Daniel ergänzt, dass in Dietesheim ein Wagen mit einer Rettungsplattform bereitsteht, der bei Einsätzen in größerer Höhe, wenn ein Fahrzeug auf dem Dach oder auf der Seite liegt, hilfreich sei. Der Lehrer des Abends spricht von Eigensicherung, davon, Gefahrenquellen am Einsatzort zu beseitigen oder dem Gruppenführer zu melden, verletzte Personen nicht alleine zu lassen, sondern zu betreuen, bis sie an den Rettungsdienst übergeben werden können: „Das hat oberste Priorität.“
Dagegen genügen dem Trupp, der die Straße absperrt, Warnwesten. Selbst die Windrichtung sei zu beachten, denn vielleicht strömt Gas aus oder Teile eines beschädigten Haus stürzen herab. Weil „Unvernünftige zwischen den Pylonen durchfahren“, sollen die Feuerwehrwagen auf der Fahrbahn als Sperren aufgestellt werden.
„Wir haben keine Möglichkeit, Ausbildung zu betreiben“, erklärt Referent Haupt. Nur zu Einsätzen dürfen die Retter die Feuerwehrhäuser betreten. „Kürzlich mussten wir ein angebranntes Essen vom Herd holen“, berichtet der Mühlheimer Retter, „aber es ist schon sehr ruhig geworden“. Doch auch in der neuen Zeit dürfe die Weiterbildung nicht auf der Strecke bleiben, findet er.
Wie andere Wehren im Land setzen auch die hiesigen auf Online-Unterricht. „Das funktioniert recht unkompliziert“, findet der 28-jährige Elektromeister, seine Zuhörer können seine Ausführungen von der Couch oder im Arbeitszimmer verfolgen und mitmachen. Zum Auftakt hatte der Dietesheimer Zugführer Martin Deiß wegen der aktuellen Lage zu Hygiene und Desinfektion geschult. 50 Wehrleute schalteten sich per Webcam und Mikro zu, auch die Ortsgruppe der DLRG war eingeladen.
Bürgerhaus-Chef Deiß ist zugleich der Administrator des Treffens am Monitor, stellt die Vorträge der Kameraden vor. Diesmal geht’s also um technische Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen, um Grundlagen, konkrete Aufgaben und neue Antriebstechniken, Gas, Elektro und Wasserstoff.
Ein besonderes Augenmerk gelte austretenden Betriebsstoffen wie Benzin und Öl, bei Gas- und Elektroantrieben müsse der Unterboden erkundet werden. Mit einer Grafik zeigt Daniel, dass alle benötigten Geräte bereitgelegt und ein „Schrottplatz“ eingerichtet werden sollen. Dann erfahren die Wehrleute noch, was Angriffs- und Wassertrupp zu tun haben. Die Skizze eines Audi TT Coupe hebt die verschiedenen Materialien hervor, die verbaut werden, „da nutzen Schere und Spreitzer nicht viel“.
Nach 45 Minuten fliegt der Dozent aus dem System, sein Internetzugang streikt. Aber ein Elektriker findet immer einen Weg, fährt sein Notebook hoch und kann so seinen Vortrag zu Ende führen. Der Aktive hat eine Reihe Fotos von Einsätzen in Schiller-, Friedens- und Spessartstraße, von Unfällen in Bepo-Kreisel und Main in seine Präsentation integriert. Einige Zuschauer formulieren noch Fragen zu E-Ladesäulen und Gefahren beim Laden mit einer Kabeltrommel.
Die Wehren haben in den vergangenen Monaten viele Quereinsteiger gewonnen, weil sie seit zwei Jahren intensiv Werbung betreiben.
14 Anfänger waren zum Grundlehrgang beim Kreis Offenbach angemeldet, der verlegt worden sei. Nach dem Ausbruch der Krise gab es auch in Mühlheim vier Wochen keinen Kurs. „Ein Teil von uns sitzt wegen Kurzarbeit zu Hause, will was lernen“, erläutert der Leiter.