Nistkästen an Fassade an der Kirchgasse angebracht Bruthilfe für Offenbacher Mauersegler

Da schaut der Mauersegler: In Offenbach nistet es sich in diesem Jahr ganz hervorragend. Foto: p

Offenbach (red) – Die Offenbacher Mauersegler sind derzeit in Afrika unterwegs. An ihrem Sommersitz rund um Glocken- und Kirchgasse laufen derzeit aber schon die Vorbereitungen für ihre Rückkehr. Diese Straßenzüge in der Nähe des Büsingparks werden von den Vögeln für die Brut und Aufzucht der Jungen in der warmen Jahreszeit sehr häufig angeflogen. Deshalb hat die GBO Gemeinnützige Baugesellschaft aus dem Geschäftsfeld Immobilien der Stadtwerke-Gruppe jetzt in Absprache mit den Eigentümern im Rahmen einer Fassadensanierung in der Kirchgasse drei Brutkästen für Mauersegler aufhängen lassen. 

Die Liegenschaft wird von der städtischen Gesellschaft verwaltet. In Abstimmung mit dem Umweltamt will die GBO künftig generell bei Fassadensanierungen eigener oder von ihr verwalteter Liegenschaften darauf achten, ob es möglich ist, dort auch Bruthilfen anzubringen.

Die Eigentümergemeinschaft in der Kirchgasse hatte während einer Versammlung keine Einwände gegen den GBO-Vorschlag geäußert, die Bruthilfe an der Fassade zu montieren, berichtet Lothar Biesert, Bewohner und Verwaltungsbeirat des Hauses. Er selbst ist Hobby-Vogelkundler und hatte ein persönliches Interesse daran, den Mauerseglern am Haus eine Brutgelegenheit zu bieten. Er hofft nun, dass auch weitere Haus- und Wohnungseigentümer dem Beispiel folgen werden. „Anders als bei den Mehlschwalben muss man bei Mauerseglern nicht mal ein Brett unter den Nistplatz hängen“, erklärt er, Mauersegler würden die Fassade nicht beschmutzen.

 „Mauersegler sind sehr sauber“

Dies bestätigt auch Ingolf Grabow, Frankfurter Fachmann für Mauersegler. Er ist schon jahrelang beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) vor allem auch für diese Vögel aktiv. In dieser Eigenschaft berät er auch Frankfurter Wohnungsbaugesellschaften zum Thema Bruthilfen. Zahlreiche Nisthilfen sind auf seinen Vorschlag schon angebracht worden und er hat gute Erfahrungen damit gesammelt. „Mauersegler sind sehr sauber“, sagt Grabow, „viele Menschen wissen gar nicht, dass diese Vögel in Spalten an den Fassaden ihrer Häuser brüten.“

Mauersegler sind ohnehin nur für wenige Wochen ein Hausgenosse, da sie nur von etwa Ende April bis Anfang Juli in hiesigen Gefilden ihre Jungen großziehen. Dann fliegen sie weiter nach Afrika: Von Offenbach nach beispielsweise Mosambik sind es rund 8.700 Kilometer, die die Tiere bewältigen. Und die gleiche Strecke legen sie auf dem Rückweg zu ihrem Nistplatz in Offenbach im Frühjahr wieder zurück. Denn Mauersegler sind standorttreu. Bis zu 20 Jahre kann ein Tier leben und kommt immer wieder zur selben Brutstelle zurück, erzählt Grabow über die sauberen Mitbewohner. Da die Vögel mit Ausnahme der Brutpflege ununterbrochen fliegen, unterwegs auch fressen, lieben und mit jeweils einer Hirnhälfte im Wechsel sogar auch schlafen, erledigen sie auch den Stoffwechsel in der Luft und nicht an der Hausfassade.

Die genaue Stelle für die neuen Nistkästen an der Liegenschaft in der Kirchgasse wurde mit dem städtischen Umweltamt abgestimmt. Denn es galt, einem potenziellen Nachbarschaftskonflikt von Anfang an vorzubeugen: Weder sollte das Geschrei der hungrigen Brut die Mieter stören noch die regulären Bewohner die temporären Untermieter bei der Brutpflege. An der Ostseite des Hauses können die Mauersegler nun im kommenden Sommer in Ruhe brüten und ihre Jungen großziehen.