OB: „Ich, Felix, schwenke jetzt die Fahn’“ Rathaussturm in Offenbach: Narren kapern das Beamtenschiff

OB Felix Schwenke schwenkt die weiße Fahne – sein Amtsvorgänger Horst Schneider (links), Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber mit roter Clownsnase und Kämmerer Peter Freier (rechts) beobachten die Kapitulation vor den Offenbacher Narren mit einem Lächeln. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Lange vor dem traditionellen närrischen Sturm aufs Rathaus hallen am vergangenen Samstag Fanfarenzüge wie Zauberklang durch die Straßen. Klar, in Offenbach steht zur Fastnacht – im Vergleich etwa zu Köln – nicht alles still. Hier fragen die Leute auf der Frankfurter Straße schon mal: „Was ist denn heute los?“

Die Uniformen der Narren, einst als Persiflage auf die napoleonischen Besatzungsgruppen getragen, sitzen ebenso akkurat wie die Schritte beim Marschieren. Gegen 13 Uhr füllt sich der Stadthof des Rathauses immer mehr. Auf das „Beamtenschiff“ steigt langsam die hohe Politik. Gegenüber auf dem Podium platziert sich Offenbachs Narrenaristokratie samt Kinderprinzenpaar aus Bürgel, Vanessa I. und Keanu I., und dem Prinzenpaar des OKV, Dagmar I. und Horst II. von Lederanien. „Gut Stuss, Ahoi, und laut Hallau, so grüßen wir vorm Rathausbau“, eröffnet der Till, unter dessen Eulenspiegelkappe Karl-Heinz Eitel steckt, schließlich den Sturm aufs Rathaus.

Es ist nicht das erste Mal, dass Felix Schwenke das Rathaus verteidigen wird, um die Narren am Ende dann doch ins Regierungsgebäude zu lassen. Vor ein paar Jahren vertrat der neue Oberbürgermeister schon einmal den alten, weil der sich im Urlaub befand. Horst Schneider steht heute ebenfalls auf dem Beamtenschiff, zusammen mit Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber und Kämmerer Peter Freier. „Das Schneiderlein, de Ex-OB, trägt würdevoll und voller Lust de Herrn-Orden auf der Brust“, wirft der OKV-Landesverweser Manfred Roth dem Pensionär Titelmissbrauch vor. Das will Schneider nicht auf sich sitzen lassen: „Ihr Narrenköpp, seid doch gescheit, ich bin ja hier und auch bereit, die Schirmherrschaft zu übergebbe an den neuen Ober-Deppe“. Nach dem OB-Amt tritt Horst Schneider jetzt den zweiten Posten an Felix Schwenke ab. „So schreit’ ich nun zur Übergabe mit Orden und viel Gehabe. Ich übergeb’ mit voller Kraft jetzt die Fastnachts-Schirmherrschaft“.

Der frisch behängte Felix Schwenke sieht sich mit Landesverweser Manfred Roth konfrontiert, der zur Finanzierung der großen Sause seine Forderungen stellt: „Drum holt die Euros bitte sehr schnellstens aus de Stadtkass’ her“. Worauf der neue OB korrekt konstatiert: „Du Narrenkapp’, du Witzfigur, ich sag’ dir schnell, die Kass’ is leer.“ Seine Weigerung endet schließlich im ersten Einsatz der Arterielle, in Form der Konfettikanone. Die Herren auf dem Beamtenschiff schießen zwar nicht scharf, aber die fliegenden Bonbons haben es in sich.

Schwenke macht ein Angebot – statt mit Geld sollen sich die Narren mit dem Rausch zufrieden geben: „Für euch steht der Bierstand hier. Könnt kostenlos heut Freibier trinken, braucht am Ausschank nur zu winken.“ Doch als es dann wiederum knallt und die Angreifer partout nicht weichen wollen, legt der neue OB seine erste Kapitulation im Amt aufs Parkett: „Drum hört doch auf mit eurem Wahn, ich Felix, schwenke jetzt die Fahn’.“ Ganz zur Freude des Prinzen Horst Weikum. Der hat derweil mit Prinzessin Dagmar Winter Plätze auf dem Beamtenschiff okkupiert: „Ab jetzt läuft es wie geschmiert, das Narrenvolk ab heut’ regiert. Der Magistrat ist abgesetzt, wir habbes Geld, wir feiern jetzt.“