Und wenn in Bürgel am Faschingsdienstag „Gut Stuss“ gerufen wird, dann kommen alle: Silke Kiwus ist dafür extra um 7 Uhr mit ihren Kindern in München losgefahren, um mit ihrer Mutter Erika den Umzug an der Seestraße zu erleben – getreu dem Nachnamen als Kiwi verkleidet, versteht sich. Für die 79-Jährige Erika Kiwus, geboren in Bürgel, an diesem Tag als Aushilfssheriff unterwegs, steht fest: „Ich komme jedes Jahr!“
Direkt gegenüber steht Thomas Bergmann in seiner Einfahrt, lässt eine Musikbox dröhnen und beobachtet, wie sich der närrische Ansturm zusammenzieht, die Menschen, mal ein Spiderman, mal ein roter Apfel, die Gehwege säumen. Wer will, bekommt einen heißen Sliwowitz, und als sich der Zug aus Richtung Brandenburger Straße hin zum Dalles in Bewegung setzt, kündigt Bergmann die Zugteilnehmer durch sein Megafon an.
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Dem Publikum prasseln die Kamellen entgegen, Gummibärchen, Popcorn, Chips sogar Putztücher fürs Motorradvisier, ein Mädchen öffnet seinen Regenschirm, um möglichst viele Süßigkeiten zu fangen.
Beim Umzug geben sich die Großkaliber der Bürgeler und Offenbacher Fastnacht die Ehre: Prinz Daniel I. und Prinzessin Ricarda I., das Prinzenpaar von Lederanien; der Elferrat der Ranzengarde; und als besondere Krönung das Raga-Kinderprinzenpaar inklusive Hofstaat, Prinzessin Sina I. von Burgilla und Prinz Lukas I. von Burgilla.
Mit knallender Konfetti-Kanone ist der Vespa-Club Bürgel angerückt, der auch noch einen eigenen Themenwagen präsentiert: „Schläft der Mängelmelder in seinem Zimmer, bleibt das Schlagloch am Dalles für immer“, prangt auf einer großen Tafel am Wagen der Gruppe. Besonderheit: Sogar Bieber präsentiert sich in Bürgel, als Zugteilnehmer ruft auch die Interessengemeinschaft Bieberer Fastnacht: „Gut Stuss – ahoi!“ Wann versöhnen, wenn nicht an Fasching?
Michael Tippmann organisiert für die Ranzengarde die Zugleitung, zeigt sich zufrieden: „Ich freue mich, dass zum Beispiel die Frauenfastnacht Pankratius und der Wassersportverein dabei sind.“ Selbstverständlich ist das in der heutigen Zeit nicht, hat doch auch der Bürgeler Umzug mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen: Stehen am Dienstag 32 Zugteilnehmer auf der Liste, waren es vor Corona noch etliche mehr, sagt Tippmann. Alles egal für diesen einen Tag.
Beim Blick auf den strahlenden Himmel über Bürgel, der einen ganz und gar trockenen Umzug ermöglicht, ruft Tippmann: „Der liebe Gott muss ein Berjeler sein!“ juf