VOLKSHOCHSCHULE Leitung sucht dringend neue Dozenten Sorgen trotz Aufwärtstrend

Über den sich abzeichnenden Zuspruch im Frühjahrssemester freuen sich Vhs-Geschäftsführerin Sabine Wershoven (links) und Vorstandsvorsitzende Christine Wagner. Allerdings wünschen sie sich mehr Unterrichtende. Bild: Strohfeldt

Neu-Isenburg – Einen deutlichen Aufwärtstrend und ein großes Interesse an den Kursen verzeichnet die Volkshochschule Neu-Isenburg nach der Überwindung der Pandemie. Die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer von mehr als 4.000 im vergangenen Jahr nähert sich so langsam wieder der vor Corona an. Und doch plagen Geschäftsführerin Sabine Wershoven und Vorstandsvorsitzende Christine Wagner Sorgen. Es gibt einen Engpass bei den Dozentinnen und Dozenten. Deshalb stehen sogar Angebote auf der Kippe.

„Corona war auch für uns eine schwere Zeit“, berichtet Wershoven. Dabei habe es keinen Lockdown für die Bildungseinrichtung gegeben. Kurse mit Minigruppen hätten stattfinden dürfen. Doch das Interesse sei eher gering gewesen, da viele Angst vor eine Ansteckung gehabt hätten. Staatliche Überbrückungshilfen habe es nicht gegeben. Die generell beliebten Vhs-Reisen hätten hingegen in der Pandemie nicht stattfinden dürfen. Deshalb habe die Vhs für dieses ausgefallene Angebot wiederum finanzielle Hilfe erhalten. „Dadurch sind wir glimpflich davongekommen“, betont die Geschäftsführerin.

Froh zeigt sie sich darüber, dass bis auf eine Ausnahme alle Kurse wieder in Präsenz stattfinden. „Es ist ein Glück, dass wir uns wiedersehen.“ Das komme der Zielrichtung der Vhs entgegen. „Denn neben Bildung und Gesundheitsförderung sind für die Interessierten das Zusammensein und der persönliche Austausch wichtig“, führt sie weiter aus. Und nach einem Kurs gehe es oft noch ins Café oder in die Gaststätte. So könnte alles seinen gewohnten Gang nehmen, wenn da nicht das Problem mit den Dozentinnen und Dozenten wäre. Auch das lässt sich auf die Pandemie zurückführen. Viele Hauptamtliche, die bei verschiedenen Einrichtungen Kurse gaben, mussten sich während den Corona-Einschränkungen umorientieren und fanden andere Jobs. Diese Lehrer stehen nun nicht mehr zur Verfügung. Aktuell sucht Wershoven Leitungen für klassische Kurse wie Wirbelsäulengymnastik, Faszien-Yoga oder Französisch. Früher wäre sie in einem Dozentenpool fündig geworden. Doch dieser sei mittlerweile leergefegt. Wershoven hofft trotzdem, die betreffenden Kurse im Frühjahrssemester anbieten zu können. Diese werden schon rege nachgefragt. Hinzu komme, dass die Volkshochschule auch im Vergleich zu den Einrichtungen in Frankfurt und Offenbach geringere Honorare zahlen kann. Gesucht würden also Menschen, die Spaß am Unterrichten haben und finanziell nicht davon abhängig seien.

Der Engpass betreffe alle Volkshochschulen. Deshalb habe der hessische Verband schon eine Marketingkampagne gestartet, um neue Interessierte zu gewinnen. Überhaupt sei es schwierig, eine Volkshochschule finanziell über Wasser zu halten. Der Anspruch der gemeinnützigen Bildungseinrichtung sei es, niedrige Gebühren zu nehmen. Die Einnahmen sowie die Zuschüsse von Stadt und Kreis würden kaum noch ausreichen. Zu einer wichtigen Einnahmequelle sind deshalb die Integrationskurse (siehe Kasten) geworden, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziert. Natürlich hat die Vhs auch den Anspruch, bei der Integration zu helfen. Allerdings sei damit ein hoher bürokratischer Aufwand verbunden. Eineinhalb Stellen kümmern sich bei der Volkshochschule mittlerweile um die Organisation, Beratung, Einstufungstests und Abrechnungen. „Doch sie sind eine wichtige Finanzierungsquelle für uns“, so Wershoven. Generell seien die Volkshochschulen in Deutschland die größten Anbieter von Integrationskursen. Allerdings passe die starre Struktur dieser Lehrgänge, von denen es mittlerweile zehn mit sechs Modulen gebe, eigentlich gar nicht zu der eher lockeren Art der Volkshochschule. Denn da soll die Vermittlung von Bildung und Gesundheitsvorsorge Spaß machen.

Auf die Frage nach Veränderungen bei den Kursen antwortet Wershoven, dass es kaum Wünsche der Kundinnen und Kunden gebe. Nach Corona seien alle über das jetzige Angebot froh.

Kleine Änderungen gebe es aber doch. In dem traditionell starken Gesundheitsbereich sei das Interesse an Yoga nicht mehr ganz so stark, dafür seien die klassischen Wirbelsäulenkurse und Qigong wieder beliebter. Die Geschäftsführerin führt das auf das höhere Durchschnittsalter der Interessierten zurück, die sich auf sanfte Weise bewegen wollten.

Leichte Rückgänge verzeichnet sie bei den Sprachen. „Englisch können mittlerweile die meisten“, vermutet Wershoven. Dagegen werde der EDV-Bereich nun mehr von Jüngeren nachgefragt. In der Schule seien beispielsweise Powerpoint-Präsentationen sehr wichtig. Doch es werde kaum gezeigt, wie diese zu erstellen seien.

Weiterhin groß sei das Interesse an Kochkursen. Dort stünden vegetarische und vegane Angebote hoch im Kurs – anders als noch vor ein paar Jahren. Dazu kann Wershoven eine Anekdote erzählen. Eine Inderin habe vor ein paar Jahren die vor allem vegetarische Küche ihres Landes präsentiert. „Im Nachhinein beschwerten sich einige, dass es keine Fleischgerichte gab.“ Das wäre heute wohl anders. Wershoven: „Unsere Kurse spiegeln auch den Zeitgeschmack wider.“
 hok