Ausländerbeirat feiert sein 40-jähriges Bestehen und das Fest der Nationen – Fortsetzung auf Seite 2 Vier Jahrzehnte gelebte Integration

Der Auftritt der Tanzgruppe des Vereins Bildung und Soziales Offenbach war nur eine von vielen gelungenen Vorführungen beim Fest der Nationen zum 40-jährigen Bestehen des Mühlheimer Ausländerbeirats. Foto: pro.

Mühlheim (pro) – Oft mehr gelitten als geliebt genießt er in der Mühlenstadt hohes Ansehen. Das wurde auch am Samstagabend deutlich, in der Willy-Brandt-Halle feierte der Ausländerbeirats 40 Jahre gelebte Integration. Damit gilt das Mühlheimer Gremium als eines der ersten seiner Art im Land.

Den Entschluss, eine Vertretung nichtdeutscher Arbeitnehmer zu schaffen, fällte die Stadtverordnetenversammlung im Dezember 1975. Zu dieser Zeit lag der Anteil der Migranten an der Mühlheimer Bevölkerung bei zwölf Prozent. Am 29. April 1976 konstituierte sich der Beirat aus acht Repräsentanten der ausländischen Arbeitskräfte. Sie wurden durch das Ortskartell des Deutschen Gewerkschaftsbunds benannt. Dazu kam ein Abgesandter des DGB selbst, je drei Angehörige der freien Wohlfahrtsverbände, ein Stadtverordneter und ein Mitglied des Magistrats.

Das war bis 1989 Erster Stadtrat Horst Lehr, würdigte Bürgermeister Daniel Tybussek. Damals lebten 1100 Italiener, jeweils rund 200 Griechen, Spanier und Türken sowie 350 Jugoslawen in der Stadt. Insgesamt waren zum Zeitpunkt der Gründung des Ausländerbeirates etwa 2500 ausländische Bürger aus 32 Staaten gemeldet.

Nach den Direktwahlen gemäß der neuen Hessischen Statuten führte Franco Marrincola den 15-köpfigen Kreises bis 1997. Von ihm übernahm Corrado Di Benedetto die Gemeinschaft, leitete sie zunächst bis 2002, später noch einmal von 2005 bis 2010. In der Zwischenzeit war Hüsamettin Eryilmaz am Ruder, der den Ausländerbeirat auch heute wieder führt.

Der aktuelle Beirat setzt sich zusammen aus neun Vertretern der Türkischen Liste, vier der Italienischen und zwei der Internationalen Liste, für die ein Grieche und ein Araber dabei sind. Eryilmaz unterstrich die gute Zusammenarbeit über die Grenzen der Listen hinweg und den familiären Charakter der Sitzungen.

Rund ein Fünftel der Einwohner Mühlheims hatte im vergangenen Jahr keinen deutschen Pass. Die größten Migrantengruppen bilden die Italiener, es folgen Menschen aus der Türkei, aus Serbien und Kroatien sowie aus Griechenland. Damit gilt Mühlheim als einzige Stadt in der Region, in der nicht die türkischen Einwanderer die stärkste Gruppe stellen.

In den Anfangsjahren diskutierte der Beirat die Schulsituation ausländischer Schüler, klärte Fragen zu Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis sowie Kindergeldregelungen für ausländische Arbeitnehmer. Bis heute sind Themen wie Wohnungssuche, Freizeitgestaltung und der Alltag der Migranten aktuell. Jüngst beschäftigten sich die Gewählten mit Schule und Sprachförderung, der Anerkennung von Bildungsabschlüssen aus dem Ausland. Der Rat diskutierte darüber, wie Migranten mit dem Ehrenamt vertraut gemacht werden können und wie eine sarglose Bestattung eingeführt werden kann.

Die Sitzungen der drei Frauen und zwölf Männer werden von der Integrationsbeauftragten Isabella Doktor als Geschäftsführerin des Ausländerbeirats sowie von der Frauenbeauftragten Eva Scholz, Sachgebietsleiterin Gleichberechtigung, Integration und Prävention, begleitet.

Das kulturelle Programm im Bürgerhaus eröffnete der Frauenchor The Females mit dem „Strandbikini“ und Cohens „Halleluja“. Die Mädchen der Folkloregruppe Alegria del Sur vom spanischen Elternverein Obertshausen zeigten Rumbas, Sevillanas und Bulerias, eine Formation des Vereins Bildung und Soziales Offenbach präsentierte türkische Choreographien. Wenig bekannte Volkstänze brachte die Gruppe der Bulgaren mit, es folgten die türkische Instrumentalgruppe der Musikakademie Medet Aslan, die Tanz- und Musikgruppe des deutsch-griechischen Kulturforums Kinisis und das italienische Ensembles In Coincidenza. Ein Schminktisch für Kinder und ein internationales Büfett verliehen dem Fest noch mehr Vielfalt.