Fastnacht bei der Kolpingfamilie aus Dietesheim Jubiläumssitzung nach 44 Jahren

Der Nachwuchs der Kolpinger kann sich sehen lassen. So sind auch die nächsten 44 Jahre gesichert. Foto: m

Diddesem (m) – 25 sind keines, 50 auch nicht. Aber 44 Jahre, das ist ein Jubiläum! Zumindest für Karnevalisten wie die Kappenträger der Kolpingfamilie Dietesheim. Funkelnde Vierer zierten zu ihren Sitzungen die Tische im Pfarrheim St. Sebastian. Für Sprecher Kurt Eitel Anlass, zu Beginn eines farbenprächtigen Programm zurück zu blicken. 1976 eröffnete Präsident Karl Otterbein die erste Sitzung im alten Pfarrheim, bei der zweiten war’s schon Walter Friedrich. Die Narren erkannten rasch, dass sie andere Fastnachter besuchen sollten, „die kommen dann auch zu uns“, erklärte Eitel. Zuletzt verabschiedeten sie vor zwei Kampagnen Wolfgang Kramwinkel als Conferencier. Die „Neuen“ haben sie bewährt, Desiree Straub leitet die Narretei mit Christian Spahn. Der stand in Doppelfunktion im Rampenlicht, nämlich zugleich als Lämmerspieler Prinz! Für die Fastnacht der Basaltköpp’ führte das zum Kurswechsel, Witze über die „Russen“ wichen einem „Näher zusammenrücken“. Das begann mit dem Jubel für die LCV Tollitäten Christian I. und Stefanie II., die ein Paar Laufschuhe mit seinen Namen drauf.

Dann zeigte die Katholische Jugend ein „Best Of“ ihrer Auftritte und berichtete in einer „Nachrichtensendung“ vom Hitze-Sommer und der Unpünktlichkeit der Bahn. Flotte Sprüche und Gitarrenklänge, und letzte Sticheleien kamen über die jugendlichen Lippen: „Über Dietesheim lacht die Sonne, über Lämmerspiel die ganze Welt“.

Eine Augenweide für Star-Wars-Fans war das Männerballett, das in der Ausstattung der Science-Fiction-Serie im Gangnam Style, zu Dirty Dancing, David-Hasselhoff- sowie zu Opernmelodien tanzte. Kolping-Vorsitzender Winfried Winter streifte als „Mann am Klavier“ das Geschehen vor Ort und in der Welt: Mit Grüßen und Aktenkoffer von Protokoller Andreas Dippelhöfer jubilierte er, „es ist so wunder-wunderschön, Prinz zu sein“. Ganz aktuell hatte er die Wahl in Thüringen aufgegriffen, Tempolimit, die Maut und Verkehrsminister Scheuer, der „Milliarden um die Ecke bringt“. Zur angeketteten Fähre fand er passende Melodien und Texte, will einen „Fährmann in die Abendschul’“ schicken. Auch die „Angst vor Corona“, Kassenbon-Pflicht, Papst und Prälat, Awo und Amerikaner sind ihm nicht geheuer. Und noch ein Rat: „Wenn sie Gott sehen wollen, schicken sie ihm eine WhatsApp, wenn sie Auto fahren“. Mit Pippi Langstrumpf mache sich Greta Thunberg „die Welt, wie sie uns gefällt“. Doch: „Müssen erst Koalas sterben, bis sich was bewegt?“ Die Feuer in Australien seien erst der Anfang, aber „vielleicht ist es noch nicht zu spät ...“ Er habe als achtjähriger Messdiener mit einem Vortrag beim Seniorennachmittag angefangen, verriet Winter.

„Habt ihr gewusst, dass ich euch sympathisch bin?“, prahlte „die Neue vom Pfarrer Kost“. Der Dekan selbst spielte seine Haushälterin, die er bei „Pfarrer sucht Frau“, beim Scheunenfest von Walter Betz in Lämmerspiel, gefunden habe. Das Quartett „Quattro Formaggi“ einte in einer Talk Show einen Pfarrer und einen Chirurg, der ohne Betäubung operiert, eingehüllt in Gesänge griechischer Tradition. Vor und nach der Pause verbreiteten die singenden Kappenträger mit und ohne die Stereotones Stimmung im Stile der kunterbunten Truppe „Village People“. Und da waren sie wieder, die Emotionen: „Ich weiß, wo meine Wurzeln sind, nicht in Lämmerspiel, nicht in Mühlheim, es gibt nur ein daheim - in Dietesheim“. Der „Prinzen aus verschiedenen Provinzen“ gedachten die Dalles Cowboys. Als „Men in Black“ beeindruckte erneut ein Duo mit schnellen Wortspielen. Im Gegensatz zu „Fridays for Future“ lautete der Wahlspruch ihrer „Partei“, „Äppler, Bier und Hütche’ frei“, denn „die Grundversorgung muss gesichert sein“. Ein Treffer war auch der Selfie schießende Politiker Ismail Tipi. Streitend blickten dann Ex-Bürgermeister Bernd Müller im Damen-Fummel und Dietmar Hentschel im Frack auf ihr „Eheleben“ nach 50 Jahren zurück, plauderten über viele Anzüglichkeiten. Mit viel Sprachwitz packte das „Comedy Trio“ in Bänkelgesang, was passiert, wenn Ketchup aufs feine Kleid tropft. Mit Abba huldigten sie der Plastikdosen, „super Tupper limited Edition“, und überlegten, „wenn ich bei Esso ess‘“. Schließlich senkten sie selbstredend das Niveau: „Wenn de nicht mehr kacke’ kannst, biste tot“. Da wunderte sich Ansagerin Desiree, „wie ihr bei solchen Themen ein so herrlich gelangweiltes Gesicht machen könnt“. Die „Stereotones“ schmetterten in Glitzertrikots Hits von Backstreet Boys und Beatles. Auf die starken Purzel-, Mini-, Jugend- und Kolpinggarde können die Kolpinger stolz sein, auch auf die flotte Showtanz-Formation. Sie wirbelte zum Finale mit „Sehnsucht nach Blut“ gruselig vor Grabsteinen.