Offenbacher hatten Qual der Wahl: Weihnachtsmärkte in Bieber, Bürgel und Rosenhöhe „Böse Orange“ hat’s in sich

Peter Krausch und sein Junger Chor St. Josef singen das erste Mal auf der Rosenhöhe vor. Fotos: Mangold

Offenbach (man) – Wohin bei so vielen Angeboten? Bürgel, Bieber, Rosenhöhe: an einem Tag drei Stadtteil-Weihnachtsmärkte. Doch bei trockenem Wetter mit frischen Temperaturen verteilten sich die Offenbacher am Samstagabend ziemlich „gerecht“ und steuerten zumeist den Markt in ihrer Nähe an.

Einige hatten Bedenken, wegen des Busfahrerstreiks könnte es diesmal bei der SG Rosenhöhe ein bisschen mau aussehen. Weit gefehlt, sobald es dunkel wird, drängen sich die Leute. Zum ersten Mal tritt heute der Dirigent Peter Krausch mit seinem Jungen Chor St. Josef hier auf. Im Publikum steht mit Winfried Messerer einer, der normalerweise im Tenor der Truppe singt. Doch man hört es dem Mann schon beim Sprechen an, mit der erkältungsgeschwächten Stimme muss er Ruhe halten.

„Man sieht sich“, lautet eine Floskel zum Abschied nach Zufallstreffen. Auf den Offenbacher Weihnachtsmärkten sehen sich die Leute tatsächlich. Deshalb erscheint auch eine wie Dagmar Winter, Fastnachtsprinzessin von 2018. Die Lehrerin der Beethovenschule sieht hier mal wieder Rita Grindl, die mittlerweile pensionierte Kollegin. Außerdem firmiert auch Peter Krausch als Kollege. Der Musiker kommt stundenweise in die Grundschule, um mit den Kindern zu singen.

Das Glücksrad ein paar Meter weiter verantwortet Birgit Niewiesk, die Dritte Vorsitzende der SG Rosenhöhe. Niewiesk erzählt, am Abend vorher habe man zum ersten Mal ein Weihnachtssingen für Vereinsmitglieder veranstaltet, „es kamen überraschend viele Leute“.

Die Bürgeler feiern ihren Weihnachtsmarkt wie immer auf dem Dalles. Die Offenbacher Sozialdemokratie betreibt einen Essensstand. Bei Irene van Heemstra und der SPD-Landtagsabgeordneten Nadine Gersberg gibt es Chili con Carne. Um den Markt am Laufen zu halten, braucht es auch jene, die Arbeiten übernehmen, um die sich niemand prügelt. Elke Kromm, die Chefin der Jugendabteilung der RAGA-Fastnachter, tritt heute mit einem Hemd von „Pro Bürgel“ auf, dem Veranstalter des Weihnachtsmarkts. „Eben nannte mich jemand Spültrulla“, sagt die Frau, die Dutzende benutzter Glühweingläser im warmen Seifenwasser mit dem Schwamm auswischt, lachend. Durch den Glühwein könne Pro Bürgel etwa die Stromkosten decken, die an so einem Tag anfallen.

Nebenan haben die Damen der „Frauenfastnacht St. Pankratius Bürgel“ beste Laune. Das begünstigt vielleicht auch die Essenz, die Sprecherin Christiane Schwab und ihre Mitstreiterinnen mixen. Die nennt sich „Böse Orange“. Die Kombination aus Orangensaft, Weißwein und Rum hat es in sich.

Nichts für Klaus Engert. Der gönnt sich lieber ein Weißbier vom Stand der RAGA. Der Dritte Vorsitzende der TSG Bürgel vergleicht den Weihnachtsmarkt mit einem großen Familienfest, „hier triffst du sogar Leute wieder, die schon lange aus Bürgel weggezogen sind“.

In Bieber auf dem Ostendplatz, wo es nicht Weihnachts-, sondern Nikolausmarkt heißt, konstatiert Gabriele Ring, „mittags ging es verhalten los“. Abends um sieben kann die Vorsitzende des Bieberer Gewerbevereins zwischen den 30 Ständen längst tief durchatmen. Wer einen Glühwein vor sich trägt, muss aufpassen, dass er im Gedränge nicht überschwappt.

Die Leute kennen Björn Pittelkow vor allem als Metzger der „Offebacher Worscht-Designer“, die ihren Nebenerwerb im Sommer beendeten. Mit Ehefrau Marita Pittelkow verkauft der Bieberer jetzt ein ganz anderes Produkt als etwa die einst legendäre „Rindswurst mit Handkäs‘“. Bei den Pittelkows gibt’s heute Honig aus der eigenen Imkerei.

Die Christliche Gemeinde ist mittlerweile zwar von der Roseggerstraße nach Hausen umgezogen, dem Stadtteil Bieber fühlen sich die Christen, die Wert darauf legen, „keiner staatlichen Kirche“ anzugehören, immer noch verbunden. Mitglied Marlies Stindl präsentiert am Stand der Gemeinde Schriften zur geistlichen Erbauung.

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