LUMPENMONTAG Straßenkarneval lockt Tausende zu Linsensuppe und Umzug Verhext von früh bis spät

Mit viel Radau endlich wieder auf der Straße: Die Hexenzunft Lattwerschern sorgten im Isenburger Faschingsumzug für gute Laune.

Neu-Isenburg – Pirat Robert Funcke hat alle Aufmerksamkeit bei sich: Pünktlich um 14.11 Uhr zündet der Vorsitzende der Schützengesellschaft mit einem ohrenbetäubenden Knall die Kanone. Das ist der Startschuss zum Lumpenmontagszug. Die kunterbunte Parade mit 54 Nummern setzt sich die Frankfurter Straße herunter in Bewegung. Tausende säumen bei Kaiserwetter die Straße. Nach drei Jahren Pause – vor der Corona-Pandemie verhinderte 2019 ein Sturm den Umzug – sind die Menschen sichtlich ausgehungert nach dem ausgelassenen Straßenkarneval.

Ehrensenats-Präsident Harald Streb begrüßt hoch oben vom Senatswagen alle Teilnehmer persönlich. Erst wenn alle Nummern bei ihm an der Ecke zum IZ vorbeigekommen sind, setzt sich auch der Senats-Wagen als Abschluss in Bewegung. „Wir haben 400 Kilo Süßigkeiten an Bord“, sagt der Präsident und weiß, dass er damit die wartenden Kinder glücklich machen wird. „Wir freuen uns natürlich, dass es jetzt wieder los geht. Wir haben insgesamt fünf Straßenmusikgruppen im Umzug, die richtig für Stimmung sorgen“, ist Zugmarschall Gregor Belz überwältigt von dem vielfältigen Umzug.

Sie sind alle da, der „Watz un sei Fraa“, die Schwarze Elf, die Watzedonier, die Hexenzunft und die Lumpengruppe. Ebenso wenig fehlen dürfen die Schwellköpfe. Es sind diesmal gut ein Dutzend angehende Abiturienten der Goetheschule, die unter den ab zehn und bis zu 25 Kilo schweren, riesigen Schwellköpp-Masken stecken und diese mehr als eine Stunde lang auf ihren Schultern durchs Städtchen schleppen, erzählt Schwellkopp-Marschall Dieter Milkau. Er sei dankbar für die Unterstützung.
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Auch als Zugordner habe man Schüler aus dem Abi-Jahrgang gewinnen können, die im Gegenzug ihre Kasse für den Abiball aufbessern.

Unterstützung bekommen die Isenburger Narren aus den Vereinen der Stadt und den Karnevalisten aus Dreieich. Besonders fallen Isenburgs Rollsportler auf: Unter dem Motto „Eiszeit 2.0“ rollern die Mädels als glitzernde Schneeflocken durch die Menschenmassen. Die Fußgruppe vom Kinderzirkus Wannabe trumpft mit Kunststücken auf: Jonglage und Stelzenläufer, die bewundernswert souverän kilometerlang die Frankfurter Straße hinunterstaksen.

Ein Hingucker ist die Gruppe des Kindergartens St. Franziskus: Kinder, Erzieher und Eltern wandeln als vier Jahreszeiten durch die Straßen – Frühling, Sommer, Herbst und Winter in zuckersüßen Kostümen dargestellt. „Wir haben die vergangenen drei Wochen an den Kostümen gebastelt. Das Thema ist auch unser Jahresthema in der Kita“, verrät Claudia Sturm vom Team St. Franziskus als putziger Schneemann verkleidet.

Die Dreieicher Narren bringen königlichen Glanz in die Hugenottenstadt: Prinzessin Alexandra winkt mit ihrem Prinzen Sebastian vom Wagen der Bimmbären, auch der SKV, die Bremser und die SG Götzenhain sind mit zahlreichen Gruppen am Start.

Der höchste Feiertag in Watzedonien ist lang. Bereits um 6.30 Uhr zieht der Weckzug der Hexen und Lumpen mit Fackeln trommelnd durch die City. Auch der Linsensuppenanstich um 10.45 Uhr in der Bahnhofstraße ist so gut besucht, dass es gemütlich eng wird – und dass die laut Suppenmarschall Roland Klammes diesmal gut 1.000 Liter Linsensuppe reißenden Absatz finden. Viel Arbeit vor der Feierei hatten die „Linsensuppenmäuschen“: Bereits am Samstag haben sich fast 20 Helfer zum Schnippeln getroffen, am Montag ab 4 Uhr früh die Kessel angeheizt. Auch die Hexen sind am Montagmittag schon wieder gut drauf, hin und wieder werden Narren mit Konfetti „gestopft“ – Bürgermeister Gene Hagelstein erwischt’s bei seinem ersten Linsensuppenanstich: „Konfetti-Taufe!“