Mühlheimer Steinbruchfestival der Artificial Family am Grünen See Nur Bands und Musiker, die sich „nicht verbiegen“

Das Steinbruchfestival hat viele Fans, die nicht nur aus dem Rein-Main-Gebiet kommen. Es treten nur Bands auf, die „sich nicht für die Musikindustrie verbogen haben“. Foto: Prochnow

Mühlheim (m) – Das Steinbruchfestival ist untrennbar verbunden mit der Artificial Family. Die Gründer des Kulturvereins einte schon vor rund 30 Jahren das Musik-Machen, das Festival ist sozusagen die Wiege der „Artis“. Und auch nach einem Vierteljahrhundert, auch für die nächste Generation hat es nichts an Attraktivität verloren. Das zeigte das dreitägige Treffen mit 14 Bands und Discjockeys aus dem ganzen Bundesgebiet einmal mehr am vergangenen Wochenende auf dem Vereinsgelände am Grünen See.

Rock, Soul, Blues, Reggae, Hip-Hop oder Rock’n’Roll – der Steinbruch bringt fast alles hervor, nur keine Musik von der Stange. Die Bands sind einzig, nicht artig, ein gemeinsamer Nenner lässt sich dennoch bei vielen Auftritten erkennen: Texte sind wieder „in“, Wortwitz, Fantasie und große Gefühle werden transportiert, und meistens auf Deutsch. Rund 250 Bands begrüßte das Artis-Team seit dem Start 1992. Einige Gruppen haben Karriere gemacht, resümierte Vereinssprecher Felix Frost. Die meisten aber haben sich „nicht für die Musikindustrie verbogen“, seien Idealisten und Individualisten geblieben. Dafür ging immer wieder Lob an die Adresse der Gastgeber, schließlich gebe es mittlerweile nur noch wenige Orte und Veranstalter, die Musikern eine Plattform geben, die in keine Schublade passen.

Hamburger Stammgast

Viele Gäste richteten ihren Besuch ganz gezielt nach der bevorzugten Musikrichtung aus, kamen mit Kind und Hund, wobei der zweibeinige Nachwuchs oft bunte Kopfhörer als Ohrschutz trug. Andere genossen schlicht die freundliche Atmosphäre zwischen Bühne und Bar, schnappten sich einen der Liegestühle oder brachten einen Klappsessel mit und verfolgten entspannt das Geschehen vom Waldrand auf der Anhöhe aus. „Der Fall Böse“ zählte zu den großen Attraktionen. Die Hamburger haben im Laufe der Jahre eine stattliche Fangemeinde um sich geschart. Im Herbst wollen sie Abschied von der Bühne nehmen, jetzt begeisterte die selbst ernannte Rock’n’Roll-Blues-Punk-Tanzformation noch einmal das Mühlheimer Publikum unter freiem Himmel.

Zum Auftakt spielte Kamatosa aus Offenbach mit Grunge- und Stone-Rock. Auch der Rock der Gruppe „Nackt“ aus der Lederstadt passte, die Formation hat sich eigens für das Festival wiedervereint. Mit Funk und Metal mischten Samavayo den Rock der 70er Jahre. Mit viel Getrommel starteten die Gastgeber das Samstagsprogramm. Wortreich folgte Tim Ahmed, Qunstwerk legte Hip Soul über den „Strand“, dann kamen Directors Cut und Illbilly Hitec. Den Sonntag beherrschten Latin Reggae und Blues – mit Marvin Scondo, The Jukes, Banjoory, Mellow Mark und der temperamentvolle Espana Circo Este aus Buenos Aires und Italien.

Lagerfeuer und Beach

Viele Besucher genossen auch einfach das Gelände der „Artis“ auf dem Hügel. Sie gelangten nur über eine Rampe zur Festival-Bühne. In den Abendstunden loderte ein Lagerfeuer, Kinder und Eltern hockten auf Bänken um die Flammen. Noch ein paar Schritte weiter, auf dem höchsten Punkt des Areals, wurde Schmuck feilgeboten. In der Gegenrichtung ging’s bergab zur überdachten Terrasse und auf die „Beach“. Der feine Sand ist ein Markenzeichen der guten Adresse für Musiker. Die Ausstattung gilt als nicht übersehbares Symbol, dass am Rabenlohweg Kinder wie Erwachsene willkommen sind, Freunde von Musik aller Genres. Bei der Artificial Family geht’s am 19. August mit dem DJ-Programm Funk-Fusion weiter. Am Samstag, 16. September, läuft dann noch der Summerbeat mit Party.