaus. Andere Lichtkegel streifen das Laub, Disconebel macht ihren Weg gen Himmel sichtbar. Bei der „Night of Light“, der „Nacht des Lichts“, wurden insgesamt 6000 Gebäude in Mitteleuropa professionell illuminiert, darunter eines in Mühlheim.

Das Spektakel unter freiem Himmel hätte ein kunstvoll-entspanntes Treffen an einem lauen Sommerabend sein können. Wäre der Anlass nicht ein so ernster gewesen. „In den 29 Jahren meiner Firma hat es immer Höhen und Tiefen gegeben“, blickt Ochsenreiter zurück. „2009/ ‘10 in der Finanzkrise, zum Beispiel. Aber Corona hat voll reingehauen: Von 100 auf 0 in zwei Tagen“ sei der Betrieb heruntergefahren worden. Seit Freitag, 13. März, können sie keine Konzerte, Theatervorstellungen, Messen oder Kongresse mehr mit Licht und Ton ausstatten. Jetzt hatten die beiden Männer mit ihren Teams und rund 60 Strahler auf Vorplatz, Dach und im Foyer die Brand-Halle sprichwörtlich in ein neues Licht getaucht. Die dreidimensionale Farb-Architektur ließ sich besonders gut von der höher liegenden Dietesheimer Straße erkennen. Die voluminösen Tageslichtlampen unterhalb des Haupteingangs arbeiten mit 16 Kilowatt pro Stunde, unterrichtet der Fachmann.

Auch Martin Deiß ist von den radikalen Absagen betroffen. „Die Halle bleibt erst mal bis Ende August geschlossen“, gibt er die Ansage von „oben“ weiter. Eine Ausnahme bilden die Sitzungen der Stadtverordneten. „Ich habe mit meiner Tochter 100 Schilder laminiert, die die Politiker auf das Hygienekonzept hinweisen“, berichtet er. Ab September will Deiß die Versammlungsstätte wieder hochfahren, doch wegen des geltenden Abstandsgebots können maximal 100 Personen rein.

Selbst wo die erlaubten 250 Besucher untergebracht werden können, würde keine Firma auf ihre Kosten kommen, rechnen die Betroffenen vor.

Die Branche wünsche sich eine Begrenzung auf 500 Personen. „Das Schlimme ist, wir wissen nicht, wie lange die Durststrecke andauert“, sagte der „Stage Light“-Geschäftsmann.

Die „Night of Light“ lockte im Laufe des Abends fast 40 Mühlheimer vor die knallrote Adresse. Etwa doppelt so viele Autofahrer stoppten und nahmen das Kunstwerk von der Haltestelle aus in Augenschein, beobachtete Deiß.