HAUS ZUM LÖWEN 1.000-Euro-Scheck fürs „Museum des Monats“ Informativ und unterhaltsam

Gruppenbild mit Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn (rechts) in der Stadtgründungsabteilung. Vorne ist das alte Rathaus zu sehen, hinten rechts blickt Stadtgründer Graf Johann Philipp in die Szene. Dr. Bettina Stuckard (von links), Christian Kunz, Christine Wagner und Hartmut Honka freuen sich über die Wertschätzung fürs Museum. F: Postl Bild: -

Neu-Isenburg – Das Haus zum Löwen ist nicht nur ein Stadtmuseum – es ist auch Werkstatt und Ort der Begegnung. Mit Workshops und Veranstaltungen lockt das Team um Leiter Christian Kunz Besucher aus der ganzen Region an und knüpft gleichzeitig feste Bande mit den Isenburgern. Dieser Einsatz wird nun abermals belohnt: Hessens Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat das Haus zum Löwen als „Museum des Monats“ ausgezeichnet und 1.000 Euro Preisgeld übergeben. „Ich bin begeistert, wie das Haus zum Löwen Menschen zusammenbringt und vor allem Besucherinnen und Besucher erreicht, die sonst eher weniger ins Museum gehen“, sagt Dorn.

Die Bewerbung, die Dr. Bettina Stuckard und Christian Kunz an den Museumsverband Hessen geschickt hatten, glich einer Liebeserklärung an „ihr“ Museum. Die Kulturbüro-Chefin und der Museumsleiter begeisterten wiederum den Museumsverband. Nicht minder begeistert war man im Ministerium für Wissenschaft und Kunst, das die Auszeichnung „Museum des Monats“ verleiht. „Sie haben genau das beschrieben, was hier von ihnen und ihrem Team auch gelebt wird – das konnte ich gerade selbst erleben“, sagt die Ministerin nach ihrem Rundgang. „Die Identifikation mit ihrem Museum wirkt nicht aufgesetzt, sondern wird durch alle Beteiligte gelebt – das hat mich beeindruckt“, sagt sie, bevor sie die Auszeichnung an Kunz übergibt.

Diese nehme er für das ganze Team dankend an, antwortet Christian Kunz: „Es zeigt uns, dass unsere Arbeit, die wir alle mit Herzblut einbringen, auch über die Stadtgrenzen hinaus beachtet wird und eine Wertschätzung erfährt.“ Welche Schätze und Kostbarkeiten das Haus zu bieten hat, erläutert Kunz in seiner gewohnt lebendigen Art. Auf drei Stockwerken zeigen in der Löwengasse 24 Exponate, Filme und Audiostationen die Entstehung des Dorfes. Die Geschichte und Lebensweise der ersten Hugenotten, die vor der Verfolgung in Frankreich flohen und beim Grafen Johann Philipp zu Ysenburg und Büdingen Schutz fanden, ist ein Schwerpunktthema. Auch die wirtschaftliche und demografische Entwicklung zur Stadt wird anhand von Handwerks- und Gewerbezweigen gezeigt.

In jeder Abteilung stehen prominente Neu-Isenburger für ihre Zeit oder besondere Schwerpunkte der Stadtgeschichte – von der Opernsängerin Anny Schlemm bis zum Astronauten Thomas Reiter. Letzterem ist der Thomas Reiter-Weltraum im Dachgeschoss gewidmet, dort wird die Zukunft Neu-Isenburgs fortgeschrieben. Interessiert verfolgt die Ministerin die Geschichte vom Traum eines Schülers namens Thomas, der als Elfjähriger einen Brief an den US-Astronauten Neil Amstrong schrieb, um ihm seinen Berufswunsch „Astronaut“ mitzuteilen. Spontan zückt Dorn ihr Handy: „Das muss ich fotografieren und meiner Familie zeigen, das ist ja sensationell.“

Überhaupt ist Angela Dorn voll des Lobes für das Haus. „Das gemeinsame Entdecken und die Nutzung des Museums als Veranstaltungsort stehen im Vordergrund: Es gibt historische Tanzkurse, Stadtspaziergänge, Ebbelwei-Gespräche – das Haus war früher ein Gasthaus – und immer wieder Sonderausstellungen zu aktuellen Themen wie Flucht oder derzeit eine Schau zum 175-jährigen Jubiläum der Nationalversammlung von 1848 und ihre Auswirkungen auf die Region“, führt sie aus. Dem Team gelinge es stets aufs Neue, mit Vereinen und Gruppen aus der Stadt Ausstellungskonzepte zu entwickeln, die die unterschiedlichsten Menschen erreichen. „Damit bauen sie Berührungsängste und Schranken in der Kultur ab – ein Thema, das mir sehr wichtig ist. Denn nur wo kluge und kreative Köpfe sich entfalten können, tragen sie dazu bei, dass unsere Gesellschaft zukunftsfähig wird“, sagt Dorn.

Stuckard hat zuvor die geschichtlichen Hintergründe des Hauses geschildert. 1702 war das „Gasthaus zum goldenen Löwen“ für die ersten hugenottischen Siedler ein Treffpunkt, dessen Besuch von den Kirchenältesten nicht allzu gerne gesehen wurde. Trinken und Spielen widersprach der Kirchenzucht. Neben der Kirche dürfte das Gasthaus trotzdem das wichtigste Gebäude gewesen sein.

In den folgenden Jahrhunderten war das „Haus zum Löwen“ Notquartier und Volksküche und ab 1958 Heimatmuseum. 1976 wurde das Haus wegen Baufälligkeit abgerissen, 1978 originalgetreu wieder aufgebaut. Das Kellergewölbe von 1702 blieb erhalten. 2007 erfolgte auf Initiative des damaligen Bürgermeisters und heutigen Landrats Oliver Quilling eine grundlegende Modernisierung des Museums. Eine bauliche Erweiterung und die neue Konzeption der Dauerausstellung waren die Eckpfeiler des Umbaus. Im Jahr 2011 konnte das Haus zum Löwen schließlich in seiner jetzigen Form eröffnet werden.
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