75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz „Frauen, Männer und Kinder wurden entmenschlicht“

Auch der anhaltende Regen hielt die rund 40 Mühlheimer Bürger nicht davon ab, vor der Friedenseiche den Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken. Foto: m

Mühlheim (m) – Das Grauen hat Jubiläum: Vor 75 Jahren, am 27. Januar 1945, befreiten sowjetische Soldaten die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz. Es waren kaum mehr als 1000, weit mehr als eine Million Menschen wurden von den Nazis vergast, starben hungers oder an Erschöpfung.

Der DGB-Ortsverband gewann Tobias Huth, den Vorsitzenden des Kreis- und Stadtverbands Offenbach, eine Rede am Gedenkstein der Gewerkschafter vor der Willy-Brandt-Halle zu halten.

Anhaltender Regen konnte 40 Mühlheimer nicht hindern, der Einladung an dem denkwürdigen Datum zu folgen. Der Mühlheimer Vorsitzende Thomas Schmidt begrüßte Mitglieder und Freunde, aber auch neue Gesichter.

Huth erinnerte zunächst an die Situation in dem Lager. Die Gefangenen waren abgemagert, in einem Lazarett stand nur einem polnischen Arzt bereit. Frauen lagen apathisch am Boden, trugen nur noch Lumpen am Leib, zitierte der Referent die Schilderungen.

„Man spürte das Grauen“, hielten Augenzeugen fest, „Frauen, Männer und Kinder wurden entmenschlicht, waren nur noch Zahlen“. Das habe der Ideologie des Nazi-Regimes entsprochen, befand Huth. Freunde, Nachbarn, Kollegen und Kameraden, die noch im Ersten Weltkrieg Seite an Seite gekämpft hatten, wurden voneinander getrennt.

Das Deutsche Reich, die Bahn und unzählige Firmen aber haben von den Zwangsarbeitern profitiert, gab der Redner zu bedenken.

Heute seien nicht mehr viele Überlebende unter uns, die in der Lage sind, von den Geschehnissen zu berichten. Anders der Rechtspopulismus, Parteien in den europäischen Ländern erstarken und versuchen, Gesellschaften zu spalten. Sie geben einfache Antworten auf komplexe Fragen „in einer Zeit, in der Vieles aus dem Gleichgewicht geraten ist“, fasste Huth zusammen. Er warnte vor allem vor der Demagogie dieser Parteien, die mit den Themen Arbeit, Rente und Lebensformen auf Stimmenfang gehen. „Rechte Kräfte wollen Volksgruppen auslesen“, wies der Redner auf Hetze und Rassismus hin.

„Es reicht nicht mehr zu mahnen“, erläuterte der DGB-Mann. Die AfD sitze mittlerweile in allen Parlamenten und in Rundfunkräten, habe eigene Stiftungen und Referenten, die mit Bildungspolitik danach trachten, Menschen in ihrem Sinn zu beeinflussen. „Wir müssen aktiver werden, Haltung bewahren, aufklären“, betonte Huth. „Noch sind wir die tolerante Mehrheit, die ein friedliches und freiheitliches Land, in Betrieben und Vereinen zusammenarbeiten möchte“.