DGB-Neujahrsempfang erstmals im Vereinshaus der Siedlergemeinschaft Rote Warte Neue Adresse, neue Gesichter, neue Häppchenrezeptur

Rund 30 Zuhörer waren beim DGB-Neujahrsempfang im Vereinshaus der Siedlergemeinschaft Rote Warte anwesend. Darunter auch Bürgermeister Daniel Tybussek. Ein Thema, welches den Mühlheimern immer auf der Seele brennt und diskutiert wurde war die geliebte Main-Fähre. Foto: m

Mühlheim (m) – Neben den neuen Gesichtern waren die Themen die alten - Brexit, Europa-Wahl und die Main-Fähre bewegte die Redner beim DGB-Neujahrsempfang, der erstmals im Vereinshaus der Siedlergemeinschaft Rote Warte stattfand. Weil Gastgeber Thomas Schmidt erkrankt war, begrüßte Kreisvorsitzender Tobias Huth rund 30 Zuhörer in der Siedlerstube.

„Gute Arbeit und sozialer Zusammenhalt“ laute das Thema in „Zeiten von Populisten, die versuchen, Demokratien zu unterwandern“. Und, „was bedeutet das für die Europa-Wahl“, gab Huth zu bedenken, „wenn Parteien ein vereintes Europa ablehnen, zu nationalstaatlichen Regelungen zurückkehren, keine Vielfalt, keine Freizügigkeit wollen?“

Es sei Aufgabe der Gewerkschaften, die Grundwerte von Europa zu verteidigen. Es gelte, in den Kreis- und Ortsverbänden mit Menschen ins Gespräch zu kommen. „Europa hat freilich viele Defizite“, meinte Huth. So werde die EU „von Wirtschaftslobbyisten genutzt, um arbeitnehmerfeindliche Bedingungen zu festigen“. Der DGB fordere europaweit gültige Tarifverträge, eine Arbeitslosenversicherung und Sozialgesetze für die gesamte EU.

Bürgermeister Daniel Tybussek wünschte „viel Tatkraft und fleißige Mitglieder, die wichtige gesellschaftspolitische, kommunale Themen aufgreifen und sich starkmachen für die Arbeitnehmerschaft“. Er skizzierte Mühlheim als eine „bunte Stadt“, 40 Prozent der Einwohner haben einen Migrationshintergrund, und das sei eine Bereicherung. „Ich bin froh, dass sich viele ehrenamtlich engagieren, das ist ein Beitrag zur Integration.“

Über den Stimmenanteil der AfD bei den jüngsten Wahlen sei er besorgt, sieht darin eine „gemeinsame Herausforderung“. Statt populistisch zu agieren und die Gesellschaft zu spalten gelte es, Bildung, Chancengleichheit und Gerechtigkeit zu schaffen und dafür zu sorgen, „dass gute Arbeit gut und fair bezahlt wird“. Die Stadt sorge mit Kitas und bezahlbarem Wohnbau für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf,

Gastredner Michael Rudolph, Vorsitzender des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen, plädierte dafür, die 450-Euro-Jobs abzuschaffen, dafür „ab dem ersten Euro eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung einzurichten, „sonst gewinnen nur die Arbeitgeber“. Auch „Kollegen auf Abruf“ haben keine Absicherung: „Wir brauchen mehr Verlässlichkeit“.

Kommunen zählen zu den größten Auftraggebern, da sei es fatal, dass sie Aufträge nur an den billigsten Anbieter erteilen dürfen. Die böten oft die schlechtesten Arbeitsbedingungen - „faire Betriebe bleiben auf der Strecke“. Jetzt müsse „mit öffentlichen Mitteln gute Arbeit gefördert werden“, was die neue Landesregierung jedoch abgewiesen habe.

Sie wolle 22.000 Sozialwohnungen bauen, gebraucht werden aber 50. 000. „Wir erstreiten doch keine Arbeitszeitverkürzung oder Lohnerhöhung für teure und fern vom Arbeitsplatz liegende Wohnungen“. Rudolph sieht sozialen „Sprengstoff, wenn 50 Prozent des Einkommens fürs Wohnen bezahlt werden müssen“. Das gelte auch für Mühlheim, wenn viele zum Arbeitsplatz wegen der fehlenden Fährverbindung teure Umwege auf sich nehmen müssen.

Ganz wichtig seien dem DGB die Schulen. Sie dürfen nicht geschlossen werden. Stattdessen müsse Geld aufgenommen werden, „um Bildung zu finanzieren“. Das sei durch Vermögens-, Erbschafts- und Unternehmenssteuer möglich: „Starke Schultern müssen mehr tragen als schwache“. Mit Sorge blickte Rudolph auf die Europa-Wahl. „Deutschland lebt stark vom Export, Europa ist ein beständiges Friedensprojekt und garantiert den sozialen Fortschritt.“ Der Gastredner sieht eine Lösung im Kampf gegen Lohndumping in der Formel „gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort“. Nur so könne man die EU besser und sozialer gestalten.