Die Naturfreunde scheinen jedoch Glück zu haben. Anfang Juni eröffnete das Gespann Angelo Köppler und Sarah Catanzaro im Vereinshaus Am Maienschein 467 ihre Gaststätte mit Biergarten. Seit dem ist hier so viel los, wie schon ewig nicht mehr, erst recht auf dem Sommerfest am Samstag.
Auch personell stellten sich die Naturfreunde neu auf. Im Mai übernahm Franz Neumaier den Vorsitz. Einer Kampfabstimmung musste sich der Mann nicht stellen. Wie in vielen Vereinen ist man auch hier froh, wenn sich einer bereit erklärt, den Posten zu übernehmen. Die Naturfreunde zählen zwar 120 Mitglieder im Ort, aber auch ihnen geht es nicht anders, als den meisten Traditionsvereinen: Der Nachwuchs reist sich nicht gerade die Stifte aus den Händen, um Beitrittserklärungen zu unterschreiben. Die unter 60-jährigen dürfen sich quasi als Vereinsjugend fühlen.
Neumaier freut sich, dass seit der Übernahme der Gastwirtschaft durch Angelo Köppler vor allem viele junge Leute den Weg bis zum Waldrand finden. Für Familien ist das Areal ideal, das der Wirt mit entsprechendem Spielgerät kindgerecht herrichtete. Bei Hitze steht auf dem Rasen ein Planschbecken. Wenn die Eltern auf den Bänken sitzen, dann wissen sie, hinten raus können die Kinder auch in einem unbeobachteten Moment nicht ausbüxen. Das verhindert der Zaun. „Angelo und Sarah kennen viele Leute, das zieht viel Publikum an“, freut sich Neumaier.
Die Organisation läuft auch heute wieder blendend. Aus dem Umfeld der beiden helfen viele verlässlich mit, dass auf dem Grill das Fleisch brutzelt und das Bier aus dem Zapfhahn strömt. Für den Abend steht Livemusik mit „Nello & Giuseppe“ auf dem Plan.
Ähnlich wie die Form der Klingelschilder eines Wohnhauses als Indikator gelten, wie es drinnen zugeht, deutet die Kalligrafie auf der Speisekarte das Niveau eines Restaurants an. Am Eingang hängt die von Sarah Catanzaro fein per Hand geschriebene Karte. Die gastronomisch erfahrene Frau gibt vor, was in der Küche passiert. Catanzaro entschied sich bewusst, die Karte klein zu halten, auf der etwa Schnitzelvariationen, Rumpsteak oder „Handkäs‘ mit Musik“ stehen: „Wir sind immer bereit, neues zu probieren und zu streichen, was nicht läuft“, betont Lebensgefährte Angelo Köppler. Von Dienstag bis Sonntag steht, sind die Tore von 16 bis 22 Uhr offen. Montags ist Ruhetag.
Zum Fest geben sich Mitglieder der TKG Sonnau im vollen Ornat die Ehre. Das heißt, die Mitglieder des Fastnachtsvereins tragen ihre gelben Hemden mit der grünen Aufschrift. Die Delegation bringt den beiden Wirten einen bepflanzten Blumentopf und ein Kuvert mit substanziellen Inhalt als Geschenk.
Gerd Noll, der Vizechef der Sonnau, erzählt vom früheren Vorsitzenden Walter Schmidt, der vor knapp zwei Jahren verstarb. Ein Freund von Schmidt schenkte der Sonnau vor über 30 Jahren das Grundstück nebenan, auf dem der Verein ein Haus baute. „Seit dem Tod von Schmidt nutzten wir das Heim nicht mehr oft“, erklärt Noll, der auch die gute Nachbarschaft mit den Naturfreunden erwähnt. Eine Schnittmenge der Mitglieder gebe es jedoch nicht, „obwohl wir doch indirekt ein roter Verein sind“. Noll spricht die vielen SPD-Mitglieder der Sonnau an. Die Naturfreunde stehen ebenfalls in einer linken Tradition.
Gattin Monika Noll kennt den Naturfreunde-Vorsitzenden aus einem ganz anderen Kontext. Die Kassiererin der Sonnau arbeitet beim Hessischen Städte- und Gemeindebund. Vor Kurzem erteilte Franz Neumaier in seiner beruflichen Eigenschaft als Rettungssanitäter dort einen Kurs in Erster Hilfe.