150 JAHRE SPD Bei der Geburtstagsfeier geht es auch um die Bedeutung der Demokratie Sich mit Mut den Veränderungen stellen

Die Geschichte der SPD wird in einer Plakatausstellung im Foyer der Hugenottenhalle nachgezeichnet, die auch von Vertretern anderer Parteien wie Dr. Oliver Hatzfeld (CDU, links) und Andreas Frache (FDP, Dritter von links) interessiert betrachtet wurde. Bild: Postl

Neu-Isenburg – Großer Bahnhof in der Hugenottenhalle: Der SPD-Ortsverein feiert sein 150-jähriges Bestehen und nimmt die Gäste mit auf eine Zeitreise von der Gründung im Kaiserreich bis zur Gegenwart. Zugleich geht es um die Bedeutung und Verteidigung der Demokratie. Einen Eindruck von der Geschichte der traditionsreichen Partei bekommen die Besucher durch die Schau mit Wahlkampf-Plakaten. Neben Sprüchen wie „Hör auf Deine Frau“ ist ein Plakat zur Reichstagswahl 1932 besonders nachdrücklich, kurz vor der Machtergreifung der Nazis. Auf den Kampf der SPD gegen die NS-Diktatur wird am Abend mehrmals eingegangen.

SPD-Vorsitzender Florian Obst kann neben Parteimitgliedern wie dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Kaweh Mansoori und dem Bundestagsabgeordneten Jens Zimmermann auch Vertreter von CDU, Grünen und FDP in Neu-Isenburg sowie von Vereinen, Verbänden und Feuerwehr begrüßen. „Heute feiern wir nicht nur ein Jubiläum, sondern auch eine Geschichte des Engagements, der Solidarität und des unermüdlichen Einsatzes für die Rechte und Würde jedes einzelnen Menschen“, sagt er in seiner Festrede. Selbst in den dunkelsten Stunden des Nationalsozialismus kämpften die SPD-Mitglieder für eine Gesellschaft, in der jeder in Würde und Freiheit leben kann. Nach Kriegsende hätten SPD-Männer Neu-Isenburg wieder aufgebaut. Als weiteren Meilenstein bezeichnet Obst die Entspannungs- und Friedenspolitik von Willy Brandt. Brandts Worte „Mehr Demokratie wagen“ blieben ein Leitstern für die SPD. Die Regierung stehe angesichts der Krisen vor großen Herausforderungen. Der Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft, die Förderung von Innovation und Bildung sowie die Sicherung von sozialer Gerechtigkeit stünden im Mittelpunkt. Es bedürfe einer engen Zusammenarbeit mit den Bürgern sowie den internationalen Partnern, um eine lebenswerte Zukunft für alle zu gestalten.

Hessens stellvertretender Ministerpräsident Kaweh Mansoori erinnert an den Widerstand der SPD-Fraktion um Otto Wels gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis 1933. Als Bundestagsabgeordneter, der er vor sechs Wochen noch war, fand er es beeindruckend, auf dem Weg zu Sitzungen an den Namen vorbeizugehen, die am 23. März 1933 gegen das Gesetz gestimmt haben. Auch heute sei die Demokratie in Bedrängnis, angesichts von Kräften, die scheinbar einfache Antworten auf komplexe Probleme haben. Zudem würden viele Leute nicht mehr an eine bessere Zukunft glauben. Doch es sei gerade die Stärke der Demokratie mit unterschiedlichen Positionen und Meinungen, Lösungen zu finden. Gefragt seien Visionen, Pragmatismus und Mut zu Entscheidungen. Mansoori begrüßte es, dass so viele Menschen für die Demokratie auf die Straße gegangen seien. Danach skizzierte Yvonne Lammersdorf die Entwicklung der SPD von der Gründung bis zum ersten Bürgermeister nach dem Ersten Weltkrieg. Die Geschichte bis heute mit vielen Persönlichkeiten und Anekdoten ist in einer lesenswerten Festschrift zusammengefasst.

Es folgen zahlreiche Grußworte – unter anderem von Bürgermeister Gene Hagelstein, der 2021 nach 40 Jahren den Posten des Bürgermeisters wieder für die SPD zurückholte, und von Vertretern der anderen Parteien. Natürlich dürfen auch Ehrungen nicht fehlen. Ursula Grau bekommt die Willy-Brandt-Medaille, den Ehrenbrief für ehrenamtliches Engagement erhalten Bernd Joe Schmidt, Yvonne Lammersdorf und Christian Beck. Mit dem Georg-Koser-Preis wird Markus Munari ausgezeichnet. Für die musikalische Gestaltung sorgten Thomas Peter-Horas mit Arbeiterliedern und die Melodia Boys und Girls.
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