Marta Pena und Antonio Trechera ergänzen das Team in der Kita St. Markus Von Spanien nach Mühlheim

Neuen Job in Mühlheim gefunden: Marta Pena und Antonio Trechera fühlen sich trotz Heimweh in der Kita St. Markus wohl. Foto: m

Mühlheim – Das passt: Während hierzulande händeringend Personal für Kinderbetreuung gesucht wird, ist es für junge Pädagoginnen und Pädagogen in Spanien schwer, eine Stelle zu finden. Marta Pena und Antonio Trechera haben ihr Studium der Erziehungswissenschaften erfolgreich abgeschlossen, aber keinen festen Arbeitsplatz gefunden. Den bietet ihnen jetzt der katholische Kindergarten St. Markus. „Die Stadt hat bei uns angefragt, ob wir Interesse an Mitarbeitenden aus Spanien haben“, schildert Isabel Arean Revilla den Beginn einer fruchtbaren Kooperation. Die stellvertretende Leiterin der Einrichtung an der Bleichstraße erwähnt noch die Absprache mit der zuständigen Abteilung im Bistum Mainz und mit der Vermittlungsagentur Helmeca in Frankfurt. Sie wies die Kräfte aus dem Süden nach deren Vorlieben zu, für U3- oder Ü3-Gruppen.

Das Haus St. Markus umfasst fünf Gruppen, davon eine Krippe für Kinder unter drei Jahren. „Wegen des Fachkräftemangels können wir nicht alle 110 Plätze vergeben“, bedauert Isabel Arean Revilla. „In der Krippe sind zwei Kolleginnen tätig und jetzt auch Marta Pena, im Kindergarten sind fünf Erzieherinnen und nun auch Antonio Trechera. Hinzu kommen Leiterin Susanne Klein sowie jeweils eine Auszubildende, studentische Aushilfskraft und Absolventin eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ).

„Vor allem bei den Jungs ist Antonio sehr beliebt“, bestätigt die Landsmännin, „wir hatten noch keinen männlichen Mitarbeiter“. Sprachliche Barrieren gibt es nicht, „und man merkt, sie arbeiten nach der gleichen Pädagogik wie wir und sehr professionell“.

Schon im Advent haben die „Neuen“, die im November in Mühlheim begonnen haben, einen Online-Kalender mitgestaltet und Fingerspiele vermittelt. Sie haben den Kleinen ein spanisches Weihnachtslied beigebracht, was auch bei den Eltern super angekommen ist.

Der 38-Jährige stammt aus dem andalusischen Cadiz, wo er Erfahrungen mit Kindern sammelte, als er Drei- bis Sechsjährigen das Schwimmen beigebracht hat.

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Antonio Trechera startete seine berufliche Laufbahn jedoch als Metallarbeiter, schon sein Vater und sein Großvater übten den körperlich harten Job aus. Den hängte er an den Nagel und nahm das Studium Magisterio auf. Mit dem Diplom ist er in Spanien sowohl Erzieher als auch Grundschullehrer. Nach dem Jahrespraktikum führte er vier Jahre mit einer Freundin ein eigenes Nachhilfeinstitut.

Seine 24-jährige Kollegin wuchs in der Kleinstadt Noia in der Provinz La Coruna auf, wo sie in der Musikschule Pianospiel und Gesang erlernte. Ihre Eltern sind Musiker, leiten Kirchenchöre und spielen die Orgel, die Mutter singt zudem. Marta Pena studierte in Santiago de Compostela, machte ihren Master in Magisterio in Madrid, wo sie sich für die Begleitung von Kindern bis sechs Jahre mit Förderbedarf spezialisiert hat. In Madrid und Galizien war sie bereits als Musiklehrerin beschäftigt.

In Spanien werden Mädchen und Jungen von 0 bis 6 Jahren in altershomogenen Gruppen begleitet, erläutert Marta Pena. Je nach Region müssen die verbeamteten Lehrkräfte bis zu 26 Kinder betreuen, ab dem dritten Lebensjahr sind sie Teil der Grundschule. „Hier liegt der Fokus auf die Bedürfnisse und die Entwicklung zur Selbstständigkeit, in Spanien geht es mehr um Wissensvermittlung, damit sie in der ersten Klasse schon lesen und schreiben können.“ Ideal, sind sich beide sofort einig, wäre eine Mischung aus beiden Systemen.

Er hat ein Apartment in Frankfurt bezogen, sie in Neu-Isenburg. Er bevorzugt Krafttraining, boxen im Club und joggen, sie übt in einem Fitnessstudio mit Schwimmbad. „In Spanien ist man viel draußen, die Leute sind sehr offen“, vergleicht Antonio Trechera. Die Hessen seien „etwas reserviert, aber höflich, auch hilfreich, wenn man sie anspricht“. Für Marta Pena war der Umzug ein „Kulturschock“, beide plagt das Heimweh, aber in der Kita fühlen sie sich pudelwohl

VON MICHAEL PROCHNOW