Ring frei für Inklusion Boxclub Nordend stellt Projekt „Boxmedia“ vor

Die Teilnehmer des Projekts „Boxmedia – Inklusion im Quartier“. Ein halbes Jahr spielten, bastelten und trainierten nicht behinderte und behinderte Jugendliche zusammen mit Boxclub Nordend. Foto: Mangold

Offenbach (man) – In der Trainings- und Wettkampfhalle des Boxclubs Nordend erschienen am vergangenen Samstag mit Bürgermeister Peter Schneider und Schuldezernent Paul-Gerhard Weiß auch Vertreter der kommunalen Politik.

 Agnes Thölking vom Jugendbildungsamt hatte an den Nordring eingeladen, um das Projekt „Boxmedia – Inklusion im Quartier“ vorzustellen; einen Teil des Gesamtprojekts von „Jugend stärken im Quartier“. Dazu gehören Rubriken wie „Catering und Events“ und „Medienwerkstatt“, die sich geschmeidig in den Nachmittag einbinden lassen. Die Medienwerkstatt dokumentiert den Tag fotografisch.

Der Boxclub Nordend kann sich zwar auch ob seiner sportlichen Erfolge auf die Schulter klopfen lassen, bundesweite Beachtung findet der Verein über den Sport hinaus durch sein soziales Wirken. Ein Beispiel: Wer in der Schule schlechte Noten schreibt, darf nur trainieren, wenn er das Angebot zur Nachhilfe annimmt. Es lässt sich für manchen schon vorher erahnen, was Dezernent Weiß auf Nachfrage schließlich auch bestätigt: Er ist niemand, der zumindest schon mal mit dem Gedanken spielte, in den Boxring zu steigen. Peter Schneider weiß zwar durch seine Erfahrung als Fußballer, wie sich eine mal mehr, mal weniger gesunde körperliche Härte anfühlt, zum Boxen trieb es ihn jedoch ebenfalls nie. Er könne seine Hemmung, jemandem ins Gesicht zu schlagen, nicht ablegen. Nichtsdestotrotz, „was die Boxtrainer hier erzieherisch leisten, steht wiederum auf einem ganz anderen Blatt“. Der disziplinierende Faktor beim Boxen liegt im strengen Regelwerk.

Trainerin Katrin Hühn betreute im vergangen halben Jahr das Projekt, das sich heute vorstellt. Sara Gerbig (14) zeigt Schneider und Weiß, die bei der Mitmachaktion konzentriert an ihrer Deckung üben, in welchem Winkel die Füße stehen müssen.

Die Gymnasiastin von der Leibnizschule kennt seit einem halben Jahr Alexander Gerbig. Die Namensgleichheit der beiden ist Zufall. Der 17-Jährige geht auf die Fröbelschule mit Förderschwerpunkt auf der geistigen und körperlich-motorischen Entwicklung. Jeden Montag trainierten, spielten und bastelten Sportlerinnen aus dem Boxclub zusammen mit Fröbelschülern. Die Ergebnisse hängen in Form von Plakaten an der Wand. Die Kommunikation läuft natürlich anders als unter Klassenkameraden. Alexander braucht einen Tick länger, um Fragen zu beantworten.

Das „Fang-das-Tuch-Spiel“ habe ihm am meisten Spaß gemacht, erklärt er. Es geht darum, sich das Stück Stoff zu ergattern, das aus der Hosentasche des Gegners hängt. Sara erinnert sich am Rande, über welche Zufalls-Wege sie in den Boxclub fand. Mit einer Freundin hatte sie damals im verbalen Clinch gelegen, von der sie wusste, dass sie gerade im Boxclub trainiert. Um sich bei ihr für ein unbedachtes Wort zu entschuldigen, tauchte Sara dort auf. Seitdem steht auch sie im Ring.

In dem gibt Katrin Hühn die Kommandos. Eine Übung erfordert einen hohen Grad an Konzentration und Feingefühl. Einer liegt in der Mitte des Rings mit geschlossenen Augen auf dem Rücken. Jemand aus dem Kreis um ihn muss sich möglichst unbemerkt anschleichen, um ihn zu berühren. Wenn der Liegende spürt, aus welcher Richtung der Zugriff folgen soll, zeigt er hin. Wer sich vorsichtig genug bewegt, darf sich dann selbst niederlegen.

Die 28-Jährige kam über den Vater vor 20 Jahren Jahre zum Boxen. In Frankfurt absolvierte die mehrfache Hochschulmeisterin im Leichtgewicht eine Ausbildung zur Justizfachangestellten. Nach ein paar Jahren Berufserfahrung bei Gericht studierte Hühn Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Kultur und Medien. Das heißt, bei einem Thema wie Collagen, das an einem der Montage auf dem Plan stand, kennt sich die Frau ähnlich gut aus wie im Ring. Die Ergebnisse des Projekts „Boxmedia im Quartier“ fließen in Hühns Abschlussarbeit an der Fachhochschule in Frankfurt ein.

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