Winterfest der Artificial Family im Naturschutzgebiet Vorfrühlingshafte Temperaturen locken viele Besucher an

Strahlender Sonnenschein, gute Musik und ein tolles Programm sorgten beim Winterfest der Artificial Family für einen schönen Nachmittag. Foto: man

Mühlheim (man) – Wie gar nicht mal selten in den letzten Jahren hatte der Artificial Family Verein auch diesmal mit dem Wetter Glück. Über den Nachmittag verteilt, kommen, bleiben und gehen am vergangenen Sonntag vielleicht hundert Besucher, die in der Sonne nicht zu frieren brauchen.

Sicher dürfte er das Gefühl von manchem irgendwie treffen, der Marco Pleil, wenn er im Refrain eines seiner Lieder zur E-Gitarre intoniert, „auch dieses Jahr bleibt alles anders“. Da schwingt sie mit im Songtext, die Tristesse der ewigen Wiederholung, „die gleichen Säle, das alte Leid“, verknüpft mit der Utopie, „wenn ich Fame bekäme, dann stünde ich bereit“. Die Langeweile des Alltags weiß der Mensch meist nur dann zu schätzen, wenn sie verfliegt, wenn Krankheit, Tod und Trennung gleichsam über Nacht ins Leben krachen.

Auf dem Winterfest des Artificial Family präsentierte sich der Sänger und Songwriter aus Obertshausen als Solist. Schön etliche Jahre tritt Pleil alleine auf. Sein Stil erinnert an den Britpop der 90er. Manche kennen den 45-Jährigen noch als Mitglied von einer Band wie ‘Strange’, mit der Pleil in jungen Jahren zwischen 1989 und 1996 sicher auf den großen „Fame“ hoffte. Von 1999 bis 2011 stand der Mann mit der Gruppe ‘Cloudberry’ auf den Bühnen, „mehr als einmal auch beim Steinbruchfestival der Artificial Family“. Doch irgendwann werden auch junge Leute älter. Dann heißt es Kinder zeugen und Hypotheken abbezahlen, „das Leben lässt sich dann nicht mehr mit rock’n roll verbinden“. Als die Band sich auflöste, machte Pleil alleine weiter, hauptsächlich mit eigenen Melodien, eigenen Texten, die meisten auf deutsch. Das gilt in der Branche als weit schwerer als Englisch. In der Popmusik fällt es im Englischen leichter, sich hinter Floskeln zu verstecken.

Ein Winterfest kann klimatisch auch so richtig in die Hose gehen, das Risiko ist jedenfalls gewaltig. Am Sonntag hatten die Organisatoren um Alex Rauschmann großes Glück. Ohne zu frösteln, lässt es sich problemlos in der Sonne sitzen. Gegen Nachmittag sind rund 70 Besucher erschienen. Rauschmann erzählt, wie das Fest in der Vergangenheit auch mal ausfallen musste, „denn es fehlte an Helfern“.

Danach sieht es heute nicht aus. Hinter dem Essensstand sorgen einige dafür, dass niemand auf die Rindswurst oder den Couscous ewig warten muss.

Ein Höhepunkt des Jahres auf dem Gelände am Rande des Naherholungsgebiets ist natürlich das Steinbruchfestival, das die Artificial Family in 2019 vom 14. bis zum 16. Juni in der 27. Auflage veranstalten wird. Rauschmann erzählt, wie es einmal gelang, eine namhafte US-Band zu engagieren, weil die ohnehin gerade durch Deutschland tourte. Im Vorfeld habe man die Luft angehalten, denn das Management hatte einen detaillierten Plan gesendet, was es für die Jungs zu essen geben solle, auch in welchem Hotel man zu nächtigen gedenke. Am Ende gestaltete sich alles ganz unkompliziert, „die aßen mit uns und pennten dann auf dem Gelände“.

Marco Pleil konzertierte als Solist etwa schon auf dem Trebur Open Air oder dem Musikfestival Maifeld Derby ist Mannheim. Auch wenn es momentan nicht danach aussähe, „ausschließen will ich nicht, dass ich irgendwann doch wieder mal mit einer Band vor Publikum stehe“.