„Die Veredelungsstelle soll einige Zentimeter über dem Erdboden zu sehen sein. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Baum kräftig und groß wird“, monierte Michael Keller gleich beim ersten Demonstrationsobjekt, einem acht Jahre alten Apfelbaum, eine zu tiefe Einpflanzung. Eine Baumscheibe anzulegen, also die Erde kreisförmig um den Stamm etwas aufzulockern, stärke darüber hinaus den Wuchs. Um das Anbeißen der Rinde durch Hasen und weitere Tiere zu vermeiden, sei besonders bei jungen Bäumen ein schützendes Drahtgeflecht unentbehrlich, sagte Keller, der betonte, dass sich die Grundregeln des Baumschneidens auf alle Arten von Obstbäumen anwenden lassen.
Drei bis vier Äste als Gerüst
Jeder Baum solle drei bis vier Gerüst-Äste ausbilden, die die Hauptlast tragen. Spalierobst habe den Vorteil, dass bereits nach zwei Jahren die ersten Früchte geerntet werden könnten. Sie seien ideal für den heimischen Garten, während Streuobstwiesen mit hochstämmigen Bäumen bepflanzt werden sollten, die allerdings rund zehn Jahre wachsen müssten, bis sie den ersten Ertrag abwerfen. Außerdem erschwerten die hohen Äste den Diebstahl der Früchte.
„Höchstens 30 Prozent der Äste sollen in einem Jahr herausgeschnitten werden“, wusste der Fachmann. Je weiter ein Zweig zurückgeschnitten werde, um so schneller und stärker würde er im Laufe eines Jahres wieder sprießen. Auch deshalb gelte das behutsame und gekonnte Zurückschneiden als Erfolgsrezept. Ein Dutzend Interessierte hatte Vorsitzender Bernd Schwerzel eingangs auf der Streuobstwiese an der verlängerten Wichernstraße begrüßt und etwas wehmütig an den Obstbaumschnittlehrgang im vergangenen Jahr erinnert: Rund 70 Teilnehmer hatten sich am Gailenberg versammelt. Allerdings bei schönstem Sonnenschein und deutlich wärmeren Temperaturen.
Wärmenden Kaffee und selbst gebackene Kuchen boten diesmal OGV-Kassiererin Dietlinde Bedel, Beisitzerin Barbara Hoff und Marianne Schwerzel an.