Im Naturschutzgebiet sind Besucherlenkung und Informationen geplant Neues Konzept zum Schutz des Gehspitzweihers

Soll auch weiterhin Raum zum ungestörten Brüten für Vogelarten bieten: Der Gehspitzweiher. Foto: col

Neu-Isenburg (red) – Auf Einladung von Bürgermeister Herbert Hunkel trafen sich vor einigen Tagen im Rathaus Vertreter der Oberen Naturschutzbehörde, des Forstamtes Langen und von Stadt-Forst Frankfurt, der Unteren Naturschutzbehörde, der Isenburger Polizei, des Fachbereichs Ordnung sowie Natur und Umwelt der Stadt sowie Vertreter der lokalen Naturschutzverbände, um über eine Optimierung des Schutzes im Naturschutzgebiet Gehspitzweiher zu beraten.

Ernst Böhm, Gebietsbetreuer und Mitglied der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz schilderte die Lage: Besonders im Sommer würden bei warmer Witterung die meisten Verstöße gegen die mit einem Naturschutzgebiet verbundenen Auflagen begangen. Die ehrenamtlichen Helfer seien am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt. Obwohl für alle Naturschutzgebiete per Verordnung ein generelles Betretungsverbot außerhalb zugelassener Wege gilt, häufen sich am Gehspitzweiher seit etwa drei Jahren unschöne Vorfälle: Hunde und ihre Besitzer laufen immer wieder ins Gebiet und der Weiher verlockt zum Baden.

Kontrollgänge von Naturschützern, Forst und Mitarbeitern der Ordnungsbehörde erfassen nur die Spitze des Eisbergs. Immer wieder sind sie mit Uneinsichtigkeit und teilweise aggressivem Verhalten konfrontiert. Dieser Entwicklung soll nun mit einem neuen Konzept begegnet werden. Einigkeit bestand unter den Fachleuten darüber, dass eine lückenlose Kontrolle nicht geleistet werden kann, zumal es viele andere Schutzgebiete gibt, die auch unter Beobachtung stehen. Stattdessen wurde eine bessere Koordination der Einsätze beispielsweise über einen Kontrollplan vereinbart.

Außerdem werden eine bessere Information der Besucher und eine Besucherlenkung erörtert. Zur Information zählt das Wiederaufstellen der amtlichen Naturschutzschilder an strategisch wichtigen Punkten wie Zuwegungen.

Ein weiteres Schild soll direkt am Eingangstor des Waldparkplatzes angebracht werden. Hier sind auch Piktogramme denkbar, die bildhaft darstellen, dass Hunde an der Leine zu führen sind, Wege nicht verlassen werden dürfen und Baden nicht erlaubt ist. Darüber hinaus soll es an ausgewählten Beobachtungsstellen gut gestaltete Informationstafeln geben, die über die Bedeutung des Gebiets für seltene Tiere und Pflanzen aufklären. Gleichzeitig vereinbarten die Gesprächsteilnehmer, dass der Verlauf des Rundweges mit Hinweis auf die Beobachtungsstellen an den Hauptzugangsbereichen dargestellt wird. Nicht zuletzt könnte es nach dem Beispiel der Baierhansen-Wiesen eine naturpädagogische Aktion über ein bis zwei Wochen geben, um Menschen für das Gebiet zu sensibilisieren.

„Uns ist es wichtig, den Menschen zu vermitteln, warum das Naturschutzgebiet Gehspitzweiher so wertvoll ist und dass besondere Vorschriften in einem Naturschutzgebiet kein Selbstzweck sind, sondern ausschließlich dem Schutz von Tieren und Pflanzen dienen. Damit erreichen wir mehr als mit bloßen Strafandrohungen“, sagt Bürgermeister Herbert Hunkel. Zur Besucherlenkung wollen die Verantwortlichen an neuralgischen Punkten feste, landschaftsgerechte Zaunelemente installieren. Damit wird auch optisch klar gekennzeichnet, dass ein Betreten verboten ist – ein wichtiger Faktor, wenn es zu Anzeigen und Ordnungswidrigkeitsverfahren kommt. Denkbar sind auch gezielte Maßnahmen, um das Betreten, Lagern und Baden unattraktiv zu machen. Der Forst will prüfen, ob einzelne Forstschneisen, die auf das Schutzgebiet stoßen, geschlossen werden können. Rechtlich ist die Obere Naturschutzbehörde für die Sicherung des Gebiets und Vorgaben zur Pflege verantwortlich. Das Forstamt Langen führt im Auftrag des Regierungspräsidenten die erforderlichen Pflegemaßnahmen durch. Unterstützung leisten ebenfalls ehrenamtlich tätige Naturschützer.

Alle Beteiligten sind sich einig, dass nun effektiv gehandelt werden muss, damit das Naturschutzgebiet auch künftig seine Funktion als Lebensraum für gefährdete Tiere und Pflanzen – gerade auch im Ballungsraum – erfüllen kann. Der Gehspitzweiher ist eines der bedeutendsten Naturschutzgebiete des Kreises Offenbach. Insgesamt 25 Hektar verteilen sich auf die zentrale Wasserfläche mit ihren Inseln und abwechslungsreichen Uferzonen sowie Land in einer Mischung aus Rasen, sandigen Böschungen und Gehölzen bis hin zu lichtem Kiefernwald. Entsprechend vielfältig ist die Tierwelt. Besondere Bedeutung hat der Gehspitzweiher für die Vogelwelt. Zahlreiche Vogelarten wie der Flussregenpfeifer brüten im Gebiet, nutzen den Weiher zur Nahrungssuche oder als Rastplatz während der Zugzeit.