Rathaussturm und Fastnachtszug sorgen für Stimmung Im Dietzenbacher Rathaus regieren wieder die Narren

Letztlich war der Kampf der Verteidiger der Dietzenbacher Paragrafenburg vergeblich. Der Rathaussturm endete wie jedes Jahr mit der Kapitulation des Magistrats und der Schlüsselübergabe an die Tollitäten, in diesem Jahr Prinz Martin I. und Prinzessin Kerstin I. Foto: Dreger

Dietzenbach (liz) – Allmählich braut sich auf dem Europaplatz etwas zusammen, das dem Magistrat, der auf dem Balkon des Rathauses versammelt ist, die Knie weich werden lässt. Vor dem Rathauscenter steht bereits das Prinzenpaar der Dietzenbacher Tanzgarde bereit. Und mit ihm eine Gefolgschaft aus rund 100 Narren, die gewillt sind, die Macht über die Kreisstadt bis Aschermittwoch zu erkämpfen.

Dann setzt sich das Gefährt von Ihrer Lieblichkeit Kerstin I. und dem Prinzen Martin I. in Bewegung. Ein Tross aus Narren folgt. Auf dem Europaplatz haben sich Schaulustige versammelt. Manche tun ihre Unterstützung durch Kostüme kund, andere unterbrechen ihren Einkaufsbummel und verfolgen das Spektakel. Die Kanone der Gardisten der Karnevalsgesellschaft Egelsbach zieht die Blicke auf sich. Direkt vor dem Rathaus postiert gibt sie den ersten Schuss ab. Die jüngsten Narren halten sich zwar die Ohren zu, doch reißen dafür die Augen umso weiter auf. Dann beginnt Prinz Martin I. die verbale Attacke auf das „800 Jahre alte“ Regierungshaus. Bürgermeister Jürgen Rogg wehrt sich zunächst: „Ihr Narren da in Weiß und Blau, euch lass ich nicht in den Rathausbau.“
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Die typischen Farben der Tanzgarde finden sich im diesjährigen Motto des Umzuges wieder: Als Burgfräuleins präsentieren sie sich, der Wagen der Senatoren ist mit einer historischen Karte und Motiven aus der Kreisstadt geschmückt. Mit Unterstützung der „Crazy Monkeys“, des Kerbvereins und des Konzertorchesters Offenbach richtet auch Kerstin I. ihre Worte an den Bürgermeister. Holger Arnold, Vorsitzender der Tanzgarde, freut sich: „Wir sind hier fast 300 Leute auf dem Platz.“ Immer wieder unterbrechen Kanonenschläge den Schlagabtausch, bis die imaginäre Mauer schließlich einreißt. Der Magistrat ergibt sich und Erster Stadtrat Dieter Lang übergibt den symbolischen Schlüssel an die Prinzessin. „Der Himmel blau, die Sonne lacht – die Ditzebacher feiern Fassenacht“, ruft Prinz Martin in die Menge. „Es ist schön, dass hier sowas mit so viel Mühe veranstaltet wird, obwohl Dietzenbach keine Hochburg ist“, findet Zuschauer Alex Kastl. Seine siebenjährige Tochter Sarah sagt: „Das war richtig laut, aber es hat Spaß gemacht.“

Danach setzen die Narren ihren Weg fort. Die Gehwege füllen sich mit Schaulustigen, die ihre Tüte für Kamelle bereithalten. Mit etwas Verzögerung startet der Zug, der mit rund 30 Nummern deutlich länger als in den Vorjahren ist. Viele Gruppen orientieren sich bei ihrer Kostümwahl am Jubiläumsjahr der Kreisstadt und setzen auf Historie. Ein bunter Mix aus Zwergen, Wikingern und Piraten bahnt sich begleitet von viel Konfetti und noch mehr Bonbons den Weg durch die Straßen. Am Wegesrand sammeln Dinos, Feuerwehrmänner und Feen eifrig Gutsjer, die in hohem Bogen und einem kräftigen „Ditzebach helau“ durch die Luft fliegen. „Ein toller Zug, die Kinder hatten richtig was zu sehen“, meint Zuschauer Daniel Schletter. Renate Majewski wirft ein: „Er war zwar lang, aber dafür gab es zu wenig Musikgruppen.“

Der Zug endet am Feuerwehrmuseum als neuer alter Ort. Mit Tischen und Sitzgelegenheiten verpflegt die Feuerwehr die Narren in fester und flüssiger Form, die „Crazy Monkeys“, die mit ihrem LKW den Schluss des Zuges gebildet haben, beschallen die Meute noch bis in die Abendstunden mit Musik. Auch die Männerballetgruppe „Dietzi-Boys“, die aus Mitgliedern der Feuerwehr und Tanzgarde besteht, unterstreicht mit einem Spontanauftritt die Zusammenarbeit. „Wir wollen uns damit gegenseitig unterstützen“, sagt Ulrich Esau von der Feuerwehr. Die Tanzgarde habe das Event, die Feuerwehr die Lokalität. Auch die Narrenschar gewöhnt sich nach etwas Zeit an den neuen Ort der „After-Show-Party“. „Der Dietzenbacher braucht ein bisschen, aber dann läuft’s“, weiß Rolf von Kiesling, Vize-Vorsitzender der Tanzgarde