Mitglieder des Geschichtsvereins besuchen den Modellbauclub „Stellwerk“ Schienennetz auf 200 Quadratmetern

Eine Abordnung des Mühlheimer Geschichtsvereins besuchte am Freitagabend das Domizil der Modellbauer vom Verein „Stellwerk“, der erst seit 2015 in der Mühlenstadt Zuhause ist. Bild: hackendahl

Mühlheim – Wenn man heutzutage das Wort „Stellwerk“ hört, denkt man an Zeiten, als die Deutsche Bahn in ortsfesten Bahnanlagen Weichen und Gleissperren steuerte. In Mühlheim gibt es seit acht Jahren eine Vereinigung engagierter Modellbauer gleichen Namens. Eine Abordnung des Geschichtsvereins Mühlheim ließ sich am Freitagabend in die noch im Rohbau befindliche, stetig wachsende Modellbahnanlage der rührigen „Stellwerker“ von den beiden Vorsitzenden Martin Bläß und Martin Söhngen sowie den beiden Gruppenleitern in die entstehende Anlage einführen.

Der Miniatur-Bahn-Club „Stellwerk“, viele Jahre im Keller der Güterabfertigung in Offenbach zuhause, hat im August 2015 die 200 Quadratmeter großen Vereinsräume im Untergeschoss der Schreinerei Noll in der Friedensstraße 12 bezogen. „Wir mussten den Raum erstmal schick machen, haben neue Lampenleitungen gelegt und die Wände frisch angelegt“, berichtet Martin Bläß den Besuchern.

Der 24 Mitglieder zählende Modellbauverein ging aus der Stiftung Bahn-Sozialwerk hervor und befasst sich seit dem Umzug mit dem Aufbau und Betrieb einer neuen detaillierten Modellbahnanlage. In der H-Null-Modellbahnanlage (Maßstab 1:87), in der zukünftig bis zu 65 Modellbahnzüge auf mehreren Ebenen ihre Runden drehen sollen, sind auch bekannte Mühlheimer Gebäude wie Bahnhof, Markuskirche und der örtliche Wasserturm vorgesehen – möglichst maßstabsgetreu.

„Wir haben eine Zäsur hinter uns. In Offenbach hatten wir mit 55 Mitgliedern – der Großteil waren Bahnführer und Rangierer der Deutschen Bahn – mehr Manpower. Wir waren als Gruppe unter dem Dach der Bahn-Stiftung angegliedert. Jetzt bezahlen wir Miete und müssen, um als Verein überleben zu können, unserer Kalkulation zufolge mindestens 22 Mitglieder in unseren Reihen haben“, sagt der Vorsitzende Bläß. „Wir hatten uns damals mit dem Thema Umzug beschäftigt, weil es in der Güterhalle gebrannt hatte und dort zudem mehrmals eingebrochen wurde, zum Glück nicht bei uns“, bedauert Bläß, dass die dortige Modellbahnanlage, an der sie 15 Jahre gearbeitet hatten, nicht in die neuen Räume mitgenommen werden konnte.

Die Planung der in Bau befindlichen Anlage, am Computer entwickelt, habe sieben Jahre gedauert. Sie wird von den Mitgliedern in den freitäglichen Treffs ab 20 Uhr mit viel Eifer und Liebe zu Technik und Detail umgesetzt. Noch ist alles im Rohzustand, doch immerhin fahren schon die ersten Modellbau-Loks mit Waggons durch den aus zugeschnittenen Leimholzplatten aufgebauten Modell-Rohbau. „Bis Berge, grüne Landschaften und Seen zu sehen sein werden, dauert es noch fünf Jahre. Bis die Anlage komplett fertig sein wird, rechnen wir mit bis zu 25 Jahren“, informieren die Modellbahnfreunde. „Die Corona-Pandemie hatte auch Auswirkungen auf uns“, sagt Bläß. In zwei Jahren hätten sich die Modellbauer nur zwölf Mal gesehen. Bläß: „Mit Maske im Keller zu tüfteln, macht ja keinen Spaß und wenig Sinn, wir haben diese Zeit allerdings genutzt, haben bei Videokonferenzen Kontakt gehalten und im Internet recherchiert.“ In der kontaktarmen Zeit gelang es dem Club immerhin, kostengünstige Signalanlagen zu erwerben. Auch das Modell des Mühlheimer Bahnhofs ist bereits ausgedruckt und aufgebaut. „Interessenten, die bei uns mitmachen wollen, brauchen keinerlei Vorkenntnisse. Sie müssen - wenn einer von uns bohrt - nur festhalten und blöde Sprüche machen können“, schmunzelt Bläß.

Von Holger Hackendahl